"Wir leben in einer schrecklich meinungstrunkenen Zeit. In den sozialen Medien wird in einem verheerenden Maße drauflos behauptet. Dort steht Meinungstrotz leicht für Argumente ein." Das hat bei einem Forum der Initiative Qualität (IQ) im Journalismus in Berlin Hans Dieter Heimendahl vom Deutschlandradio herausgestellt. Da habe es Qualitätsjournalismus schwer, obwohl er eigentlich so nötig sei. "Denn allein die präzise, differenzierte, verlässliche Berichterstattung, die transparent macht, was sie weiß und wo sie nichts weiß und wo sie geirrt hat, und die sich ihren Lesern und Hörern und Zuschauern erklärt – eine solche Berichterstattung legitimiert, was wir tun", sagte Heimendahl. Seine These: Nur wenn es gelinge, Leser und Leserinnen "von dem, was wir machen, zu überzeugen, gibt es auf die Dauer eine Chance für eine demokratische Debatte".
In verschiedenen Studien hat es sich gezeigt, dass der Lokalteil für viele Leser der wichtigste Teil ihrer Zeitung ist. "Lokalzeitungen schreiben über das, was jeden von uns im Alltag betrifft - egal ob es um die neue Abfallordnung der Stadt geht oder ein großes Fest in der Gemeinde", heißt es in einer Studie der Uni Trier. Die Forschergruppe spricht von der "größten jemals durchgeführten Studie zu deutschen Lokalteilen". Auch wenn die Wissenschaftler noch viel Verbesserungspotenzial sahen - sie konnten auch Gutes über Lokalzeitungen berichten. Dem von verschiedenen Gruppierungen gerne verwendeten Vorwurf der "Lügenpresse" stünden die Ergebnisse der Studie entgegen: "Zu wenig unabhängige Berichterstattung lässt sich dem Lokaljournalismus insgesamt nicht vorwerfen." Auch mit der Vielfalt der behandelten Themen könnten Lokalzeitungen punkten - die Zeitungen bestünden also nicht nur aus Artikeln über Kaninchenzüchtervereine.
Wir, die Menschen bei Oberpfalz-Medien, sind uns natürlich bewusst, dass wir mit einer Zeitung für rund 100 000 verschiedene Leser es nie allen recht machen können. Was den einen stört, das würde der andere vermissen. Als Redaktion und Verlag müssen wir deshalb immer Kompromisse finden.
Die Redaktionen geben sich größte Mühe, eine möglichst fehlerfreie Zeitung zu erstellen - inhaltlich, sprachlich und technisch. Dies - und das wissen wir - klappt leider nicht immer. Allerdings: Bei 300 Erscheinungstagen im Jahr mit 8 verschiedenen Lokalausgaben und 52 Wochenendmagazinen produzieren wir als Redaktion im Jahr rund 30 000 Seiten. Und das täglich jeweils in einem Zeitfenster von etwa acht Stunden. Angebote wie die Fernsehseite, das Wetter, die Rätsel, die Anzeigen usw. kommen noch dazu. Zu erwarten, dass diese Masse an tagesaktuell erstellten Seiten völlig fehlerfrei ist, ist trotz aller Vorsätze utopisch. So sehr wir uns und die Leser sich das auch wünschen würden.
Für die Zukunft haben sich die Redaktionen einiges vorgenommen. Die Leser müssen beim Blick auf die Abbuchung vom Konto das Gefühl haben, dass sie für das bezahlte Geld einen angemessenen Gegenwert bekommen. Ganz oben auf der Liste stehen für uns die Nutzerbedürfnisse, also die Bedürfnisse unser Leser, die der Ausgangspunkt unserer Arbeit sind. Sie geben uns Hinweise auf die Themen, die unsere Zielgruppen interessieren. Das sind klassische Nachrichtenstücke, Terminankündigungen und Ratschläge, Hintergrund- und Erklärstücke, Analysen und Kommentare, ermutigende und lösungsorientierte Geschichten sowie unterhaltsame Formate.
Wir wollen also künftig verstärkt die Interessen der Leser und Leserinnen in den Blick nehmen.
Aus der Studie „Zeitungsqualitäten 2024“
- Für 93 Prozent der Bevölkerung sind die regionalen Tageszeitungen „unverzichtbar und sinnvoll“ für die Information vor Ort.
- Als feste Größe in der Region genießen die lokalen Zeitungen das besondere Vertrauen ihrer Leserschaft und werden von 96 Prozent als glaubwürdig bewertet.
Quelle: Studie „Zeitungsqualitäten 2024“ der ZMG Zeitungsmarktforschung Gesellschaft im Auftrag des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV)
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