Die Friedenspflicht ist ausgelaufen, die Zeit der Warnstreiks angebrochen: Die IG Metall erhöht in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie den Druck auf den Verhandlungspartner. Bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 11. November ruft die Gewerkschaft auch im Bereich der Verwaltungsstelle Amberg zu Warnstreiks auf – mitunter sogar gleich noch in der Nacht zum Dienstag und damit direkt nach Auslaufen der Friedenspflicht am Montag um Mitternacht.
"Nix Belastbares in Cent und Euro"
"Zu spät, zu niedrig und zu lang": Mit diesen Worten kommentiert Sabrina Feige, 2. Bevollmächtigte der Verwaltungsstelle der IG Metall in Amberg das, was die Arbeitgeberseite in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie bislang vorgelegt hatte. Was sich zunächst einmal, wie Sabrina Feige selbst zugibt, gut angehört habe, nämlich 3,6 Prozent "war unterm Strich dann doch enttäuschend": erst einmal neun Null-Monate, dann 1,7 Prozent ab Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026. Die IG Metall hingegen hingegen fordert sieben Prozent mehr Geld für zwölf Monate und eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen und, wie Udo Fechtner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Amberg, erklärt, 170 Euro mehr für die Auszubildenden. Doch da sei von Arbeitgeberseite gar kein konkretes Angebot gekommen. Oder wie es Fechtner deutlich formuliert: "Nix Belastbares in Cent und Euro."
Arbeitskampf-erfahren wie er nun mal ist, weiß Fechtner aber auch genau, dass es diesmal schwieriger sein wird als bei der letzten Tarifauseinandersetzung. Der Chef der IG Metall in Amberg erwähnt, dass die allgemeine Auftragssituation in den Betrieben schwieriger geworden ist. Siemens zum Beispiel baue Zeitkonten ab, bei Grammer ist in der Konzernzentrale ein großer Personalabbau angekündigt. Andererseits: Die Inflation belastet die Menschen. "Vieles ist teurer geworden, alltägliche Dinge, aber auch Mieten." Deshalb wüssten die Beschäftigten, dass sie kämpfen müssen. Denn: "Wenn ihre Löhne gleich bleiben, verlieren sie viel Geld."
Warnstreiktag für Azubis
Dass auch die Auszubildenden voll motiviert sind, für ihre Forderungen einzutreten, freut Udo Fechtner und Sabrina Feige besonders. Zum bayernweiten Azubi-Warnstreiktag am Dienstag, 29. Oktober, beim Audi-Ausbildungszentrum in Ingolstadt fahren allein aus Amberg vier Busse. "Die Resonanz bei den jungen Leuten ist gut, sie sind tough unterwegs", würdigt Fechtner die Auszubildenden. Sollte es auch am 11. November keine Einigung geben, könne die Gewerkschaft natürlich noch den Druck erhöhen, sagten die beiden Amberger Vertreter. "Wir haben verschiedene Eskalationsstufen, jetzt zünden wir die erste", sagt Sabrina Feige über die jetzt kommenden Warnstreiks.
Wie wertvoll ein Tarifvertrag ist, zeigt sich für Udo Fechtner auch dadurch, dass in Zeiten des Fachkräftemangels Arbeitgeber, die auf der Suche nach Mitarbeitern sind, in den Stellenanzeigen sogar damit werben, dass sie einen haben. "Vor zehn Jahren wäre das noch undenkbar gewesen", sagt der langjährige Gewerkschafter. Seiner Aussage nach schätzen ihn auch die Auszubildenden. Viele von ihnen hätten bereits bei anderen Unternehmen oder bei Leiharbeitsfirmen gearbeitet und wüssten genau, "was ein Tarifvertrag bedeutet".
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.