Amberg
28.05.2019 - 16:03 Uhr

Es gibt nur eine Anja Killermann

Tochter eines Bürgermeisters, Frau voller Charme und ihrem Namen so ebenbürtig, dass es auch der letzten Feministin Schweißperlen auf die Stirn treibt. Es kann nur eine geben: Killermann.

Sie habe einen Mann, den viele möchten. „Der Novak lässt mich nicht verkommen“, ist nur einer von ihren auserwählten Lieblings-Chansons, die Anja Killermann im Kulturstift zum Besten gibt. Bild: Dagmar Williamson
Sie habe einen Mann, den viele möchten. „Der Novak lässt mich nicht verkommen“, ist nur einer von ihren auserwählten Lieblings-Chansons, die Anja Killermann im Kulturstift zum Besten gibt.

Wie sagte Erich Kästner einst so schön: "Sie singt, was sie weiß. Und sie weiß, was sie singt. Das merkt man am Gesang. Und manches, was sie zum Vortrag bringt, behält man jahrelang." Als ob er diese Wörter nur für Anja Killermann gereimt hätte. Sie berührt Seele und Geist, sowohl gesanglich als auch schauspielerisch. Im Kulturstift trägt sie, begleitet von Toby Mayerl am Piano, einen bunten Strauß ihrer Lieblingslieder vor, wie sie sagt.

Ein tailliertes Kleid trägt die Chansonette. Grün, wie Durchsetzungsvermögen, Wachstum und Beharrlichkeit. Oder Grün wie Gift? Gepaart mit dem knallroten Lippenstift ist von der negativen Assoziation nur ein klein wenig zu spüren, wenn es denn der jeweilige Chanson erlaubt. Anja Killermann killt im Kulturstift - zur Erheiterung aller Anwesenden. Sämtliche Dialekte und Akzente beherrscht die Ambergerin und rollt das stimmhafte alveolare Vibrant, ergo R, gekonnt, auch auf französisch, also aus dem Rachen. Hanseatisch? Kein Problem. Das beweist sie mit ihrer Version von "Der Weihnachtsmann auf der Reeperbahn" mit Handtasche im obligatorischen Leoparden-Print als stylisches Accessoire. Obgleich der Text aus der Feder eines Mannes stammt, ist Anja Killermann authentisch. Sie verkörpert das Welttheater in drei Minuten. Hände in die Hüften gestemmt, mimisch der Ausdruck von überzogener Empörung, jugendlicher Lieblichkeit und süßer Verführung. "Der Novak lässt mich nicht verkommen" von Cissy Kraner oder "Ach, lege deine Wange" von Kurt Tucholsky sind nur wenige ihrer auserwählten Chansons, die zum Lachen, Finger schnippen und Füße wippen, sofern es der Platz erlaubt, animieren. Der meist als Galerie genutzte Raum ist restlos ausverkauft. Die Chansonette fragt: "Kann denn Liebe Sünde sein?" - und: "Wo sind deine Haare, August?" Männer bezeichnet Killermann als "Randgruppen der Gesellschaft" und wendet sich mit "Wie man eine Torte macht" den süßen Dingen des Lebens zu.

Gegen 22 Uhr ist die Chansonette dann doch "Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" und wird belohnt mit tosendem Applaus, "Whoohoo"-Rufen und einer ausdauernd schreienden Aufforderung nach einer Zugabe. Eine langanhaltende stehende Ovation. So laut, dass Neugierige in der Georgenstraße den Weg durch die Zehentgasse finden, um zu erfahren, was denn so Grandioses in diesem Hinterhof passiert. Ambergs Grande Dame des Chansons gibt ein Konzert und jetzt weiß es jedermann, es kann nur eine geben - die Killermann.

 
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