Amberg
27.08.2021 - 15:04 Uhr

Gustav-Heinemann-Bürgerpreis würdigt Arbeit des Projekts meet2respect

Im Willy-Brandt-Haus, der Parteizentrale der SPD in Berlin, hat am Donnerstagabend der Amberger Rabbiner Elias Dray den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis bekommen. Gewürdigt wurde mit dieser Auszeichnung ein besonderes Projekt.

Auf dem Tandem für mehr Toleranz: Der islamische Theologe Ender Cetin (links) und der Amberger Rabbiner Elias Dray setzen sich gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ein. Bild: Gregor Fischer/dpa
Auf dem Tandem für mehr Toleranz: Der islamische Theologe Ender Cetin (links) und der Amberger Rabbiner Elias Dray setzen sich gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ein.

Wachsender Antisemitismus, aber auch zunehmende Islamfeindlichkeit hatten 2013 Elias Dray, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, und Imam Ender Cetin veranlasst, ein Projekt für gegenseitigen Respekt ins Leben zu rufen: meet2respect. Organisiert werden vor allem Tandem-Touren: Imame und Rabbiner gehen gemeinsam zu Unterrichtsbesuchen in Schulklassen, um für gegenseitigen Respekt und ein friedliches Nebeneinander von Religionen zu werben. Meet2respekt bietet darüber hinaus nach eigenen Angaben "Workshops und Veranstaltungen zur Bekämpfung von Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus sowie weiterer Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit".

Projekt setzt "beeindruckendes Zeichen"

Dieses bürgerschaftliche Engagement hat nun die Bundes-SPD mit der Verleihung des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises gewürdigt. Dieser wird jährlich verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Meet2respect setze durch seine Arbeit "ein beeindruckendes Zeichen des gegenseitigen Respekts und der Solidarität unter Angehörigen verschiedener Religionen und Weltanschauungen", so die SPD über den diesjährigen Preisträger. Seitens der SPD nahmen deren Bundesvorsitzender Norbert Walter-Borjans sowie Sawsan Chebli, Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in der Berliner Senatskanzlei an dem Festakt teil. Nach einleitenden Worten von Walter-Borjans hielt Chebli die Laudatio. Die Politikerin erinnerte zunächst an ihre erste eigene, etwas wackelige, aber inspirierende Begegnung mit meet2respect bei einer Tandemtour. Danach würdigte sie das Engagement "aller Beteiligten dieses außergewöhnlichen Projekts, das sich oft gegen Widerstände von vielen Seiten behaupten muss, in der heutigen Zeit aber wichtiger sei als je zuvor". Den Preis selbst, der nach dem früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann benannt ist, überreichten die Kuratoriums-Mitglieder Christina Rau, eine Enkelin Heinemanns und Witwe des 2006 verstorbenen früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, und Henning Scherf.

Verleihung des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises an das Projekt meet2respect. Im Bild von links: Heinemann-Enkelin Christina Rau, SPD-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans, Rabbiner Elias Dray, Imam Ender Cetin, Sawsan Chebli und Henning Scherf. Bild: Elias Dray/exb
Verleihung des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises an das Projekt meet2respect. Im Bild von links: Heinemann-Enkelin Christina Rau, SPD-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans, Rabbiner Elias Dray, Imam Ender Cetin, Sawsan Chebli und Henning Scherf.

"Es war eine sehr schöne Veranstaltung", sagte Rabbiner Elias Dray am Morgen nach der Preisverleihung. Er freut sich riesig, dass meet2respect den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis bekommen hat. "Darauf bin ich sehr stolz", sagt Ambergs Rabbiner. Ihm, aber auch seinem Mit-Initiator Cetin ist besonders wichtig, dass in diesem Projekt Juden und Muslime gleichwertig zusammenarbeiten. "Begegnungen sind der einzige Weg, um Vorurteile abzubauen", so Drays Überzeugung.

In 180 Klassen pro Jahr

Dray kennt die Vorurteile, die Menschen über den jeweils anderen hätten, zu Genüge. "Juden und Muslime können keinen Freunde werden", heiße es oft. Oder: "Die Juden und Israel haben das Land gestohlen, das den Palästinensern gehört." Aber auch: "Der Islam ist gewalttätig und roh." Mit Begegnungen wollen Dray und Cetin diesen Vorurteilen entgegentreten. Begegnungen ermöglichen Rabbiner und Imame vor allem in Schulklassen. Vor Corona waren es rund 180 pro Jahr, die bei der Tandem-Tour besucht worden. "Heuer werden es so um die 70 sein", sagt Dray über die Arbeit von meet2respect in Pandemie-Zeiten. "Vieles haben wir auch online gemacht." Zusätzlich zu den Tandem-Touren bietet meet2respect zwischenzeitlich auch Fortbildungen für Lehrkräfte an.

Für ihr Projekt können Dray und Cetin auf jeweils rund 15 Vertreter beider Religionen zurückgreifen, berücksichtigt sind auch unterschiedliche Gruppierungen innerhalb des Islam beziehungsweise des Judentums. Also beispielsweise auf jüdischer Seite sowohl Orthodoxe und Konservative als auch Reformjuden. Wie Dray sagt, würde er gerne das Projekt auf das ganze Bundesgebiet ausdehnen. So könne man Vorurteile noch besser bekämpfen. Und dafür soll auch das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro verwendet werden. "Ich würde mich sehr freuen, wenn wir dafür auch die politische Unterstützung bekämen", sagt Dray über die geplante Ausdehnung von meet2respect.

OnetzPlus
Amberg22.12.2020

"Begegnungen sind der einzige Weg, um Vorurteile abzubauen."

Rabbiner Elias Dray

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.