Nach dem sie zweimal wegen der Pandemie verschoben worden war, konnte die die Volkshochschule Amberg die Serata Italiana mit ihren auf Italienisch gehaltenen Vorträgen unter Beachtung der 3G-Regeln endlich wieder im Raseliushaus veranstalten. Einzig auf Essen und Trinken musste diesmal aufgrund des Hygienekonzepts verzichtet werden, doch das fiel angesichts des unterhaltsamen Abends mit vielen interessanten Informationen niemandem so richtig schwer.
Zahlreiche italienischkundige Zuhörer waren gekommen, um von den Vertreterinnen der Amici d’Italia Regensburg, Carmen Biangardo und Antonietta Ulivieri-Korb, mehr über Land und Leute zu erfahren – und sie wurden nicht enttäuscht. So berichteten die Referentinnen in ihren amüsanten Vorträgen, wie der „Caffè“ zum italienischen Nationalgetränk werden konnte und welche Familienimperien dem „Made in Italy“ ihren Stempel aufgedrückt und dafür gesorgt haben, dass ihre Produkte und Angebote heute in aller Welt bekannt sind.
Zunächst nur in der Apotheke
Seine Wurzeln hat der Kaffee in Äthiopien, er zog über die arabische Welt in Italien oder besser in Venedig ein. Hier stand man dem neuen Trunk erst einmal sehr skeptisch gegenüber, aber als ihn Papst Clemens VII. als „christliches Getränk“ absegnete, ließ sich sein Siegeszug nicht mehr aufhalten. Wegen seiner „energetisierenden Wirkung“ wurde der Kaffee zuerst aber nur in Apotheken verkauft. Ab 1683 bot man ihn in einem öffentlichen Ausschank auch der Bevölkerung an. „All’Arabo – Beim Araber“ hieß der erste Kaffeeladen am Markusplatz. Von da an gab es kein Halten mehr.
Das erste Kaffeehaus, das jetzt weltberühmte „Caffè Florian“, wurde 1720 in Venedig eröffnet. Schon bald wurde es zum Treffpunkt von Schriftstellern, Künstlern, Staatsmännern und Philosophen, die bei einer belebenden Tasse „Caffè“ anregende Diskussionen führten. Auch heute noch kann man in Turin im „Al Bicerin“, in Mailand im „Caffè Biffi“, in Neapel im „Gran Caffè Gambrinus“, aber auch in Palermo im „Antico Caffè Spinnato“ in gediegenen Kaffeehäusern sowie in den unzähligen Bars im ganzen Land, seinen Kaffee nicht nur espresso, sondern auch lungo, doppio, macchiato, corretto usw. genießen.
Große Namen und ihre Taten
Im zweiten Teil des Abends standen die italienischen Familienimperien Bialetti, Lavazza, Perugina, Versace, Ferragamo, Costa oder Campari im Mittelpunkt der Betrachtungen. Antonietta Ulivieri-Korb zeichnete die Geschichte nach, wie aus kleinen Familienbetrieben heraus große Marken entstanden. Vom Tante-Emma-Laden zum Kaffeeimperium, vom Schuhmacher zum Lifestyle-Unternehmen oder vom Olivenhändler zur Kreuzfahrtflotte.
Dies gelang den Familien von Luigi Lavazza, der hochwertige Kaffeemischungen kreierte, Salvatore Ferragamo, der den Anspruch hatte, nicht nur extravagantes, sondern auch bequemes Schuhwerk zu schaffen, oder in Genua 1854 den Brüdern Giobatta und Giacomo Costa, die ein Handelsunternehmen für Olivenöl gründeten und deren Nachfahren 1959 die weltweit erste Kreuzfahrt in die Karibik anboten. Mit Erfindergeist, Fleiß, ausgeklügeltem Marketing und sozialem Engagement zu Weltruhm – das ist der italienische Traum, den die beiden Referentinnen an diesem Abend aufleben ließen und damit einmal mehr ihre Zuhörer in „das Land, wo die Zitronen blühen“ entführten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.