Vom 31. August bis zum 7. September findet auf dem Areal der Umweltwerkstatt das siebte Amberger Kunstsymposium statt. 16 Künstlerinnen und Künstler aus Amberg und Umgebung sowie aus Weiden, Sünching und Dresden produzieren Werke, die sie am kommenden Samstag ab 16 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr präsentieren. „Das Kunstsymposium gibt uns die Möglichkeit, die Vielfalt der Amberger Kulturszene zu zeigen und uns mit anderen Künstlern auszutauschen“, erklärt Marion Mack vom Organisationsteam. So entstehen in der Umweltwerkstatt Amberg derzeit Kunstwerke, die sich in ganz verschiedenen Ausdrucksformen, vom Aquarell zur Installation, von der Gravur zu musikalischen Skizzen, dem Motto „unverblümt und blümerant“ nähern.
Umwelt als Thema
„Die Umweltwerkstatt als Ort beeinflusst die Arbeit enorm“ schildert Mack und viele der 13 anwesenden Künstler nicken zustimmend, als sie sich am Mittwochvormittag im Schatten der großen Scheune zu einer kurzen Kaffeepause treffen. „Es ist eine Erfahrung zu sehen, wie schön es hier ist, mit dem Blumen, Bienen und dem nahen Landesgartenschaugelände“, so Mack. Viele Künstler des Symposiums greifen deshalb die Blume als Idee aus den Worten „unverblümt“ und „blümerant“ heraus oder kommentieren aktuelle Debatten um Umweltschutz und Klima. „Was wäre, wenn die natürlichsten Dinge wie Bäume oder der Erdboden nicht mehr hier wären?“ fragt sich beispielweise die Bildhauerin Hanna Regina Uber. Zu diesem Gedankenexperiment arbeitet sie während des Symposiums an sechs Installationen und hat unter anderem eine Grasfläche auf dem UWA-Gelände eingegipst. Anstelle des fruchtbaren Humus befindet sich nur noch eine geisterhafte weiße Fläche mit einer toten Wurzel. „Es gibt diese Ängste“, kommentiert Uber. Auch Kurt Etzold hat sich der Umwelt-Thematik gewidmet: in einem Fisch und einer Reuse aus Draht und Kunststoff sammelt der Skulpteur sämtlichen Plastikmüll, den die Künstler während des Symposiums produzieren. Kunststoff wird so zu Kunst-Stoff mit politischem Unterton. Heike Lepke zeigt, dass wir uns beim Klimaschutz auch selbst hinterfragen müssen. Bis zur Vernissage am Samstag will sie aus 2x3 Meter großen Zeichnungen von zwei Versionen ihres Ichs Cyanotypien erstellen, blaufarbige Drucke und historische Vorläufer der Fotografie. Die Botschaft hinter der Selbstverdopplung: „Ich trete in einen Dialog mit mir selbst, aber ich höre mir nicht zu“, erklärt Lepke ihr leicht ironisch gemeintes Motiv. Jeder rede zwar über die Klimakrise, aber würde sich nicht fragen, was diese für einen selbst bedeute. Wieder andere Künstlerinnen bedenken die Umwelt in ihrem Arbeitsprozess. Für ihre mannshohe Collage zur Idee der Vergänglichkeit verwendet Michaela Peter nur Materialien, „die bereits schon da sind, wie beispielsweise Altpapier“, während Marion Mack für Ihre Glasgravuren auf Strom verzichtet und zeitaufwändig mit einem Handstichel arbeitet.
Wortspiele und Blumenmotive
Enger an den wörtlichen Assoziationen von „unverblümt und blümerant“ bleiben der Maler Marcus Trepesch und Katharina Claudia Dobner, Kulturförderpreisträgerin der Stadt Regensburg. Trepesch behandelt abstrakt die Explosion einer Atombombe und ist zu diesem Thema über die Blumenform der Wolke nach einer atomaren Detonation gekommen. Zudem verarbeitet er Blütenpollen in seinem Bild, angelehnt an das englische Wort „pollution“, zu Deutsch Verschmutzung, die bei einer Atomexplosion extrem sei. Katharina Claudia Dobner lädt in ihren Installationen unter anderem alle Besucher des Symposiums ein, auf blaue Fähnchen „alles zu schreiben, was sie gewissen Institutionen und Personen schon immer mal ganz unverblümt sagen wollten.“ Angelehnt an die französische Herkunft von „blümerant“, „bleu mourant“, was so viel wie „sterbendes Blau“ bedeutet, soll das Negative der unverblümten Botschaften dann, wie das Blau der Fähnchen in der Umweltwerkstatt, langsam von Wind und Sonne verblassen und aufgelöst werden.
Direkt greifen das Thema Blumen die Künstler Christoph N. Fuhrer, Stefan Stock, Matthias Mulzer und Jascha Wolfram auf. Während Christoph N. Fuhrer Aquarelle von Pflanzen malt, die auch menschliche Körperteile beinhalten, erstellt Wolfram Collagen mit floralen Mustern im Hintergrund. Stefan Stock baut in der Umweltwerkstatt einen Duftautomaten mit Blumen und anderen Materialien, der mit Hilfe der Programmierung von Matthias Mulzer per Zufallsprinzip Gerüche produzieren soll. Ständig begleitet wird das konzentrierte Malen, Zeichnen, Gravieren und Bauen in der Umweltwerkstatt von den musikalischen Improvisationen und Skizzen Michael Dandorfers und Leif Wiesmeths. Mit Effektgeräten und Instrumenten aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen kreieren beide Harmonien, die mit scharfen Geräuschen in Kontrast treten.
Kunst bis Sonntag zu sehen
Ihre gesammelten musikalischen Skizzen wollen Dandorfer und Wiesmeth am Samstagabend in einer zweistündigen Performance auf der Vernissage zeigen. Deren offizielles Programm beginnt um 19.30 Uhr, Besucher können die fertiggestellten Werke bereits ab 16 ansehen. Am darauffolgenden Sonntag sind die Werke noch einmal von 11 bis 17 Uhr ausgestellt, bis dahin können Interessierte die Künstler bei der Arbeit an den Wochentagen jeweils von 16 bis 18 Uhr besuchen. Besucher können die Umweltwerkstatt über den Radweg an der Vils in Richtung des Landesgartenschaugeländes oder über den Parkplatz am ehemaligen Skatepark hinter dem Fitnessstudio Balance erreichen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.