Noch wenige Wochen dauert das Jubiläum zu 100 Jahre Bauhaus. Doch schon im kommenden Jahr gibt es in Amberg einen weiteren Grund zu feiern: Vor 50 Jahren wurde dann die Glaskathedrale, die von Architekt Walter Gropius und Auftraggeber Philip Rosenthal entwickelt wurde, am Bergsteig in Betrieb genommen. Es ist also die passende Zeit, den Schwung und die weltweite Aufmerksamkeit um die moderne Architektur ins kommende Jahr mitzunehmen.
Amberg ist Teil einer interessanten Kooperation und Ausstellung: Gropius’ erste und letzte Fabrik präsentieren sich gemeinsam. Das berühmte Fagus-Werk, seit 1946 Baudenkmal und seit 2011 Unesco-Weltkulturerbe, in Alfeld sowie die Glaskathedrale in Amberg, seit 2003 unter Denkmalschutz, sind in der Schau „Der Arbeit Paläste bauen“ zu sehen. Es nimmt Bezug auf eine grundlegende Forderung, die Gropius für die Architektur seiner Industriebauten formulierte.
Seit 9. November und noch bis 26. April ist die Sonderausstellung in der Fabrik für Schuhleisten, die Gropius 1911 mit Adolf Meyer realisierte, zu sehen. Ambergs Baureferent Markus Kühne eröffnete mit einem Vortrag über die Glaskathedrale die Ausstellung. Sie ist zwischen 7. Juni und 25. Oktober auch in Amberg zu sehen.
Auszeichnung für die Glaskathedrale
Danach geht sie auf Reisen – möglicherweise in andere Bauhausstädte wie Dessau und Weimar oder Weltkulturerbe-Städte, deren Schwerpunkt ebenfalls in der Industrie liegen, wie die Zeche Zollverein in Essen. „Es ist eine tolle Chance für uns, in einem der bekanntesten Gebäude der Moderne in einer Ausstellung präsent zu sein“, freut sich Kühne über die Einladung aus Alfeld. „So erreicht die Glaskathedrale ein noch größeres Publikum.“ Dass nun das Amberger Werk in einem Atemzug mit dem Unesco-Gebäude genannt würde, „gleicht einer Adelung und Auszeichnung für unseren Bau“.
Aus Alfeld habe die Amberger Delegation mitgenommen, wie verantwortungsbewusster Umgang mit einem Denkmal, in dem noch immer produziert wird, funktioniere. „Alfeld ist eigentlich eine mittelalterliche Stadt. Doch wahrgenommen wird sie durch das Erbe der Moderne“, ist Kühne fasziniert. Dort pflege und erhalte man sehr bewusst den Formenschatz dieser Architektur. Ein Café und Museum laden Interessierte ein, das inhabergeführte Werk zu erleben.
Kühnes Auftrag war es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Gebäuden, die immerhin knapp 60 Jahre und zwei Weltkriege voneinander trennen, herauszuarbeiten und das Oberpfälzer Glaswerk vorzustellen. Kühne erklärte den Zuhörern, wie die Architektur der Glaskathedrale, unter anderem mit der Lichtführung, den Ruhezonen sowie der genialen Ablüftung und Kühlung, funktioniert. Das Fazit seines Vortrags: „In der Glaskathedrale trifft Ethik auf Ästhetik.“ Konstruktion und Ausarbeitung des Gebäudes seien vom Arbeiter und dem Produkt her gedacht. „Viele waren überrascht. Das haben die Zuhörer so nicht erwartet. Schließlich versteht sich die Glaskathedrale nicht von selbst.“
Tipps zum Weltkulturerbe-Titel
Der Kontakt zwischen den Verantwortlichen in Alfeld und Amberg soll weiterhin eng bleiben, sagt Kühne. „Eventuell könnte man sich Tipps holen zu Förderungen, Sanierungen und wie man Denkmalbelange mit einer laufenden Produktion unter einen Hut bekommt.“ Aber eben auch, wie man den Status eines Unesco-Weltkulturerbe-Titels erreicht. „Auch wenn das noch ein weiter Blick in die Zukunft ist.“ Man dürfe aber selbstbewusst auftreten, sagt Kühne. Schließlich wurde das Fagus-Werk auch nach nur 100 Jahren zum Welterbe erklärt.
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