Amberg
11.08.2022 - 17:01 Uhr

Begegnungen gegen Vorurteile: Israelitische Kultusgemeinde Amberg präsentiert jüdisches Leben

Die Israelitische Kultusgemeinde Amberg ist offen für Begegnungen und will auch künftig Einblicke in das jüdische Leben geben. Zum Beispiel mit Synagogen-Führungen. Aber auch Tim Kurockin leistet einen Beitrag – mit "Meet a Jew".

Rabbiner Elias Dray (Mitte), Tim Kurockin, der die Ausbildung für "Meet a Jew" absolviert hat, und Nadine Randak als neue Bildungskoordinatorin der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, wollen auch künftig Interessierten Begegnungen mit dem Judentum ermöglichen. Geplant sind unter anderem regelmäßige öffentliche Führungen in der Synagoge. Bild: Wolfgang Steinbacher
Rabbiner Elias Dray (Mitte), Tim Kurockin, der die Ausbildung für "Meet a Jew" absolviert hat, und Nadine Randak als neue Bildungskoordinatorin der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, wollen auch künftig Interessierten Begegnungen mit dem Judentum ermöglichen. Geplant sind unter anderem regelmäßige öffentliche Führungen in der Synagoge.

Das Judentum gehört zu Deutschland, haben die höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik – von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – anlässlich der Feierlichkeiten zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ im Festjahr 2021 betont. Und jüdisches Leben findet nicht hinter verschlossenen Türen statt. Deshalb will auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Amberg an ihre diversen Aktionen zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ anknüpfen: Auch künftig sollen Menschen Gelegenheit haben, jüdisches Leben kennenzulernen.

Großen Anteil daran hat auch Tim Kurockin, 18 Jahre alt und Gemeindemitglied der IKG Amberg. Er hat erfolgreich die Ausbildung für das Projekt „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden in Deutschland abgeschlossen und will künftig unter anderem (aber nicht nur) an Schulen gehen und so insbesondere mit jungen Leuten ins Gespräch kommen. Ein ähnliches Projekt, nämlich „Rent a Jew“, hatte auch die europäische Janusz-Korczak-Akademie, eine jüdische Bildungseinrichtung in Berlin, bereits angeboten.

Ziel: Vorurteile abbauen

Ambergs Rabbiner Elias Dray ist stolz, dass mit Tim Kurockin das erste Mitglied seiner Gemeinde bei „Meet a Jew“ mitmacht. Der 18-Jährige selbst erklärt, dass er dieses Projekt auf Anhieb super fand. Ihm gefällt der Gedanke, dass durch die Begegnungen von Menschen Vorurteile abgebaut werden, Antisemitismus bekämpft wird, Juden und Nicht-Juden in Kontakt kommen. Der 18-Jährige betont, was ihm wichtig ist: miteinander zu reden statt übereinander.

Das Thema, das Tim Kurockin mit „Meet a Jew“ jungen Menschen näherbringen will, ist umfassend und vielfältig. „Es geht darum, das Judentum darzustellen“, sagt er. Und das findet er „ganz cool“. Es geht um jüdische Religion, Leben in jüdischen Haushalten, verschiedenen Ausrichtungen des Judentums (von orthodox bis säkular) und natürlich auch um Fragen, die bei den Begegnungen aufkommen. Bei seiner Ausbildung für „Meet a Jew“ hat Tim Kurockin vier Wochenend-Seminare besucht: je eines in Frankfurt und Berlin, zwei in Bad Sobernheim. Wie er erzählt, waren in seinem Kurs rund 50 Teilnehmer. „Das war der größte Jahrgang bisher“, weiß er.

Geschult wurde nicht nur vertieftes Wissen über die Religion, sondern beispielsweise auch Rhetorik. „Teilweise hatten wir Referenten, die direkt aus Israel kamen“, erzählt der junge Mann. Ebenso thematisiert wurde der Nahostkonflikt. Denn, so die Erfahrung aus anderen „Meet a Jew“-Terminen, es kommen stets Fragen zu Israel und Palästina. Sehr hilfreich fand Kurockin praktische Einheiten mit Simulation von Gesprächssituationen.

Interesse an seiner Religion kennt der 18-Jährige aus seinem persönlichen Umfeld: besonders dann, wenn das Judentum im Religionsunterricht thematisiert werde. „Da kommen dann Fragen nach unseren Feiertagen.“ Das Interesse sei da, das merke man schon. „Ich bin offen dafür“, unterstreicht der Abiturient, „ein Austausch ist immer sinnvoll und wichtig.“

„Ich freue mich, das er das macht“, sagt Rabbiner Elias Dray über Tim Kurockins Beteiligung an „Meet a Jew“. Um Bildungsarbeit in der jüdischen Gemeinde kümmert sich künftig auch Nadine Randak. Die 27-Jährige aus Regensburg ist neue Bildungskoordinatorin der IKG Amberg. Zu ihren Aufgaben gehören die Führungen in der Synagoge, die künftig an jedem ersten Sonntag im Monat stattfinden werden und bei denen die Geschichte jüdischen Lebens in Amberg, der Aufbau der Synagoge sowie jüdische Bräuche und Traditionen vorgestellt werden.

Lesung und Konzert

Wie die Bildungskoordinatorin weiter ausführt, wird im Herbst eine wegen der Pandemie zweimal ausgefallene Lesung nachgeholt. Am Dienstag, 25. Oktober, um 18.30 Uhr liest der Auto Igal Avidan aus seinem Buch „Mod Helmy – wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete“. Nachgeholt werden soll auch ein Konzert der 20er-Jahre-Band „Die Damen und Herren Daffke“, ein Termin dafür steht noch nicht fest.

Wer Interesse an einen Besuch von Tim Kurockin mit „Meet a Jew“ hat, kann sich ebenfalls bei der IKG Amberg melden. Demnächst wird mit Katarina Filin ein weiteres Gemeindemitglied die Ausbildung für „Meet a Jew“ beginnen.

Hintergrund:

Einblicke in jüdisches Leben

  • Öffentliche Führungen: in der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde in der Salzgasse 5
  • Termine: Jeden ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr (3. September; 2. Oktober; 6. November; 4. Dezember)
  • Gebühr: 5 Euro pro Person, ermäßigt (Schüler, Studenten): 1,50 Euro
  • Gruppenführungen: auch zu anderen Zeiten buchbar; Kosten pro Gruppe: 60 Euro, für Schulklassen 25 Euro
  • Anmeldung: bei der IKG Amberg unter 09621/13140 oder info[at]ikg-amberg[dot]de
 
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