Es heißt: Der perfekte Ort für ein erstes Date ist das Kabarett. Wenn es gut läuft, lacht man gemeinsam. Wenn nicht, hatte man trotzdem einen lustigen Abend. Am Tag nach Valentinstag bot Günter Grünwald im ACC die perfekte Gelegenheit für diesen Liebestest.
"Die Leut' fragen mich immer: Warum heißt das Programm Deppenmagnet?", beginnt Grünwald, pünktlich auf die Minute, seinen Auftritt. "Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich einer bin. Ich zieh' Deppen magnetisch an. Und die kommen immer von schräg hinten", erklärt er dem Publikum in gewohnt bayerischer Grantler-Manier. Von Alltagsdeppen und prominenten Exemplaren will er an diesem Abend erzählen. Sein Programm (eine absurde Mischung aus fast allem), das er in Amberg schon zum zweiten Mal zum Besten gab, dürfte auch diesmal für jede Menge Lachmuskelkater gesorgt haben.
Immer alles anfassen
Ganz vorne in der Deppenliste, das personifizierte Grauen: ältere Damen. Diese missfallen dem Ingolstädter vor allem wegen ihrer "Gicht-Bratzn", mit denen sie sämtliches Obst und Gemüse im Supermarkt anfassen müssen. "So alt kann ich nicht werden, dass ich alles anfassen muss", regt er sich auf. Nur um Sekunden später zu korrigieren: "Außer bei Avocado. Da muss man anfassen. Und Mango. Und Aprikose. Und Nektarine. Und Pfirsich."
Offensichtlich der Bakterienübertragung in der Obsttheke zum Opfer gefallen, überspielt der Komiker gekonnt den einen oder anderen Frosch im Hals oder wie er es nennt, seinen "grippalen Defekt", was der One-Man-Show jedoch keinen Abbruch tat.
Mit einem Wundergerät
Seinem untrüglichen Gespür zufolge, liegt der untätowierte Teil des Publikums voll im Trend. Sein Tipp fürs nächste Tattoo: aufpassen. Schließlich kann aus einem "Born to lose" schnell ein "Born in Toulouse" werden. Vor allem wenn man sich den Hautschmuck von einem rumänischen Fliesenleger stechen lässt.
Von der Haut- zur Bildkunst, bei der Grünwald resümiert: "Niemand ist besser als Bob Ross." Aber schon gar nicht dieser Salvador Dali, der dicke Elefanten mit dünnen Beinen malt. Schließlich habe er im Baumarkt einst ein Bild erstanden, dass eine nackte Frau auf einem ungesattelten Pferd zeigt. Und die schaue er sich nun wirklich lieber an.
Der selbsternannte Physikexperte, für den der einzig valide Schwerkrafttest darin besteht, Kinder aus Überkopf-Höhe zu Boden fallen zu lassen, berichtet auch ganz zeitgemäß von seinen Erfahrungen als Influencer.
Ein Produkt, für das Grünwald nicht nur beim Publikum, sondern auch bei seinen Freunden Werbung mache, ist ein "Wundergerät zum Entstopfen" aus dem Baumarkt. Dieses entstopft aber nicht nur Abflüsse, sondern auch Menschen. Als sein Freund an einer Fischgräte und rund 14 Kartoffeln zu ersticken drohte, waren Grünwald und Gerät zur Stelle. Leider nur mit mäßigem Erfolg, denn das Ergebnis lautete: "Ich habe sein Leben nicht gerettet, aber ich hab's probiert."
In rasantem Tempo marschiert der Kabarettist weiter durch die Klischees der Witze-Welt: Rechtschreibreform und vollschlanke TV-Essenstester bekommen ihr Fett weg. Am schönsten regt sich Grünwald aber immer noch über Kochsendungen auf. "Wieso muss man ständig an leeren Pfannen rütteln? Und warum lachen die immer alle? Kochen ist nicht lustig", stellt er entrüstet fest. Das Publikum hatte er mit seinen detailreichen Schilderungen längst auf seine Seite gezogen.
Muskeln abgesaugt
Nach der Pause kommt die Prominenz. Während sich bei den meisten "gelifteten Schildkröten" der Arzt gedacht haben muss "hier probier ich's mal ohne hinschauen", verliefen Grünwalds Schönheitsoperationen in eine andere Richtung. Als gut aussehender junger Mann war er zu attraktiv, um Karriere als Komiker zu machen. Also entschloss er sich zu einer radikalen Veränderung. Muskelabsaugung, Fettaufbau und Pickelimplantate verschafften ihm den erfolgversprechenden Look, den er auch heute noch trägt.
Unter die Gürtellinie ging es dabei nicht nur im übertragenen Sinn: Nach seiner 20 Zentimeter Penisverkürzung spendete er, nach eigener Aussage, die Überbleibsel an zwei weitere Herren. Zum Abschluss des Abends ging es an Grünwalds Urlaubsplanung. Camping oder Kreuzfahrt, auch liebevoll die "Fahrt im Blechsarg" genannt, waren schon mal raus. Der All-inclusive-Urlaub, samt Animateurin mit King-Kong-ähnlichem Erscheinungsbild, ebenfalls. Wie sich der Ruhe suchende Kabarettist von seinen abendlichen Ritten durch die Satirewelt im Sommer erholen wird, bleibt also abzuwarten.
Trotz seiner vielfältigen Talente, kann Günter Grünwald eins immer noch am besten: Kabarett machen. Dass ihm das an diesem Abend gelungen war, zeigten nicht nur die zahlreichen Lacher, sondern auch der fulminante Applaus am Schluss. Der "Hexenkessel" in Amberg hatte sich damit eine Zugabe verdient, die freilich auch humoristisch das Schlusslicht bildete.
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