Amberg
13.12.2018 - 17:01 Uhr

Duell um die Liebe

Welche Dramatik, welche Dynamik! „Romeo und Julia“ - ein wundervolles Geschenk das abendfüllende Handlungsballett aus der Shakespeare-Schublade in der Verpackung des Rumänischen Staatsballetts .

Romeo und Julia: Das Geschehen rast ungebremst auf das Finale zu: den Tod. Ohne viel Sentimentalität, aber mit ordentlich Suspense enden die Liebenden in der Familiengruft der Capulets. Vorhang, Beifall, Jubel, für die fantastische Compagnie mit ihren großartigen Solisten. Bild: Wolfgang Steinbacher
Romeo und Julia: Das Geschehen rast ungebremst auf das Finale zu: den Tod. Ohne viel Sentimentalität, aber mit ordentlich Suspense enden die Liebenden in der Familiengruft der Capulets. Vorhang, Beifall, Jubel, für die fantastische Compagnie mit ihren großartigen Solisten.

Für seine Choreographie zu "Romeo und Julia" erhielt Horatiu Chereches 2015 den Titel "Bester Choreograph". Mit hohem Tempo und feinem Gespür folgt er der Rasanz von Prokofjews Ballettmusik und baut prächtige Bilder von opulenten Ausmaßen auf die Bühne.

Mit gezielter Ausleuchtung und einfachen, aber eindrucksvollen Bühnenbauten werden immer neue Atmosphären erzeugt. Ein Marktplatz im Verona des 15. Jahrhunderts, der berühmte Balkon, Julias Kammer, der Palast der Capulets, die Zelle von Pater Lorenzo, Julias Grab - die Umgestaltung gelingt schnell und ohne Probleme - das Ergebnis ist jedes Mal sehenswert.

Harmonie und Emotion

Wie auch Mizuki Kubota als Julia. Ihr darstellerisches Vermögen ist einfach staunenswert - welcher Reichtum an Emotionen, die sie in Mimik und Gestik zu gestalten weiß, vom verspielten, zarten Mädchen bis zur sanft zugewandten Geliebten, mit der sich Romeo in der Hochzeitsnacht vermählt. An ihrer Seite harmoniert Bogdan Birsanescu als Romeo aufs Beste mit Kubota. Im wundervoll verliebten "Pas de deux" der beiden in der Balkonszene lassen sie den Gefühlen freien Lauf: Erblicken, Erschrecken, Erkennen, Verlieben - die Sehnsucht ist groß. Schüchtern finden die beiden als Paar in ein Zwiegespräch, zu zärtlichen Umarmungen und gewagten Hebefiguren. Die eingespielte Musik begleitet das innige Geschehen. Der Tanz zur sinnlich-vielfarbigen Komposition liefert eine anrührende Übersetzung ihrer Liebe und Hingabe für- und zueinander.

Eleganz und Spannung

Das Geschehen rast ungebremst auf das Finale zu: den Tod. Ohne viel Sentimentalität, aber mit ordentlich Spannung enden die Liebenden in der Familiengruft der Capulets. Vorhang, Beifall, Jubel für die fantastische Compagnie mit ihren großartigen Solisten: Daia Kahiwaba als leichtfüßiger Benvolio, Ryan Brown als stürmischer Graf Paris oder Keito Shimomuro, der springlebendige Narr. Horatiu Chereches gibt Tybalt mit samtschwarzer Verve und Adrian Mihaiu glänzt als Mercutio mit kraftvoller Eleganz und Expressivität.

Auf den Ausdruck der Protagonisten, auf die Kraft der Bilder, auf die Intensität der Musik und auf die tänzerische Virtuosität setzt diese Version von "Romeo und Julia". Die Kostüme erzählen von der Pracht jener Zeit, die Gesten entsprechen höfischem Zeremoniell, die Tanzinterpretationen dem klassischen Ballettidiom.

Das ist das große Plus des Abends: Zeit und Ort sind identisch, Tanz und Interpretation bleiben im Shakespeareschen Duktus, verzichten auf künstlich-künstlerische Transfers ins Hier und Heute, was nicht selten zu unfreiwilliger Komik führt. Die darstellerischen und tänzerischen Qualitäten der Gruppe sind hervorragend, die zierliche Primaballerina zeigt großes Format.

Romeo und Julia, Stadttheater Amberg Bild: Wolfgang Steinbacher
Romeo und Julia, Stadttheater Amberg
 
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