In der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen der Stadt Amberg haben sich der Vorsitzende der Prostatakarzinom Selbsthilfegruppe (Procas), Alfons Swaczyna, und die Vorsitzende des Deutschen Landesverbands der Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörige (Ilco), Kerstin Kirchhofer, getroffen. Mit dabei war auch die Leiterin der Amberger Kontaktstelle, Kerstin Bauer. Ihr Thema war eines, das vielen Betroffenen nicht leicht über die Lippen geht.
Laut Kirchhofer leben in Deutschland über 150 000 Stomaträger. Darmkrebs sei einer der Hauptgründe für ein Stoma. Jährlich würden nach ihren Aussagen rund 60 000 Menschen in Deutschland daran erkranken.
Swaczyna von "Procas" ließ wissen: "Vermutlich leiden mehr als fünf Millionen Männer unter unwillkürlichem Harnverlust, nur zwei Millionen davon sind in ärztlicher Behandlung. Dabei beeinträchtigt Harninkontinenz die Teilnahme am sozialen Leben und damit die Lebensqualität der Betroffenen." Männer mit Harninkontinenz würden Vorlagen tragen, die sie unterschiedlich häufig wechseln müssten.
Solange allerdings Hygienebehälter in den Herrentoiletten fehlten, sei eine diskrete, sichere und hygienische Entsorgung der Vorlagen problematisch. Für die betroffenen Männer stellt sich beim Toilettengang verzweifelt die Frage: "Wohin damit?" Swaczyna fordert deshalb: "Wie in Damentoiletten sollten Hygienebehälter auch in Herrentoiletten selbstverständlich sein." Solche hatten bislang in den öffentlichen Toiletten in Amberg, wie etwa im Rathaus, im Theater oder in Wirtshäusern, gefehlt. "Man kann sich vorstellen, dass viele Männer deswegen einen Aufenthalt in der Stadt oder den Besuch einer Gaststätte scheuen. Dadurch war ihre soziale Teilhabe am Leben erheblich eingeschränkt, und der Rückzug aus dem öffentlichen Leben ist vorprogrammiert", so Swaczyna.
Initiative ergriffen
Swaczyna und Kirchhofer haben dieses mit Scham behaftete Thema in Zusammenarbeit mit der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen in Amberg aufgegriffen, um die Vorgabe der Arbeitsstättenverordnung umzusetzen.
Die Stadt Amberg, die Hotels und Gaststätten in Amberg über den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sollen motiviert werden, die Arbeitsstättenverordnung umzusetzen und in ihren öffentlichen Herrentoiletten Hygienebehälter aufstellen.
Ebenfalls seien alle Krankenhäuser, wie auch alle öffentlichen Institutionen und Bundes-, Landes- sowie Kommunalbehörden von den Selbsthilfegruppen-Vertretern aufgefordert worden, sich an dieser sinnvollen Initiative zu beteiligen.
Stadt Amberg reagiert prompt
Die Stadt Amberg hat nach Information von Kerstin Bauer das Anliegen bereits aufgenommen und schnell umgesetzt. In allen städtischen Gebäuden, wie beispielsweise in den Sparkassen, dem Stadtmuseum, der Stadtbibliothek und der Volkshochschule seien bereits entsprechende Hygienebehälter aufgestellt und die Herrentoiletten mit einem Aufkleber gekennzeichnet worden.
"Selbsthilfe wirkt hier auf ganz besondere Weise und zeigt, dass Aufklärung und Engagement gesellschaftlich und politisch Einfluss nehmen können", betont Kerstin Bauer von der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen.
Infos und Kontakt
- Aufkleber für Toiletten bei Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen oder unter www.hygienebehaelter-herrentoiletten.de
- Infos zu den Selbsthilfegruppen „Procas“ und „Ilco“: www.prostatakrebs-shg-rbg-opf.de beziehungsweise www.ilco.de
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