Amberg
23.10.2019 - 16:48 Uhr

Gewaltorgie im Krankenhaus

Zwei Justizvollzugsbeamte müssen einen als gewalttätig geltenden Häftling im Amberger Krankenhaus bewachen. Eigentlich Routine. Doch dann wird alles zum Alptraum.

Symbolbild Bild: Volker Hartmann/dpa
Symbolbild

Randale im Klinikum St. Marien. Sie bahnte sich an, als ein aus dem Raum Schwandorf stammender und seit Jahren in Haft sitzender Mann ins Krankenhaus gebracht worden war, weil er etliche von ihm gehortete Tabletten verschluckt hatte. Ärzte behandelten ihn und ordneten stationären Aufenthalt an. Die Konsequenz daraus: Zwei Amberger JVA-Beamte mussten ihn bewachen.

Was dann am 8. Juli 2018 geschah, war eine Aufführung, die aus dem Horrorkabinett stammen könnte. Der Mann, zuletzt von Gerichten in Amberg und Würzburg zu langen Haftaufenthalten verurteilt, riss trotz einer Fußfesselung einen stabilen Teil seines Bettes heraus und drohte: "Ich spalte euch die Köpfe." Dann legte er seinen Knüppel zur Seite, warf einen Tisch um und ging mit einem hölzernen Tischbein gegen die Bewacher vor.

Verstärkung geholt

Die Justizbeamten, bis heute unter psychischem Druck, zogen sich zurück und holten Verstärkung. Sie nahte in Gestalt von vier Polizisten und drei weiteren Bediensteten der JVA. Im Krankenzimmer zerlegte der 36-Jährige unterdessen die Einrichtung. Dann kam es zum Feldzug gegen ihn. Die uniformierte Mannschaft drang vor, setzte Pfefferspray ein, brachte den Tobenden zu Boden. Als man ihn aufrichtete, hielt er ein Jagdmesser in den Händen.

Wie kam der Gefangene zu dieser Waffe? Im Prozess stellte sich nun heraus, dass einer der ihn bewachenden Beamten das Jagdmesser in einem Rucksack mit seinen persönlichen Utensilien mitgebracht hatte. Der 36-Jährige war in dem Gepäckstück auf die Suche nach Zigaretten gegangen, fand das Messer und rüstete sich damit für die ihm bevorstehende Überwältigung aus. Wegen des peinlichen Vorfalls lief später ein Verfahren gegen den Justizbeamten. Es wurde eingestellt. Er selbst sagte jetzt nichts dazu.

Vor der Ersten Strafkammer des Amberger Landgerichts hat der 36-Jährige zum Prozessauftakt seine Übergriffe eingeräumt. Allerdings mit dem Hinweis auf Frustsituationen und der Einnahme von Psychopharmaka-Medikamenten.

Mehrfach auffällig

Offenbar, so konnte man seinen Angaben entnehmen, sei er erst dann völlig durchgedreht gewesen, "als mir ein Arzt eröffnet hat, dass ich nicht in meine Haftzelle zurückkomme und stattdessen nach Regensburg in die Psychiatrie muss." Ist dieser Mann eine Gefahr für die Allgemeinheit? Gewalttaten haben seinen bisherigen Weg wie ein roter Faden durchzogen. Nun hat das Landgericht zu entscheiden. Die gleiche Strafkammer sperrte ihn im Jahr 2014 für fünf Jahre weg, als er im östlichen Kreis Schwandorf mehrere Menschen übel misshandelt hatte. Später fügten Würzburger Richter weitere zweieinhab Jahre hinzu, als im dortigen Gefängnis ein Mitgefangener in die unberechenbaren Fänge des 36-Jährigen geraten war.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Entscheidende Bedeutung kommt dabei dem Gutachten einer Psychiaterin zu.

 
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