Amberg
18.11.2024 - 09:10 Uhr
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Fachkräftemangel und Arbeitsrecht

Rechtsanwältin Kathrin Kleinecke. Bild: exb
Rechtsanwältin Kathrin Kleinecke.

Von Rechtsanwältin Kathrin Kleinecke

Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen eine erhebliche Herausforderung dar. Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, was arbeitsrechtlich zu beachten ist und welche Lösungsansätze es gibt.

Die unsichtbare Mehrarbeit und das Arbeitszeitgesetz

In vielen Unternehmen muss das Stammpersonal die Arbeit der fehlenden Fachkräfte auffangen. Das führt oft zu Überstunden. Nach dem Arbeitszeitgesetz dürfen Arbeitnehmer nicht mehr als acht Stunden täglich arbeiten, wobei eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden möglich ist, wenn innerhalb von sechs Monaten ein Ausgleich erfolgt.

Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass diese gesetzlichen Höchstarbeitszeiten nicht überschritten werden. Auch die Pausenzeiten müssen eingehalten werden. Arbeitnehmer haben bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden Anspruch auf eine Pause von mindestens 30 Minuten, bei mehr als neun Stunden auf mindestens 45 Minuten.

Recht auf Nichterreichbarkeit

Die fortschreitende Digitalisierung führt häufig zu einer ständigen Erreichbarkeit der Arbeitnehmer, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Hier kommt das Recht auf Nichterreichbarkeit ins Spiel. Es stellt sicher, dass Arbeitnehmer ihre Freizeit und Ruhezeiten ungestört genießen können. Dieses Konzept wird verstärkt in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen verankert, um die Work-Life-Balance zu schützen.

Fürsorgepflicht des Arbeitgebers

Der Fachkräftemangel führt häufig zu einer erhöhten Arbeitsbelastung für das Stammpersonal. Arbeitgeber sind verpflichtet, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu schützen. Dazu gehört es auch, die Arbeitsbelastung zu überwachen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Entlastung zu ergreifen, wie die Einstellung von Zeitarbeitnehmern oder die organisatorische Umverteilung von Aufgaben.

Nachhaltige Lösungen

Zur Bewältigung des Fachkräftemangels und zur Entlastung des Stammpersonals sind gezielte Weiterbildungsmaßnahmen und Umschulungen denkbar. Hierdurch können Mitarbeiter neue Qualifikationen erwerben, um die Fachkräftelücken zu schließen. Auch flexible Arbeitsmodelle sind ein Lösungsansatz. Teilzeit- und Jobsharing-Modelle, die arbeitsvertraglich vereinbart werden, können die Arbeitslast auf mehrere Schultern verteilen und die Attraktivität des Unternehmens erhöhen.

Fazit

Der Fachkräftemangel erfordert innovatives Denken und die Schaffung eines gesunden und produktiven Arbeitsumfeldes im rechtlichen Rahmen. Dieser Spagat ist wohl eine der großen Herausforderungen derzeit.

 
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