Amberg
24.03.2022 - 13:26 Uhr

Gebürtige Ukrainerin berät Stadt: Das kann Amberg noch besser machen

Alona Baumbach aus Amberg ist gebürtige Ukrainerin. Seit der ersten Stunde hilft sie Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten. Im Gespräch mit Oberbürgermeister Michael Cerny und Landtagsabgeordneten Harald Schwartz gab sie Ratschläge.

Als die ersten Busse mit ukrainischen Flüchtlingen in Amberg ankamen, war Alona Baumbach vor Ort. Seit diesem Tag, dem 5. März, kümmert sich die 29-jährige dreifache Mutter um die Belange vieler Schutzsuchender. Bild: tk
Als die ersten Busse mit ukrainischen Flüchtlingen in Amberg ankamen, war Alona Baumbach vor Ort. Seit diesem Tag, dem 5. März, kümmert sich die 29-jährige dreifache Mutter um die Belange vieler Schutzsuchender.

Sie wollten den Helfern danken. Zudem wollten sie gemeinsam überlegen, was noch getan werden kann, um die richtigen Weichen für die Aufnahme und Integration der ukrainischen Flüchtlinge zu stellen. Alona Baumbach, die stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Unterstützer aus allen Bereichen spricht, hat sich dafür mit CSU-Landtagsabgeordnetem Harald Schwartz, Oberbürgermeister Michael Cerny und dem stellvertretenden Sozialreferenten und Jugendamtsleiter der Stadt Amberg, Thomas Boss, getroffen.

Baumbach hat die Menschen, die aufgrund des Krieges aus ihrem Heimatland fliehen mussten, aus eigenem Antrieb heraus von Anfang an begleitet. Ihre Erfahrungen sind Gold wert, zumal die 29 Jahre alte dreifache berufstätige Mutter nichts unversucht lässt, um zu helfen. Baumbach wurde in der Ukraine geboren und lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Sie gab Tipps, wie Politik und Verwaltung ihr Engagement und ihre Planung verbessern können, damit Hilfe dort ankommt, wo sie auch gebraucht wird.

Laut einer Pressemitteilung der Stadt konnten auch Cerny und Boss bereits Erkenntnisse beisteuern, die Amberg bisher habe sammeln können. So habe sich relativ schnell gezeigt, dass es sich bei einem Großteil der Neuankömmlinge um Kinder handle, die - auch aufgrund der traumatischen Erlebnisse - dringend einer Betreuung bedürften.

Kinder nicht getrennt in die Schule

Einfach sei es nicht, Kinder in den Kitas und Schulen aufzunehmen, heißt es weiter, da es bereits vor der Krise Lücken in der Kinderbetreuung gegeben habe. Cerny gab deshalb seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Betreuungsschlüssel temporär angehoben wird, um eine Eingliederungsmöglichkeit für die Kinder zu schaffen: "Nur dann gelingt es uns, sie in den bestehenden Einrichtungen unterzubringen - eine Herausforderung, die Chancen eröffnet." Baumbach riet allerdings davon ab, sogenannte Welcome-Klassen einzurichten, in denen die ukrainischen Kinder separat unterrichtet werden. "Integration funktioniert nur, wenn die Kinder einzeln in bestehende Klassen eingegliedert werden", betonte sie. Die Frage des Landtagsabgeordneten Schwartz, was jetzt als drängendste Maßnahme in Angriff genommen werden müsste, beantwortete sie mit dem Hinweis auf die seelischen Nöte der jungen Geflüchteten: "Viele von ihnen sind alleine oder nur mit ihren älteren Geschwistern gekommen, weil die Eltern das Land nicht verlassen dürfen. Sie sind daher voller Angst und brauchen schnell einen sicheren Hafen." Ziel müsse es sein, schnell die Verbindung zu Amberger Vereinen herzustellen, denn Sport verbinde und überwinde Sprachbarrieren.

Weitere Unterkünfte schaffen

Glaubensstätten wie die Paulaner- und die israelitische Kultusgemeinde haben laut Baumbach bereits Verantwortung übernommen und Familien zu sich geholt. Thomas Boss lobte das Engagement der Menschen, die Geflüchtete bei sich aufgenommen haben. Gleichzeitig betonte er, dass viele zwangsläufig nur eine Übergangslösung bieten könnten. Das mache es notwendig, mittelfristig neue Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen.

Hinzu kommen laut der Pressemitteilung die Flüchtlinge, die in den vergangenen Tagen mit Bussen von Regensburg nach Amberg gebracht worden sind. "Für sie muss möglichst schnell Wohnraum gefunden werden", sagte Thomas Boss. Harald Schwartz fügte hinzu, es sei ihm ein Anliegen, den geflohenen Erwachsenen rasch einen Arbeitsplatz anzubieten: "Unsere Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiter und Auszubildende. Sie sollten aktiv auf die Menschen zugehen und sich den Menschen aus der Ukraine vorstellen."

Mehr Geld und Personal

Die Stadt Amberg schafft den Angaben zufolge derzeit Strukturen, um den Geflüchteten Unterstützung auf allen Ebenen zu bieten. "Deshalb wäre es jetzt ganz besonders wichtig, dafür die finanzielle und personelle Ausstattung zu bekommen", sagte Cerny. Ihm zufolge sind die mit dieser Aufgabe betrauten Beschäftigten der Stadt bereits bis zum Anschlag im Einsatz. "Jetzt liegt es an der Politik, dafür zu sorgen, dass die Hilfe auch leistbar ist und bleiben kann", sagte Schwartz.

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Amberg23.03.2022
Hintergrund:

So viele Menschen sind vor dem Krieg nach Amberg geflüchtet

  • Inzwischen hat die Stadt Amberg bereits rund 200 Menschen registriert, die in privaten Unterkünften untergebracht sind – eine Zwischenlösung.
  • Die Dunkelziffer liegt nach Schätzungen der Behörden jedoch sogar noch weitaus höher.
  • In den vergangenen Tagen sind weitere Geflüchtete von Regensburg nach Amberg gekommen.
  • Wer helfen will, kann sich an die Koordinierungsstelle der Stadt Amberg entweder unter der Mail-Adresse ukraine-hilfe[at]amberg[dot]de oder unter der Telefonnummer 09621 10-9999 melden.
 
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