Während es am Samstagabend auf dem Gelände der OTH bereits richtig rund ging, herrschte im Audimax eine ruhige, ja fast schon gemütliche Stimmung. Beim "Hate-Slam" von Oberpfalz-Medien lasen die Redakteure Claudia Moser und Alexander Unger mehr als 50 Leserbriefe vor - unter anderem Verschwörungstheorien, persönliche Beleidigungen und Nachrichten voller Hass und Rassismus.
Tagtäglich müssen sich Journalistinnen und Journalisten in ganz Deutschland mit derartigen Nachrichten auseinandersetzen, würden angefeindet und beleidigt - und das nur, weil sie ihren Job ausüben. Die Gründe und die Motivation der Leser für solche Nachrichten blieben den Redaktionen oft verborgen.
Den Journalisten bei Oberpfalz-Medien werden in den Nachrichten viele unterschiedliche Dinge vorgeworfen: "Ihr seit (sic!) doch vom Staat gekauft", "Lügenpresse", "von der Politik bezahlt". Einige der Kommentare werden auch persönlich: ein Redakteur wurde als "schweinsköpfiges Arschloch" bezeichnet, viele junge Kolleginnen und Kollegen als "jung und dumm" und die Redaktionen als "Systemschreiberlinge".
Eine Nachricht ging den Redakteuren jedoch besonders nahe. Nach der Ermordung zweier Polizisten Anfang des Jahres in Rheinland-Pfalz kommentierte ein Mann: "Gottseidank (sic!) wieder 2 pol. weniger nur weiter so". Auch im Audimax ging ein Raunen durch die Reihen. Dabei kam die Frage auf, ob Kommentare auch strafrechtlich verfolgt würden.
Alexander Unger erklärte, dass 2019 die Initiative "Konsequent gegen Hass" vom bayerischen Justizministerium und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien ins Leben gerufen wurde, die die bayerischen Medienhäuser bei der Bekämpfung von Hasskommentaren unterstützt. Dort würden Kommentare wie diese gemeldet.
Doch nicht nur "fiese" Leserbriefe fanden sich in der Auswahl der Redakteure wieder. Auch nette Komplimente und kuriose Anfragen flattern in das Postfach der Redaktion. So eine Nachricht einer Firma aus Luxemburg mit der Bitte, ihnen Baustellen-Kalender mit "leicht oder kaum bekleidete Damen" zu schicken. Den Unterschied zwischen "leicht" und "kaum" konnte die Redaktion leider nicht festmachen.
Zum Abschluss ermutigten die Redakteure die Zuhörer, weiterhin Artikel zu kommentieren und ihre Meinung mitzuteilen: "Aber bitte nur so, dass wir Sie nicht sperren müssen."
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