Pfarrer Stefan Fischer, evangelischer Seelsorger in Hirschau und Beauftragter des Dekanatsbezirks für jüdisch-christlichen Dialog, hatte zusammen mit Bettina Hahn, der Geschäftsführerin des Bildungswerks Oberpfalz, zu einer besonderen Online-Begegnung „Licht und Schatten, christlich-jüdische Perspektiven“ eingeladen.
Elias Dray, Rabbiner von Berlin und Amberg, ist ein gebürtiger Bayer und in Amberg und Sulzbach-Rosenberg aufgewachsen. Er und Axel Töllner, der Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Leiter des Instituts für christlich-jüdische Studien, beleuchteten Momente der gemeinsamen Geschichte.Der immer wiederkehrende Judenhass rühre aus einer Zeit, in der Juden starke Unterdrückung durch die christliche Seite erfahren haben: Sie durften keine Führungspositionen einnehmen, außerdem hatten Christen Vorrang beim Einkauf. Daher konnten die Juden nur mit Haustierhandel und Geldgeschäften ihren Lebensunterhalt verdienen. Im Nachhinein kamen dann Vorwürfe des Wuchers auf, Ritualmordbehauptungen und vieles mehr, hieß es.
Im Dritten Reich waren es Pfarrämter beider Konfessionen, die mit Hilfe der Kirchenbücher Ariernachweise erstellt haben. Christliche Lieder (Lobet den Herren) wurden so überarbeitet, dass Verbindungen zum Judentum umgeschrieben wurden. Es gab aber auch viel Positives, bei denen das Miteinander Früchte getragen hat: Verwiesen wurde auf Herzog Christian August aus Sulzbach, der das Ansiedeln jüdischer Bevölkerung ermöglichte und diese gegen Anschuldigungen verteidigte. Im Dritten Reich waren es Leute wie Oskar Schindler, bekannt aus "Schindlers Liste“.
"Sie sind ein gutes Beispiel, dass es auch in dunkelsten Zeiten Menschen gibt, die menschlich sind und sich für andere einsetzen", meinte Rabbi Dray.Töllner ergänzte ein Gutachten vom evangelischen Theologen Andreas Osiander zur Reformationszeit, der alle Vorhaltungen gegenüber Juden als untragbar begründete und wissenschaftlich widerlegte.
Das Ergebnis der Veranstaltung war nicht, die Unterschiede auszugleichen. „Unser Ziel sollte sein, dass wir einander respektieren, Gemeinsamkeiten erkennen und im anderen das Ebenbild Gottes sehen“, erklärte Pfarrer Stefan Fischer. Töllner brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Wer das Judentum schmäht, schmäht Christus selbst!"
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