"Grün in die Stadt!", forderte Helmut Schuster in der Bürgerversammlung der Stadt Amberg im ACC. Gemeinsam mit Johannes Lösche hatte er einen Antrag zur Gestaltung des ehemaligen Bürgerspitalgeländes in der Altstadt eingereicht. "Parkähnlich und für jede und jeden zugänglich" sollte das Areal gestaltet werden, beantragen die beiden Männer. Außerdem sollen die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen den Parkbesuchern dort "so informativ und anschaulich wie nur möglich" vor Augen geführt werden.
Das Bürgerspital-Gelände hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die bis ins sechste Jahrhundert vor Christus zurückreicht, das kam bei den Ausgrabungen ans Tageslicht. Dort, wo vor 2600 Jahren Kelten ihre Toten bestatteten, soll in Zukunft gewohnt und eingekauft werden. Erst im Oktober legte Investor Ten Brinke im Bauausschuss neue Planungen für das Bürgerspital vor. Die sollen als Grundlage des Kaufvertrags für das Gelände gelten, der immer noch nicht unterschrieben ist.
Seit Jahren regt sich Widerstand gegen die Pläne. So auch bei der Bürgerversammlung vergangene Woche mit dem Antrag von Schuster und Lösche. "Grün muss das vorrangige Element in der Stadt sein. Denn ,Grün in der Stadt' ist die erfolgreichste Antwort auf die drohende Klimakatastrophe", sagte Helmut Schuster und bezog sich damit eigenen Aussagen zufolge unter anderem auf Forderungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. "Grün" würde den Menschen Kühlung bringen, Regenwasser zurückhalten und die Feinstaubbelastung reduzieren.
Grün muss das vorrangige Element in der Stadt sein. Denn Grün in der Stadt ist die erfolgreichste Antwort auf die drohende Klimakatastrophe.
Rentable Nutzung verhindern
"Die rentable Nutzung von Flächen im Zentrum der Stadt bringt zwar einigen Leuten Geld, denen nämlich, die mit teurem Boden spekulieren. Aber sie verhindert eine menschengerechte Stadt", erklärte Lösche. Das würden die Pläne, die eine "geradezu totale Bebauung und 99-prozentige Versiegelung des Bodens" vorsehen, beweisen. "Wir wollen mit unserem Antrag das ehemalige Bürgerspitalgelände vor der rentablen Nutzung bewahren", betonte er. Denn das wäre "ein Unglück für die Stadt. Und die Frage, ob bei allen bisherigen Planungen und Entscheidungen genügend Transparenz, genügend Beteiligung der Bürgerschaft und genügend Demokratie geherrscht habe, würde immer lauter gestellt werden", sagte Johannes Lösche. Diesen "Vorwurf" wollte Michael Cerny so nicht stehen lassen. "Das Thema wird auch im Stadtrat nicht eindeutig gesehen", weiß der Oberbürgermeister. "Aber der Stadtrat ist demokratisch gewählt", erklärte er. Und auch das Bebauungsplanverfahren mit Bürgerbeteiligung sei immer ordnungsgemäß durchgeführt worden. "Ich wehre mich dagegen, zu sagen, dass da etwas undemokratisch ist. Das würde die Position des Stadtrates infrage stellen."
Die rentable Nutzung von Flächen im Zentrum der Stadt bringt zwar einigen Leuten Geld, denen nämlich, die mit teuren Boden spekulieren. Aber sie verhindert eine menschengerechte Stadt.
Auch auf die Aussage, dass mit dem Antrag an Ludwig dem Bayer gedacht werden soll, der, wie Lösche ausführte, "1317 seinen vor anderen geliebten Ambergern etwas Gutes tun wollte und mit seiner Stiftung vielen Ambergern einen sorgenfreien Lebensabend gewährte", reagierte Cerny. Die Stiftung habe das Grundstück in der Altstadt an die Stadt verkauft, um mit diesem Geld den Neubau des Bürgerspitalheims in der Schlachthausstraße zu finanzieren und damit auch die ursprüngliche Idee zu verfolgen, nämlich einen Raum für ältere Menschen zu schaffen, die sich nicht mehr selbst versorgen können. "Das heißt: Der Stiftungszweck ist erhalten."
Ich wehre mich dagegen, zu sagen, dass da etwas undemokratisch ist. Das würde die Position des Stadtrates in Frage stellen.
Geschichte anschaulich darstellen
Die archäologischen Ausgrabungen zu berücksichtigten, hieße, "einer sich ausbreitenden Geschichtsvergessenheit etwas entgegenzusetzen", betonte Lösche. Dieser Aspekt sei zwar "nicht relevant für den Antrag", sagte Cerny, doch das Keltengrab sei bei den Bodendenkmaluntersuchungen komplett zerstört worden. Baureferent Markus Kühne bestätigte: "Das Grab ist durch die Grabung selber nicht mehr existent und auch der archäologische Wert ist nicht mehr gegeben." Dem widersprach Berthold Bernreuter, der selbst einen Antrag zum Thema Bürgerbeteiligung und Transparenz, eingereicht hatte: "Es ist natürlich so, dass die Archäologie, um überhaupt tätig werden zu können, ihre Quellen zerstören muss, aber der Wert wird dadurch ja nicht zerstört. Der Fund kann jederzeit an dieser Stelle wieder rekonstruiert werden. Das klang jetzt so, also wäre das jetzt weg und nun kann man nichts mehr machen."
Dem Antrag zu folgen, würde bedeuten, ein Gelände zu schaffen, das "alle Sinne erfreut, soziale Begegnung ermöglicht und anschaulich über Ambergs Geschichte informiert", resümierte Johannes Lösche. Cerny versprach, die Forderungen an den Stadtrat heranzutragen – bevor über die Anpassung des Vertrages mit Ten Brinke entschieden wird.
Alle Anträge in den Stadtrat
Um die Bürgerversammlung Corona-konform abhalten zu können, waren nur zuvor schriftlich eingereichte Anträge behandelt worden. Zudem gab es aufgrund des zahlenmäßig eingeschränkten Teilnehmerkreises keine Abstimmungen darüber, welche Anträge der Stadtrat behandeln soll. Stattdessen gehen alle Anträge in den Stadtrat. So auch der zum Bürgerspital-Areal.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.