Der junge Mann mit dem langen, dunklen Mantel, den schwarzen Handschuhen und der stilvollen Maske zieht die Blicke in der Fußgängerzone auf sich. Doch das liegt weniger an seinem Aussehen als an der Tatsache, dass er unweit des Rathauses vor einem Piano sitzt und klassische Musik zum Besten gibt. Werke von Chopin zum Beispiel oder die bekannte Filmmusik aus "Fluch der Karibik". Dmitry Horbach ist 31 Jahre alt, kommt aus Belarus (Weißrussland) und verdient dort sein Geld als Komponist, Pianist und Arrangeur. Normalerweise. Nicht so in Zeiten von Corona: "Das hier ist im Moment meine einzige Chance, Geld zu verdienen." 2018 und 2019 war er als Musiker beruflich in Nürnberg und Regensburg tätig. Nun hat er sich daran erinnert, dass es in etwa auf halber Strecke "eine schöne kleine Stadt" gibt, in der er sein Glück versuchen möchte: Amberg.
"Ich liebe solche Städte. Und ich liebe es, zu spielen", sagt der 31-Jährige, der sein eigenes Piano auf Rollen dabei hat und mit seiner Musik den Menschen eine Freude bereiten möchte. Musik, sagt er, tue in diesen Zeiten noch mehr gut als sonst. Einen Nachmittag lang war er am Mittwoch in Amberg. Wohin die Reise danach geht, entscheidet er kurzfristig: "Es kann sein, dass ich morgen noch mal hier bin. Oder in einer anderen Stadt. Ich weiß es jetzt noch nicht." Das Piano, an dem Rollen installiert sind, zieht er nach jedem Auftritt bis zu seinem Auto, an dem ein Anhänger befestigt ist. Das Geld, das er in Amberg verdient, benötigt er zum Leben. Als Gegenleistung spendet er den Ambergern "meine Zeit", wie er sagt.
Nur ein paar Meter weiter, in der Georgenstraße, sitzt Roland Hegedus an seinem Keyboard und singt gerade "Tears in Heaven" von Eric Clapton, als ein Passant fünf Euro in seinen Instrumentenkoffer legt. "Ich mag die Amberger. Sie sind immer sehr nett", sagt der 30 Jahre alte gebürtige Rumäne, der seit 2013 in Nürnberg als Berufsmusiker tätig ist. Hochzeiten, Weihnachtsfeiern. Firmenfeste und Geburtstagspartys - das sind die Haupteinnahmequellen des Mannes, dem es in finanziell schweren Zeiten natürlich auch ums Geld geht, aber nicht nur: "Ich finde es sehr schön, vor Publikum zu spielen. Wenn die Leute stehen bleiben, mir zuhören und sich freuen." Das, sagt Roland Hegedus, sei das, was ihm in Zeiten von Corona am meisten fehle.














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