Friseure fiebern ihrem Lockdown-Ende entgegen

Amberg
12.02.2021 - 14:55 Uhr
OnetzPlus

Endlich klappern wieder die Scheren und Haar-Pelze verschwinden: Die Obermeisterin der Friseure in Amberg-Sulzbach, Claudia Rubenbauer, ist erleichtert. Ab 1. März dürfen Salons öffnen. "Viele stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand."

Friseurin Claudia Rubenbauer freut sich, dass sie am 1. März endlich ihren Salon in Kümmersbruck wieder öffnen darf. Zehneinhalb Wochen waren die Geschäfte dann geschlossen.

Der 1. März ist ein Montag. Montags haben die Friseure eigentlich Ruhetag. Doch Claudia Rubenbauer zaubert es ein Lächeln ins Gesicht, dass sie am Feiertag ihres Handwerks ihren Salon in Kümmersbruck aufsperren darf. "Endlich. Nach zehneinhalb Wochen Lockdown", seufzt die Innungsobermeisterin der Friseure Amberg-Sulzbach.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel die freudige Nachricht für Friseure am Mittwoch verkündet, erfährt Rubenbauer im Internet davon. "Kunden und Freunde haben mir sofort geschrieben, das Handy konnte ich gar nicht mehr aus der Hand legen." Es seien Glückwünsche gewesen, aber auch Terminanfragen, ob sie schon gleich in der ersten Märzwoche den Haar-Pelz lichten könne. "Der 1. März ist ein Hoffnungsschimmer für unsere Branche", sagt Rubenbauer. Denn erst seit kurzem könnten Saloninhaber die dritte Überbrückungshilfe beantragen. Bei einigen seien auch noch immer nicht alle Zahlungen des Arbeitsamts zur Kurzarbeit eingegangen. "Ich kenne viele Kollegen, deren Dispo weit überzogen ist, die nur noch mit Mühe das Gehalt der Mitarbeiter zahlen konnten. Viele stehen finanziell mit dem Rücken an der Wand. Es ist sehr eng." Die Lage der Friseure in Bayern sei dramatisch.

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Vielseitiger Protest

Rubenbauer knipst wie viele Kollegen jeden Freitag das Licht in ihrem Friseurgeschäft an. Es ist eine Maßnahme, die beweisen soll: Noch brennen bei uns die Lampen, doch wie lange noch? "Es ist eine stille Aktion, die Aufmerksamkeit erregt", erzählt Rubenbauer. Viele Briefe von Friseuren an Politiker hätten vielleicht zusätzlich geholfen, dass es für die Branche der "körpernahen Dienstleistungen" eine Ausnahme gibt. Dass sie eine Sonderrolle im Vergleich zu Kosmetik- oder Tattoostudios einnehmen, weiß Rubenbauer. "Ich hoffe, dass es für sie auch schnell eine Perspektive gibt."

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Vielleicht waren es auch weitere Faktoren, welche die Politik zum Handeln gezwungen haben. "Fußballspieler, die gestylt auf dem Platz stehen, Moderatoren, die ebenfalls gut frisiert zu sehen sind: Das ist einfach unverständlich." Da zitterten Rubenbauer und ihren Kollegen schon die Scheren in den Händen. Oder wenn sie beim Einkaufen "schön gefärbte Ansätze bei Frauen oder frisch geschnittene Männerköpfe" entdeckte: "Das hat viele in der Innung geschockt." Die Schwarzarbeit habe floriert. Damit meint Rubenbauer gar nicht die aktiven Kollegen oder deren Mitarbeiter. "Ich denke, dass viele ehemalige Friseure Hand angelegt haben."

FFP2-Maske beim Haarschnitt

Und dabei habe es im vergangenen Jahr bundesweit nur zwischen sechs bis acht nachgewiesene Infektionen in einem Friseursalon gegeben, sagt Rubenbauer. Trotzdem war am 16. Dezember Schluss, die Geschäfte mussten schließen. Viel ändern müssen die Friseure daher auch gar nicht an ihrem bisherigen Hygienekonzept, wenn sie in gut zwei Wochen die Ladentür öffnen. "Wie im Einzelhandel auch tragen wir und die Kunden eine FFP2-Maske." Geplant sei auch, dass pro zehn Quadratmeter im Salon nur ein Kunde bedient werden kann. "Für kleine Geschäfte ist das schwierig", sagt Rubenbauer, ist aber optimistisch, dass ihr Bundesverband Ausnahmen verhandeln kann.

In den kommenden Wochen wird die Friseurin wohl noch einige Zeit am Telefon hängen und Termine mit Kunden vereinbaren. "Wie viele andere auch biete ich im März wohl eine Sechs-Tage-Woche an, um den Kundenschwung unterzubringen", sagt sie lachend. Stress, auf den sie sich freue. Nun werde Ware bestellt, in der letzten Februarwoche starte sie einen Großputz im Salon. Wer im Übrigen den ersten Termin an jenem Montagmorgen bekommt, steht noch nicht fest, sagt Rubenbauer. "Jemand aus der Familie ist es diesmal – wie nach dem ersten Lockdown – nicht."

 
 

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