Amberg
10.10.2022 - 11:33 Uhr

Buchvorstellung mit Vortrag zu Gauleiter Fritz Wächtler im Staatsarchiv Amberg

Gauleiter Fritz Wächtler. Repro: Stadtarchiv Neumarkt i.d. Opf./exb
Gauleiter Fritz Wächtler.

Im Staatsarchiv Amberg, Archivstraße 3 (Eingang Weißenburger Straße), wird am Dienstag, 18. Oktober, der jüngste Band der Reihe "Täter - Helfer - Trittbrettfahrer", der sich mit NS-Belasteten aus der Oberpfalz beschäftigt, vorgestellt werden. Die Abendveranstaltung ist eine Gemeinschaftsaktion der Regionalgruppe Amberg des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, der Katholischen Erwachsenenbildung Amberg, des Evangelischen Bildungswerks Amberg und des Staatsarchivs Amberg. Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei; für die Teilnahme wird um eine Anmeldung an poststelle[at]staam.bayern[dot]de gebeten, heißt es in einer Pressemeldung dazu.

Die von Dr. Wolfgang Proske herausgegebene Buchreihe hat sich in den ersten zehn Bänden zunächst dem Raum Baden-Württemberg gewidmet, bevor sie sich ab Band 11 mit Bayern beschäftigte, in den Bänden 13 mit Niederbayern und 14 mit der Oberpfalz. Bis 2024 soll die auf 20 Bände angelegte Serie alle Regionen Bayerns abdecken. Es wird hier der Blick auf Personen der mittleren und unteren Ebene gerichtet, die als Täter oder Helfer der zweiten bis dritten Reihe durch ihre Handlungen in der Zeit des Nationalsozialismus in unterschiedlichem Umfang schuldig wurden.

15 Autoren präsentieren in dem Oberpfalz-Band 23 NS-Belastete aus dem Raum, der von Regensburg über Parsberg bis nach Neumarkt, von Sulzbach-Rosenberg über Amberg bis nach Weiden, von Cham, Neunburg vorm Wald, Schwandorf und Winklarn bis nach Waidhaus, Floß, Altenstadt und Neustadt a.d. Waldnaab reicht. Dabei wurde besonders versucht, an Hand von originalen Quellen in Archiven eine größtmögliche Nähe zu den historischen Ereignissen und Lebensläufen zu gewinnen. Kriegsverluste, aber auch die Vernichtung von Aktenmaterial durch die Nationalsozialisten selbst in den letzten Kriegswochen erschweren die wissenschaftliche Forschung, die oft Personen in den Blick rückt, über die bislang fast nichts oder nur wenig bekannt war.

Nach der Vorstellung der Reihe durch Dr. Wolfgang Proske wird einer der Autoren, Dr. Frank Präger aus Neumarkt, über den Gauleiter der Bayerischen Ostmark Fritz Wächtler (1891-1945) referieren, der 1935 Nachfolger des bei einem Flugzeugunfall tödlich verunglückten Hans Schemm geworden war. Dabei werden Wächtlers Funktionen im NS-Apparat ebenso betrachtet wie seine Handlungen, die sich in seiner Spruchkammerakte widerspiegeln. Dieses zentrale Dokument konnte nach längerer Suche in den Beständen des Staatsarchivs Coburg gefunden werden. Auch Wächtlers Ende in Herzogau und die Rolle seines Stellvertreters und Nachfolgers Ludwig Ruckdeschel werden an Hand von Akten aus den Beständen des Staatsarchivs Amberg thematisiert. Die Ausführungen sollen einen Anstoß geben, sich der NS-Geschichte, die in großen Teilen bereits wissenschaftlich erforscht und beschrieben wurde, noch einmal im Detail zu nähern und dadurch neue Erkenntnisse über das Funktionieren einer Diktatur zu liefern.

 
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