Ein langer Schlacks mit Hut und einer viel zu kleinen E-Gitarre stürmt auf die Bühne des Musikomms in Amberg und bringt den Saal mit einem Gitarrenriff zum Kochen: Helmfried von Lüttichau, bekannt als Polizeiobermeister Johannes "Hansi" Staller aus der Fernsehserie "Hubert und Staller". Den Hut braucht er, wie sich im Laufe des Abends herausstellt, um die kahle Mitte zwischen seinen wilden Locken zu verdecken.
Also die Haare. Die waren in seiner Jugend in den 70ern ein wichtiges Thema. Dauerhaft traumatisiert wurde von Lüttichau bei seinem ersten Friseurbesuch nach dem Umzug ins oberbayerische "Guichuing mit 3 'ui'" (Gilching). Also der Umzug. Eigentlich ist der Hansi Staller ja ein waschechter Preuße, noch dazu aus gräflichem Geschlecht. Aber nachdem er schon als kleiner Junge nach Süden verpflanzt wurde, bildete er sich zu einem regelrechten Mundart-Akrobaten aus. Er spielt Theater auf wienerisch und singt überzeugend in Hamburger Platt – immer mit der elektrischen Gitarre.
Ein weiteres Trauma
Also die Gitarre. Er wollte Rockstar werden und Gitarre lernen. Aber die Eltern bestanden auf der Geige. Ein weiteres Trauma. Und auch das Vorspielen einer satirischen wienerischen Szene bei der Aufnahmeprüfung der Schauspielschule artete zu einem Drama aus. Der Schuldirektor war nämlich selber Wiener. Also die Schauspielerei. Bei einem seiner ersten Auftritte im Film durfte er einen Revolutionär spielen – ein Traum ging in Erfüllung. Aber der Preis dafür war hoch – ihm wurden seine langen Locken gnadenlos abrasiert.
Minimum an Requisiten
Moment – das mit den Haaren hatten wir doch schon. Und spätestens an dieser Stelle merkt man, dass dieser Abend, der die ganze Zeit so lustig wirr und aus dem Ärmel geschüttelt wirkt, sorgfältig durchgeplant ist. Scheinbar unmotiviert von einem Thema zum anderen hüpfend knüpft von Lüttichau einen großartigen Bildteppich seiner Jugend in den 70er Jahren. Mit einem Minimum an Requisiten und der Mimik und Gestik eines Clowns nimmt er die Zuschauer mitten hinein in seine Lebensgeschichte.
Gegen Ende seines Programms "Plugged" macht er seinen Jugendtraum dann zumindest ein wenig wahr: Ein bisschen Bob Dylan, ein paar Lieder zu eigenen Texten – man ahnt, wie schön es hätte sein können, wenn seine Eltern ihm erlaubt hätten, Gitarre zu lernen.















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