Amberg
12.11.2019 - 10:39 Uhr

Frauenstammtisch bei Mama Bavaria Luise Kinseher im Musikomm Amberg

Das neue Kabarettprogramm von Luise Kinseher beschäftigt sich mit einer Frage von globalem Ausmaß: Welche Bedeutung hat Bayern vom Weltraum aus betrachtet? Und welche Bedeutung hat das für die Welt?

So kennt das Publikum Luise Kinseher: ausdrucksstark und nie um eine Grimasse verlegen. Dass die ehemalige Nockherberg-Darstellerin auch witzig und stimmgewaltig ist, beweist sie bei ihrem gefeierten Auftritt im Musikomm. Bild: Petra Hartl
So kennt das Publikum Luise Kinseher: ausdrucksstark und nie um eine Grimasse verlegen. Dass die ehemalige Nockherberg-Darstellerin auch witzig und stimmgewaltig ist, beweist sie bei ihrem gefeierten Auftritt im Musikomm.

In einem fulminanten Figurenszenario spielt sich die vielfach preisgekrönte Kabarettistin und Nockherberg-Bavaria in die Herzen des Publikums. In Luise Kinsehers neuem Programm trifft sich hochkarätige Prominenz zur Talkrunde: Lady Liberty, Mütterchen Russland, Madame Europa und natürlich Mama Bavaria. Dazu kommen dann noch die Rentnerin Helga Freese, die stets auf der Suche nach ihrem Heinz ist ("Wir sitzen nie zusammen, sind aber im telefonischen Kontakt") und Mary from Bavary im Morgenmantel, immer ein wenig angeschickert und mit nuscheliger Aussprache.

Sachse aus Kümmersbruck

Ganz überraschend bereichert ein Besucher, ein Sachse aus Kümmersbruck, den kurzweiligen Kabarettabend: "Er hat wohl zu Hause niemanden zum Reden und geht deshalb ins Kabarett", mutmaßt die Kinseher im Schlagabtausch mit dem Mann aus dem Publikum. Und sie teilt aus. Nicht gerade schlimme Faustschläge, aber doch ganz schön schmerzhafte Nasenstüber, halt so, wie sie es viele Jahre als Mama Bavaria auf dem Nockherberg "vor dem ganzen Politiker-Gschwerl" getan hat. "Es hat nix bracht", klagt sie, und deshalb hat sie die Konsequenz gezogen und überlässt das Predigen jetzt einem anderen. Aber als besorgte Mama verfolgt, umsorgt und liebt sie natürlich "ihre Kinder" nach wie vor.

Braten mit Ingwer

Im feschen schwarzen Trachtenkostüm mit roter Borte und kessem Blumenhut auf dem Lockenkopf, stemmt sie sich in die Brandung der Landespolitik, beschäftigt sich mit "Bavaria One" Markus Söder, Hubsi Aiwanger, König Ludwig II. ("Der ist nicht ertrunken, der hatte das goldene Seepferdchen") und macht sich so ihre Gedanken über Bayern und die Welt. Sie spricht über Heimat ("Wer in sich selber wohnt, ist überall daheim") im weiteren Sinn und schwenkt über zur bayerischen Identität ("Bayern hat ein eigenes Weltbild und ein eigenes Horoskop"). Da geht's um den Bayern als Mensch ("Der Bayer erobert nicht, der lockt an"), seine Sprache ("Von den Wurzeln her ist der Bayer ein Kosmopolit"), seine Naturschönheiten ("Bayern hatte früher mehr Natur - bis die Schädlinge kamen und der Flächenfraß") und seine Traditionen, die bei "Schweinebraten mit Ingwer" und "Semmelknödelteiglinge aus Polen" drohen, verloren zu gehen.

Mama Bavaria, ihre berühmte Figur und ihr großer Erfolgsgarant, reinkarniert munter immer weiter auf den Brettlbühnen. Begonnen habe sie als bayerische Wirtin zur Römerzeit und überhaupt sei "das Wirtshaus in Bayern die Wiege der Toleranz ". Schon zu Urzeiten hätten sich dort die Bayern mit Römern, Druiden und Restkelten vermischt: "Bloß ned untereinander, des gibt depperte Kinder." Heute kämpft sie für Frauenrechte: "Wann gab's schon jemals eine berühmte bayrische Königin? Wenn du was werden willst, dann musst du schon nach Österreich auswandern wie die Sissi", lautet ihr Resümee. Eine schmale, grazile Sissi ist sie nicht. Die Kinseher steht mit beiden Beinen auf dem Boden, und um Bayern zu verteidigen, reicht ihr ein Nudelholz. Sie braucht dazu kein Schwert, womit die kolossale Bronze-Bavaria in München gegürtet ist.

Witzig und treffsicher

Die Kinseher ist witzig, gescheit und setzt treffsichere Pointen, die aber zum Teil schon bekannt sind. Sie trällert ihre Version von "Schau hi, da liegt a toter Fisch im Wasser", animiert zum gemeinsamen Gesang und kokettiert mit dem Publikum. Das macht von Anfang an gut mit und hält mit Zurufen nicht hinterm Berg. Das veranlasst Mama Bavaria zu dem Fazit: "Wennst einmal in Amberg warst, kann dich nichts mehr erschüttern." Dafür gab's Riesenapplaus. Und auch für diesen Spruch: "Die Weißwurst ist ein wunderbarer Tofu-Ersatz - wenn man kein Vegetarier ist."

 
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