Theoretisch müsste diese Buslinie ein voller Erfolg sein: Ein stetig wachsendes Industriegebiet mit immer mehr Arbeitnehmern, ein zunehmendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung und ein punktgenau abgestimmter Fahrplan sollten die Garanten dafür sein. Seit 2018 verkehrt der 90er Bus zwischen Amberg und dem Industriegebiet Schafhof bei Ebermannsdorf. Doch die Realität sieht anders aus. Statt voller Busse herrscht große Leere. Fahrgastzählungen zu sehr unterschiedlichen Zeiten haben gezeigt, dass zwischen einem und zwei Fahrgästen pro Fuhre bewegt werden. Am 12. Mai 2020 waren es sogar einmal drei.
Nun stand im Zweckverband Nahverkehr (ZNAS), dem zuständigen Gremium, die Entscheidung an, wie mit dieser Linie nach dem 1. September 2021 zu verfahren ist, wenn die jetzige Testphase endet. Die Frage lautete: einstellen oder weiterführen. Die Geschäftsstelle des ZNAS plädierte dafür, den 90er trotz der ernüchternden Zahlen weitere drei Jahre zu bestellen. Was mit Kosten von jährlich fast 70 000 Euro verbunden ist. Das Gremium einigte sich nach längerer Diskussion auf ein weiteres Jahr, quasi ein Kompromiss, um dem Bus doch noch eine Chance zu geben.
So sprach zum Beispiel der Landrat für eine Fortsetzung, einfach um ein Zeichen zu setzen in Richtung Umweltbewusstsein. "Aber ich bin nicht zufrieden mit den Fahrgastzahlen", machte Richard Reisinger deutlich. "Und wir haben schon öfter festgestellt, dass Nachfrage und spätere Nutzung nicht übereinstimmen", hob er auf ein bekanntes Phänomen ab, dass Buslinien zwar heftig gefordert, dann aber nicht angenommen werden. Ähnlich sieht es der Amberger Oberbürgermeister, der derzeitige Vorsitzende des Zweckverbands. "Es kann nicht sein, dass wir die Linie für die Azubis betreiben - und wenn sie dann einen Führerschein haben, fahren sie mit dem Auto." Ziel müsse es schon sein, mehr Arbeitnehmer für den Bus zu motivieren. Das soll jetzt durch verstärkte Werbung für den 90er geschehen.
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