Amberg
28.08.2022 - 15:26 Uhr

Förster und Naturschützer denken in Amberg über den Wald der Zukunft nach

Wälder im Wandel - beim nächsten Wald wird alles anders? Experten aus ganz Bayern tauchten zwei Tage tief ein in die aktuelle Problematik: Ein Treffen in Amberg diente der Vorbereitung auf den Klimawandel.

Besuch bei einem Preisträger: (von links) Wolfram Güthler, Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, der 2021 für den Erhalt von Totholz und Biotopbäumen ausgezeichnete Richard Beer und Philipp Roidl von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Amberg-Sulzbach. Vor ihnen steht einer der gewonnenen Elsbeerbäume. Bild: Anton Preischl, Forstrevier Vilshofen
Besuch bei einem Preisträger: (von links) Wolfram Güthler, Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, der 2021 für den Erhalt von Totholz und Biotopbäumen ausgezeichnete Richard Beer und Philipp Roidl von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Amberg-Sulzbach. Vor ihnen steht einer der gewonnenen Elsbeerbäume.

Im ACC liefen die Bayerischen Waldnaturschutztage der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Eine Fülle von Vorträgen und Berichten aus Wissenschaft, Verbänden und Praxis sollte einen Austausch zu den Themen Naturschutz im Wald unter dem Blickwinkel des Klimawandels anstoßen. Der Termin findet jährlich als Gemeinschaftsveranstaltung der Staatsministerien für Umwelt, Gesundheit und Verbrauchschutz sowie Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an unterschiedlichen Orten statt, um die Besonderheiten der Regionen kennen zu lernen.

Dafür dient jeweils der zweite Tag der Veranstaltung, der von Amberg ins Lauterachtal führte, um dort die in Bayern extrem seltenen Steppenkiefernwälder und deren Management zu erkunden. Diese Exkursionen wurden von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Amberg-Sulzbach und dem Gebietsmanagement des Landschaftspflegeverbands organisiert und geleitet. Dabei hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die ausgeprägt seltene Bodenvegetation aus über 16 Orchideenarten sowie Kennarten wie Graslilie oder Zwergbuchs kennen zu lernen und die außergewöhnlichen Wuchsformen der Kiefer zu bewundern. Bei den Vorträgen ging es unter anderem um das Thema "Vom Fichtenforst zum Naturwald" und das Projekt „Große Hufeisennase“ in Hohenburg. Die Veranstaltung wurde insbesondere von Förstern und Verbandsnaturschützern besucht. Über diese Multiplikatoren sollen jetzt aktuelle Erkenntnisse und Erfahrungsberichte zu den Waldbesitzern gelangen.

Hochwertige Waldökosysteme das Ziel

"Die Umsetzung von Naturschutz im Wald ist eine vielschichtige Aufgabe, die ökologische, soziale und ökonomische Belange gleichermaßen betrifft“, erklärte Dr. Wolfram Adelmann von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL). Besonders aktuell sei das, wo der Wandel für jeden spürbar und im Wald vielerorts sichtbar werde. "Unsere Gesellschaft steht vor der Generationenaufgabe, wichtige Waldfunktionen wie Klimaschutzwirkung oder Erhalt der Biodiversität zu erreichen. Es gilt, die Synergien zwischen Waldbewirtschaftung und Artenvielfalt zu nutzen, um strukturreiche, klimastabile und ökologisch hochwertige Waldökosysteme zu erlangen."

Die praxisorientierte Tagung stelle Managementpraktiken zur Diskussion und erläutere die dazugehörigen Förder- sowie Beratungsmöglichkeiten, etwa im Vertragsnaturschutzprogramm Wald. Der räumliche Fokus liege auf Praxisbeispielen im Raum Oberpfalz. "Wichtigstes Anliegen der Tagung ist die Vernetzung von Akteuren im Naturschutz, der Forstpraxis und den dazugehörigen Behörden."

Die Exkursionspunkte wurden vor Ort betreut durch Philipp Roidl, Untere Naturschutzbehörde Landratsamt Amberg-Sulzbach, Stefan Binner (AELF Amberg), Rudi Leitl (Gebietsbetreuer Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach und LBV) sowie Franz Eichenseer (AELF Amberg-Neumarkt, Fachstelle Waldnaturschutz Oberpfalz).

Einer von zehn Preisträgern in Bayern

Bei dieser Veranstaltung wurde auch der Besuch des Preisträgers "Naturschutzpartner Waldbesitzer" im Landkreis Amberg-Sulzbach, Richard Beer, nachgeholt. Beer war 2021 einer von zehn Preisträgern in Bayern, dessen Verdienste im Naturschutz im Zuge seiner Waldbewirtschaftung, insbesondere für den Erhalt von Totholz und Biotopbäumen, mit einem Preisgeld von 1000 Euro und mit fünf Elsbeerbaumpflanzen honoriert wurden.

Generell können bei dem Wettbewerb alle Waldbesitzer, Rechtler und Waldbesitzer-Kooperationen in Bayern mitmachen, die ihre Wälder nach historischen Waldnutzungsformen bewirtschaften, am Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP Wald) teilnehmen oder sich in besonderer Weise für die biologische Vielfalt engagieren.

Hintergrund:

Vertragsnaturschutz Wald

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert mit dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald den Erhalt wertvoller und artenreicher Waldlebensräume. Dazu zählen folgende Maßnahmen honoriert, die für einen Zeitraum von fünf bzw. zwölf Jahren abgeschlossen werden:

  • Erhalt von Biotopbäumen
  • Belassen von Totholz
  • Erhalt von Altholzinseln, Biberlebensräumen, vielfältiger Biotopbaum-, Totholz- und Lichtwaldstrukturen nach Störungsereignissen
  • Nutzungsverzicht und Schaffung lichter Waldstrukturen
  • Erhalt von Nieder- und Mittelwäldern
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.