Einige Kritiker sehen mit dem Um- und Ausbau der Wirtschaft zu einer "Großgastronomie" (Zitat) die Ruhe auf Ambergs Wahrzeichen gefährdet. Gemeint ist unter anderem die Nachtruhe, wenn künftig - wie anvisiert - vor allem auch Hochzeitspaare und andere größere Gesellschaften im Lokal feiern dürfen. Inklusive neuer Übernachtungsgelegenheiten ist das wohl bis in die Puppen möglich, so die Befürchtung. Wo bleiben Klosterruhe und Heiligkeit des Ortes?, lautet die Kritik.
Nun, Hochzeiten sind erst mal die Vollziehung eines Sakraments. Seien wir froh, wenn meist junge Leute heute noch den Bund der Ehe schließen und sich dafür tatsächlich einen besonderen Ort aussuchen: den Mariahilfberg mit seiner wunderschönen Kirche, die ihnen offenbar etwas bedeutet. Also gar nicht unheilig diese Wahl. Und logischer Weise gehört zu jeder Hochzeit eine Feier.
Die Franziskaner selbst, die die Hauptbetroffenen auf dem Mariahilfberg sind, haben sich in letzter Zeit zumindest öffentlich überhaupt nicht beklagt über die mögliche Störung ihrer (Nacht-)Ruhe. Im Gegenteil sind die Krakauer Patres da recht weltoffen, wie auch die erst kürzlich zu Ende gegangenen drei Wochen Welttheater mit abendlichen Aufführungen bereits zum dritten Mal direkt vor ihrer Haustür gezeigt haben.
Wenn man etwas kritisieren will - aber das ist in Amberg nicht opportun, weil alle das Bergfest so lieben -, dann ist es doch diese neuntägige Sause vor Kirche und Klostermauern. Denn Jahr für Jahr nehmen immer weniger Menschen am kirchlichen Programm teil, sitzen lieber drüben bei Bier und Bratwurst. Wo bleibt da eigentlich die Heiligkeit des Ortes?, wäre die zu stellende Frage, selbst wenn dieses Spektakel nur neun Tage dauert, aber seit Jahrhunderten alljährlich stattfindet. Doch dieses ketzerische Thema rühren wir lieber nicht an. Schließlich kann es jeder mit dem Glauben halten, wie er will.
Aber verglichen mit dem Bergfest, das den Ambergern auf die eine wie die andere beschriebene Weise heilig ist, erscheint die Gaststätten-Furcht schon etwas scheinheilig. Verlogen wollen wir nicht sagen, weil es jene Kritiker sicher gut meinen. Aber sie sollten die Realität sehen: Wir dürfen dankbar sein für jeden, der zum Berg kommt und dort Hochzeit feiern will - oder in Gottes Namen auch nur mal sein Bier auf der Terrasse trinkt. Denn danach oder davor schaut er vielleicht gar in die schöne Kirche hinein. Und wenn er genau hinsieht oder -hört, bemerkt er dort die (vermisste) Stille. Und die Möglichkeit, an so einem Ort über sein Leben nachzudenken. Besser, solche Leute kommen zum Berg. Denn Gott gibt jedem die Chance zur Reflektion und Umkehr.
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