Amberg
28.12.2018 - 15:40 Uhr

Diese Puppe lebt und singt

„Lügen haben kurze Beine. Oder eine lange Nase.“ Wenn Pinocchio von seiner Grille ermahnt wird, das Richtige zu tun, dann passiert meist das Gegenteil. So auch geschehen im ACC - als mitreißendes Musical für die ganze Familie.

Zauberei: Die blaue Fee haucht der Marionette etwas Leben in das Pinienholz. Bild: Dagmar Williamson [dwi]
Zauberei: Die blaue Fee haucht der Marionette etwas Leben in das Pinienholz.

Eine lebendige Marionette aus Holz von geringem Verstand hat nur einen Wunsch: Ein richtiger Bub zu sein. Die Erzählungen über Pinocchio von Autor Carlo Collodi umkreisen die Welt seit über einem Jahrhundert. Das zwölfköpfige Team vom Theater Liberi begeistert mit einer besonders wundervollen und durchdachten Inszenierung der Abenteuer des hölzernen Bengel.

Spannend wird es gleich zu Beginn für die Erwachsenen. Das Schnitzen der Puppe aus einem großen Brocken und die Umsetzung der Verwandlung in einen Menschen überrascht in der schier simplen Kreativität. Eine Werkbank, die zugleich als Bett dient ist die Lösung. Die Kleinen saugen den Zauber untermalt von klangvollen Geräuschen wahrlich ein. „Zirp, zirp“, ertönt es und das unsichtbare Gewissen des frisch geschnitzten Pinocchios erscheint als Grille. Die hinreißende Mareike Heyen verkörpert das Wesen amüsant, belehrend und auch in Absprache mit dem jungen Publikum. Es ist auch sie, die den naiven Bengel davor bewahrt von Fuchs und Kater bestohlen zu werden. Vor dem etwas tolpatschigen Halunken-Paar, gespielt von Loraine Ziemke und Till Jochheim, braucht man sich jedoch nicht zu fürchten. Diese Szene zwischen Slapstick und kindlichem Humor bringt dem Ensemble sämtliche Lacher ein.

Zwar sind es nur wenige unterschiedliche Melodien, die sich wiederholen und das Stück zu einem Musical machen, aber dafür sind diese Eigenkompositionen von Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker perfekt arrangiert. Vom typischen Orchester bis zum kindergerechten Sprechgesang, setzen die Macher auf die Vielfalt von modernen und traditionellen Genres aus aller Welt – angepasst an sechs überragende Stimmen, die live singend überzeugen. Farbenfrohe Kulissen und stilvolle Kostüme ergeben ein harmonisches Bühnenbild, das Jung und Alt in die Welt des Pinocchios eintauchen lässt.

Maik Dehnelt, der mit Ausdauer durchgängig auf der Bühne zu sehen ist, überzeugt als hölzerne Wunderpuppe. Dennis Fischer schlüpft in zwei Rollen: die des liebevollen Vaters Geppetto und des extrovertierten und etwas sonderbaren Feuerfressers. Elisa Maria Matzer glänzt nicht nur als blaue Fee, sondern übernimmt mit piepsiger Stimme auch den Part einer Marionette aus dem Puppentheater. Zusammen gelingt es ihnen eine herrausragende und ergreifende Show auf die Bühne zu bringen, die den Kleinsten auch die ein oder andere lehrreiche Metapher übermittelt. "Denn das sagt dir dein Bauch, ohne Lüge geht es auch". In diesem Sinne: Ehrlich währt am längsten.

Artig sein geht anders. Die gewissenhafte Grille verzweifelt an der Neugierde von Pinocchio. Bild: Dagmar Williamson [dwi]
Artig sein geht anders. Die gewissenhafte Grille verzweifelt an der Neugierde von Pinocchio.
Anstatt zur Schule zu gehen, lässt sich Pinocchio vom Puppentheater hinreissen. Bild: dwi
Anstatt zur Schule zu gehen, lässt sich Pinocchio vom Puppentheater hinreissen.
 
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