Amberg
12.10.2022 - 14:24 Uhr

„Eigentlich had ja jeda sein eigna Dialekt. Wenna oan had!“

Die Buchhandlung Mayr ist bekannt für außergewöhnliche Veranstaltungen in ihrer exklusiven Galerie. In der regionale Autoren und Künstler ihre Werke im einmaligen Ambiente einer historischen Druckerei vorstellen.

Ein besonderes Schmankerl in der Buchhandlung Mayr war die Lesung von Oberpfälzer Mundartlyrik aus dem Gedichtband „Fogerl“ des Ambergers Alois "Sesch" Segerer. Dessen ehemaliger Klassenkamerad und lebenslanger Freund, der emeritierte Professor der Universität Bremen Rudolph Bauer, gab eine Auswahl der Mundartgedichte aus dieser Lektüre zum Besten und bescherte den zahlreichen Gästen einen außergewöhnlichen Abend.

Alois Segerer erblickte 1938 in Fuchsstein bei Amberg das Licht der Welt. Nach dem Abitur am Erasmus-Gymnasium ging er nach München, um Germanistik und Journalismus zu studieren. Danach arbeitete er dort bis 2003 als Redakteur für Lokales bei der Abendzeitung. Mit seiner Verrentung kehrte er nach Amberg zurück. Seine schriftstellerische Tätigkeit reichte von 1996 bis 2001. Nach seinem Tod 2015 erschien der Band „Wie Luzifer aus dem Himmel“ beim Büro Wilhelm Verlag in Amberg mit Aphorismen aus seiner Feder. Der Hamburger Verlag „tredition“ brachte 2019 den Band „Bye Bye Blackbird“ mit Sternzeichengedichten und Jahreszeiten-Haikus heraus. Der Band „Fogerl“ enthält Mundartgedichte von Alois Segerer und eine Auswahl von Segerers Fotografien, zusammengetragen von Rudolph Bauer. Herausgegeben hat die lesenswerte Lektüre der Verlag „tredition“.

Jeder hat einen Dialekt – oder nicht.

„Fünfzig Jahre München haben logischerweise meinen oberpfälzer Hausdialekt ziemlich verhunzt. Es ist jetzt so eine Art Ober-Nieder-Hoch-Bairisch mit Oberpfälzer Akzent. Is owa wurscht. Eigentlich hod ja jeda sein eigna Dialekt. Wenna oan hod“, zitiert Rudolph Bauer Alois Segerer. Er verstand es bestens mit einer gezielten Auswahl dieser einmaligen Mundartgedichte aus der Feder von Alois Segerer einen tiefen Einblick in dessen Lebenseinstellung und Denken zu geben. Mit dem Gedicht „In da Nochd“ stimmte er die zahlreichen Gäste des Abends auf die Mundartlesung ein. „Ois is fodraad, wos laud is is schdaad, was schdaad is macht leam, i glaab i muas schdeam“ lauten die ersten Verse dieses Gedichts. Es folgten Gedichte wie beispielsweise „A schdiggl fo Dia“, „Oid wean ma“, „Schderschnubbn“ nach Wallace Steven, „Lem und lem lassn“, „Was ma hod“ und „Gödliche Rue“ als Kostproben dieser Lektüre.

 
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