Amberg
22.03.2019 - 09:15 Uhr

"Frauen mit Kopftuch werden benachteiligt"

Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus erzählen zwei Frauen mit ausländischen Wurzeln, wie sie ihren Alltag in Amberg meistern.

Nour Almohamad (links) und Carmen Dragomir erzählen in einer Unterrichtspause beim Kolping-Bildungswerk von ihren Erfahrungen im Alltag. Bild: Stephan Huber
Nour Almohamad (links) und Carmen Dragomir erzählen in einer Unterrichtspause beim Kolping-Bildungswerk von ihren Erfahrungen im Alltag.

Die gebürtige Rumänin Carmen Dragomir ist seit vier Jahren in Deutschland. Sie lebt mit ihrem Mann in Neukirchen. Die 29-Jährige denkt immer positiv und vergisst Schlechtes schnell: "Wir sind hier, weil wir das wollten. Wenn es mal schwierig wird, müssen wir eben kämpfen. Negativ denken hilft mir nicht." Es sei wichtig, sich selbst zu vertrauen, ist die junge Frau überzeugt. "Ich versuche immer, Respekt zu haben und deswegen habe ich auch kaum schlechte Erfahrungen gemacht."

Nur bei der Wohnungssuche sei Rassismus zu spüren gewesen: "Die Vermieter waren beim Absagen erteilen immer sehr diplomatisch, aber man hat gemerkt, dass es daran liegt, dass ich aus Rumänien komme", bedauert die 29-Jährige. "Mein Mann und ich haben jetzt schneller ein Haus gekauft, als eine Wohnung zur Miete zu finden. In Neukirchen fühle ich mich sehr angenommen und gut. Dort ist es anders als in der Stadt."

Mit Baufirma selbstständig

Die Arbeitsuche der Rumänin sah so aus: "Ich bin einfach immer direkt persönlich erschienen und habe mich vorgestellt. Ich habe den Leuten gesagt, dass ich das vielleicht noch nicht kann, es aber auf jeden Fall lernen möchte und dann hat das auch immer funktioniert", erzählt Carmen Dragomir. "Anfangs habe ich zwar nur körperlich schwere Arbeit bekommen, aber inzwischen haben sich mein Mann und ich mit einer Baufirma selbstständig gemacht und jetzt arbeite ich dort im Büro."

Nour Almohamad (23) aus Syrien trägt ein Kopftuch und lebt seit Oktober 2016 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Amberg: "Wir würden natürlich gerne in Syrien leben, aber solange immer noch Waffen hingeschickt werden, gehen wir nicht zurück. Wir würden nur in Angst leben. Insgesamt bin ich sehr zufrieden in Deutschland, weil ich hier viele gute Erfahrungen gemacht habe."

Schwierige Arbeitssuche

Eine große Herausforderung stellt für die 23-Jährige jedoch die Arbeitssuche im Gesundheitswesen dar: "Wenn es um die Arbeit geht, sehe ich keine Gleichberechtigung. Frauen, die ein Kopftuch tragen - so wie ich - werden auf jeden Fall benachteiligt. Ich habe mich sehr oft vorgestellt und immer eine Absage bekommen: Frauen mit Kopftuch - nein. Sollte dann doch mal eine Frau mit Kopftuch eingestellt werden, meistens für eine Stelle, bei der man sie nicht sieht. Dabei finde ich, dass das keine große Sache sein sollte. Für mich ist das fast eher eine Frage des Geschmacks: Es trägt ja auch nicht jede Frau dieselbe Kleidung. Da trägt jeder das, was er will."

"Hier in Amberg habe ich Sachen wie ,Geh zurück in dein Heimatland' oft gehört. Wegen meinem Kopftuch machen Leute Anspielungen wie: ,Hast du überhaupt Haare?'." Es gab auch Probleme im Kindergarten: "Meine Tochter zum Beispiel wurde in ihrem ersten Kindergarten benachteiligt behandelt, weil sie Ausländerin ist. Den haben wir dann gewechselt und in ihrem neuen ist jetzt alles gut."

Termine:

Internationale Wochen gegen Rassismus

Die Internationale Wochen gegen Rassismus laufen seit Donnerstag, 14. März, in Amberg. Die nächsten Termine sind:

- Erlebniscafé mit Workshop: „Erlebniswelt der extremen Rechten“ am Mittwoch, 27. März, 18 Uhr im Jugendzentrum Klärwerk.

- Der UN-Migrationspakt: Fakten statt Fake-News mit Europaabgeordnetem Ismail Ertug am Freitag, 29. März, 18 Uhr, im Caritas-Sozialzentrum, Dreifaltigkeitsstraße 3.

- Interkulturelle Filmnacht mit Fingerfood und Austausch mit jungen Klienten des CJD-Jugendmigrationsdienstes am Samstag, 30. März, 18 Uhr, im Ring-Theater, Spitalgraben 2.

- Israelische Lieder und Weltmusik in der Synagoge, inklusive vorangehender Führung (15.45 Uhr) am Sonntag, 31. März, 16 Uhr, Israelitische Kultusgemeinde, Salzgasse 5. (roa)

Amberg22.03.2019
 
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