Sonntagabend, die Temperaturen um den Gefrierpunkt, das Stadttheater getaucht in die Farben Blau und Gelb. Rund 250 Menschen, teils mit Bannern, teils mit Plakaten, haben sich am Schrannenplatz versammelt, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen und gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu protestieren. Einer der Teilnehmer hatte ein Schild mit den Worten "Jeder Krieg ist eine Niederlage des menschlichen Geistes" bei sich. Ein anderer trug die ukrainische Nationalflagge mit einem großen Peace-Zeichen in der Mitte. Horst Ott, der Erste Bevollmächtigte der Amberger IG-Metall (IGM), hat die Kundgebung zusammen mit seinem Team auf die Beine gestellt. Mit ihm auf der Bühne standen der Bezirksleiter der bayerischen IGM, Johann Horn, der extra für die Mahnwache nach Amberg gereist war, und Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny.
"Vater, vergib"
In alter Gewerkschaftsmanier hattte sich die IGM auch kirchlichen Beistand geholt, um für den Frieden zu kämpfen. Pfarrer Joachim von Kölichen von der Paulanergemeinde trug ein anglikanisches Gebet vor, das "zwar noch nie die Bomben aufgehalten", aber die Menschen immer schon in ihrem Streben nach Frieden bestärkt habe.
Es handelte sich dabei um die Versöhnungslitanei von Coventry. "Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib. Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist, Vater, vergib. Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet, Vater, vergib." Bei diesen Worten wurde es grabesstill am gutgefüllten Schrannenplatz - kein Geraschel, kein Getuschel, nur die Worte des Pfarrers. Von Kölichen zufolge zeigte die Litanei die "Macht des Gebets für den Frieden."
"Licht in der Finsternis"
Johann Horn, der Bezirksleiter der IGM in Bayern, sprach mit nachdenklich stimmenden Worten zu den Menschen. "Auf meinem Weg nach Amberg bin ich an einem Militär-Konvoi mit Containern vorbeigefahren, der in Richtung Osten unterwegs war. Es ist rund 40 Jahre her, dass ich so etwas zuletzt gesehen habe." Er fragte, wie es möglich sei, Hoffnung zu schöpfen in solch dunklen Zeiten. "In den Städten auf der ganzen Welt gibt es große Demos, bei denen die Menschen für den Frieden auf die Straße gehen. Die vergangenen Tage haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine gezeigt. Ich sehe mutige Menschen in Russland, die auf die Straße gehen und ihre Stimme erheben gegen ihr Regime, das einen Angriffskrieg gegen ihr Nachbarland führt. Das tun sie, obwohl sie Gefahr laufen, dafür eingesperrt zu werden. Durch all das entsteht Licht in der Finsternis."
Mit Blick auf das Handeln und die Propaganda des russischen Präsidenten ermahnte er die Teilnehmer, nie zu vergessen, dass Wahrheit das erste Opfer eines jeden Kriegs sei. "Jetzt stehe ich hier vor Ihnen. Vor wenigen Wochen hatte ich noch das Idealbild, dass meine Kinder und Enkelkinder mit absoluter Sicherheit für immer in Frieden in Europa leben könnten." Seine Gedanken seien bei den "tapferen Menschen in der Ukraine". Jeder einzelne Mensch in Europa sei es ihnen schuldig, sich für ein Ende der Gewalt einzusetzen und mitzuarbeiten, zu einer friedliche Lösung zu kommen. Unter tosendem Applaus und IGM-Fahnen, die die Teilnehmer schwenkten, übergab der Bezirkschef das Wort an Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny.
"Menschlichkeit zurückgeben"
"Putins Angriff auf die Ukraine hat uns fassungslos gemacht. Fassungslos, weil nun in Europa wieder ein Krieg stattfindet. Wütend, weil er seine eigenen Menschen in den Krieg geschickt hat und unser Ideal des dauerhaften Friedens zerstört hat." Aus dieser Wut sei Entschlossenheit geworden, die zeige, dass der Rest der Welt dieses "menschenverachtende Verbrechen" nicht hinnehmen wolle. "Wir alle sind entschlossen zu helfen, um das unbeschreibliche Leid, das entstanden ist, zumindest zu lindern." Er lobte die bereits geleistete Hilfe der Menschen in Amberg und im Landkreis, die am Samstag Geflüchtete nach Amberg gebracht haben und unermüdlich Hilfsgüter in die Ukraine schicken.
Gleichzeitig betonte er, dass die Hilfe auch weiterhin nötig sein werde. Man erwarte in den kommenden Wochen weitere Menschen aus den Kriegsgebieten. So habe ihm Bürgermeister Martin Preuß erzählt, dass nun auch sieben Menschen aus der Ukraine in dem Heim untergebracht wurden, das Preuß leitet. "Zusammen können wir den Flüchtlingen die Menschlichkeit zurückgeben, die in ihrer Heimat mit Füßen getreten wurde." Unbedingte Solidarität sei die einzige Antwort auf "die Idiotie des Angriffskriegs Putins".
Zum Schluss trat noch einmal Ott ans Mikrofon. "Der Krieg wird irgendwann vorbei sein. Was bleiben wird, ist die Solidarität und der Wunsch nach Frieden und Freiheit auf dem Boden der Demokratie." Die Demos würden erst aufhören, wenn Frieden in Europa herrsche.
"Putins Angriff auf die Ukraine hat uns fassungslos gemacht. Fassungslos, weil nun in Europa wieder ein Krieg stattfindet. Wütend, weil er seine eigenen Menschen in den Krieg geschickt hat und unser Ideal des dauerhaften Friedens zerstört hat."




























Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.