Als Zimmermeister Josef Hauer aus Parkstein (Landkreis Neustadt/WN) aus Altersgründen im Jahre 2006 den wohlverdienten Ruhestand antrat, hörte er noch lange nicht auf, seiner Tätigkeit als Zimmerer nachzugehen. Sein Interesse war allerdings nun anders gelagert. Er bewunderte die Meisterleistungen vergangener Zeiten, als große Kirchen, Schlösser und Rathäuser mit Dachstühlen überbaut werden mussten.
Staunen über das Handwerk
„Man kann heute nur staunen, was die damaligen Handwerker für eine Leistung vollbracht haben, ganz ohne Maschinen“, macht Josef Hauer bewusst. Begeistert machte er sich an die Arbeit, diese historischen Dachkonstruktionen in Modellen, originalgetreu im Maßstab 1:10 oder 1:15, nachzubauen. Er verwendete bei seinen Konstruktionen sogar die original Zimmermannsverbindungen und winzige Nägel aus Holz. Er stand den ganzen Tag in seiner Werkstatt und baute 37 Dachstuhl-Modelle von besonderen kirchlichen und weltlichen Gebäuden. Für die Stadt Amberg hat Josef Hauer das wertvolle Modell vom Dachstuhl von St. Martin, vom neuen Stadtarchiv und von der Bergkirche gefertigt.
Josef Hauer schenkte 27 dieser Modelle der Stadt Eger (Cheb), die sie in ihrem historischen Speicherhaus ausstellt. Das Ensemble an historischen Dächern der Patrizierhäuser auf dem Egerer Marktplatz sowie die Ausstellung „Die verkleinerte Welt der historischen Dachstühle“ im mittelalterlichen Speicherhaus gehören seitdem zu den besonderen touristischen Attraktionen der Stadt Eger. Josef Hauer wurde als Dank dafür im Jahre 2020 von Egers Bürgermeister Jalovec als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet. Mit 86 Jahren wurde Zimmermeister Hauer von der Münchner Dompfarrei gebeten, ein Querschnittmodell vom ursprünglichen Dachstuhl des Liebfrauendoms zu fertigen, das im Südturm des Doms aufgestellt werden sollte, um von den Besuchern bei der Turmbesteigung besichtigt werden zu können. Trotz angeschlagener Gesundheit kam Josef Hauer diesem Wunsch nach. Es sollte sein letztes Werk sein. Dieses Querschnittmodell konnte er in Parkstein an den Domkapitular der Erzdiözese München-Freising, Daniel Reichel, übergeben.
Karl Müller übernimmt
Reichel bedauerte, dass Hauer sein Modell krankheitsbedingt nicht mehr selbst nach München bringen konnte, wo die Dompfarrei eine Dom- und Dachstuhlführung für ihn gemacht hätte. Dieses Angebot hat der Verbindungsobmann der Zimmerleute zwischen Deutschland und Tschechien, Zimmermeister Karl Müller aus Amberg, mit dem Orgelbauvereinsvorsitzenden von St. Martin, Franz Meier, und Walter Sperlich angenommen. Karl Müller wird sich in Zukunft dem Bau von Dachstuhlmodellen bedeutender Bauten widmen.
Dachstuhl-Modelle
- Josef Hauer aus Parkstein baut historische Dachstühle als originalgetreue Modellen nach.
- Er verwendet dazu historische Pläne und original Zimmermannstechniken.
- Zum Amberger Zimmerermeister Karl Müller hat Hauer eine besonders enge Verbindung.
- Nachgebaut hat Hauer unter anderem den Dachstuhl von St. Martin, des Neuen Stadtarchivs und der Mariahilfbergkirche.
- Die meisten Modelle bewahrt die Stadt Eger (Cheb) in ihrem historischen Speicherhaus auf.
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