"Im aktuellen wirtschaftlichen Wahnsinn mit fehlenden Fach- und Arbeitskräften sowie zu wenig Auszubildenden, außerdem steigenden Gas-, Strom- und Heizölpreisen kann man schon Angst bekommen", so Horst Ott, der 1. Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Amberg im ACC bei der Ehrung von fast 800 langjährigen Mitgliedern der IG Metall.
Endlich wieder eine Präsenzveranstaltung, endlich wieder Kontakt mit Arbeitskollegen, mit denen man teilweise über Jahrzehnte zusammengearbeitet hat, das sei längst überfällig geworden, betonte der örtliche 1. IG-Metall-Bevollmächtigte Horst Ott. Die Veranstaltung musste zweigeteilt werden, denn fast 1400 Geehrte hätten im ACC nicht Platz. Ott jonglierte auch mit „stolzen Zahlen“, denn heute werde für 27.835 Mitgliedsjahre, am nächsten Sonntag für 25.715 Mitgliedsjahre geehrt, darunter 42 Gewerkschaftler, die seit 70 und 75 Jahren IG-Metall-Mitglieder seien. Ott betonte auch, dass seit jeher auf Gewerkschaften Verlass sei; sie würden „unsere Themen“ aufgreifen. Wenig halte er von langweiligen Talkrunden, was in einer Brotzeitrunde diskutiert werde, sei weitaus wichtiger. "Wir müssen gehört werden", so Ott, "wir haben im Raum Amberg weit über 15.000 Mitglieder".
Christian Dietl, der DGB-Vorsitzender der Region Oberpfalz betonte, die Geehrten hätten teilweise über Jahre gewerkschaftliche Funktionen ehrenamtlich ausgeübt, um Interessen der Arbeitnehmer durchzusetzen. Rund 85.000 Mitglieder zähle der DGB in der Oberpfalz, das sei sein Kapital und damit sei viel zu erreichen. Im Hauptreferat des Ehrennachmittags meinte Joachim Bender, der frühere 1. Bevollmächtigte der IG Metall Amberg, er kenne aus seiner langjährigen Tätigkeit viele der heute zu ehrenden IG Metall-Mitglieder persönlich. "Die IG Metall lebt durch ihre Mitglieder, denn nur mit deren Engagement können Interessen von Beschäftigten, Rentenempfängern und Arbeitslosen erfolgreich vertreten werden." Aktuelle Ereignisse und die der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass ein grundlegender Kurswechsel in Wirtschaft und Gesellschaft hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Mitbestimmung notwendig sei. In den vergangenen Jahrzehnten habe es stets große Herausforderungen, auch Erfolge für die IG Metall gegeben, wie mehr Mitbestimmung, sechs Wochen Urlaub, höher Einkommen, Verbesserungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Durch gewerkschaftliches Engagement und Druck auf die Politik seien die Kurzarbeiterregelungen verbessert und hunderttausende Arbeitsplätze gerettet worden, so Bender. Bender ging kurz auf den beispiellosen Angriffskrieg auf die Ukraine ein, der auch ein Angriff auf die europäische Friedensordnung, auf Freiheit, Menschenrechte und Selbstbestimmung sei. Die internationale Gewerkschaftsbewegung stehe solidarisch an der Seite mutiger Menschen in der Ukraine, aber auch an der Seite der Russen, die schweren Repressalien ausgesetzt seien, weil sie ihrer Stimme gegen diesen Krieg erheben.
Lob für Mindestlohn
Bender erinnerte an die Zeit, in der die heute zu ehrenden einen wichtigen Entschluss gefasst haben und in die IG-Metall eingetreten sind. Damals seien die Mitwirkungsrechte der Betriebsräte ausgeweitet worden und das Betriebsverfassungsgesetz in Kraft getreten. Zur aktuellen Situation in Deutschland kritisierte Joachim Bender, dass breite Bevölkerungsschichten unter einer "irrwitzigen Inflationsrate und unbezahlbaren Energiekosten" leiden würden. Das löse Existenzängste auch bei mittelständischen und kleinen Unternehmen und den dort Beschäftigten aus. Die Bundesregierung habe die Forderungen des DGB und seinen Einzelgewerkschaften aufgegriffen, milliardenschwere Entlastungspakete beschlossen, etwa mit Strompreisbremse, Energiepreispauschale, Verdoppelung des Wohngelds. "Natürlich müssen auch die Krisengewinner zur Kasse gebeten werden, da fordern die Gewerkschaften eine Vermögenssteuer und die Erhöhung des Spitzensteuersatzes." Eine überaus positive Entscheidung seien die 12 Euro Mindestlohn, von dem in Deutschland gut sechs Millionen Menschen profitieren, 930.000 in Bayern und gut 86.000 in der Oberpfalz. "Dieser Mindestlohn ist nur die Untergrenze, wirklich faire Bezahlung sichert ein Tarifvertrag und dafür kämpfen die Gewerkschaften", so Joachim Bender.
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