255,9 in der Stadt und 214,5 im Landkreis – die Sieben-Tage-Inzidenz in Amberg und der Region liegt am Freitag deutlich über der entscheidenden Marke von 100. Große Auswirkungen, im Sinne von neuen Regeln für die Bürger in der Region, hat diese Entwicklung aber vorerst nicht. „Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass wir durch zusätzliche Anordnungen einen positiven Einfluss auf das Infektionsgeschehen nehmen könnten“, erklärt Susanne Schwab von der Stadt Amberg auf Nachfrage. Man könne laut Infektionsschutzmaßnahmenverordnung zwar im Einzelfall zusammen mit der Regierung weitergehende Maßnahmen treffen, aber das sei nicht näher beschrieben, und auch vom Gesundheitsamt sei dahingehend keine Aufforderung gekommen.
So ist die Ausgangssperre bayernweit auf 22 bis 5 Uhr festgelegt, und dabei bleibt es trotz Inzidenzwerten über 200. „Darauf haben wir keinen Einfluss“, erklärt Schwab. Auch die Maskenpflicht, die in Amberg schon auf bestimmten Plätzen gilt, wird nicht ausgeweitet. Für belebte Bereiche ist das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung bereits angeordnet, anderswo ist das nicht nötig, weil davon auszugehen ist, dass dort sowieso nur wenige Menschen unterwegs sind.
Wichtig ist der Pressesprecherin der Stadt aber zu betonen: „Die Mutante B 1.1.7 ist noch gefährlicher als das, was wir bisher hatten.“ Die Bürger sollten die geltenden Kontakt-, Abstands- und Hygieneregeln deshalb streng einhalten. Die hohen Zahlen müssten eine Warnung sein. „Vielleicht wirkt sich das auch positiv auf das Verhalten der Menschen aus, und wir kommen schnell wieder runter.“ Ähnlich sei das zum Beispiel in Weiden und dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab zu beobachten gewesen.
Im Testzentrum, das die Stadt Amberg für ihre Mitarbeiter eingerichtet hat, um einmal wöchentlich einen Corona-Test anbieten zu können, hätten sich am Mittwoch 77 Beschäftigte testen lassen. Laut Schwab war kein einziger positiv.
Britische Mutation weit verbreitet
Ein Update zur Covid-Situation gab es am Freitag auch aus dem Klinikum St. Marien. So werden die hohe Inzidenz in der Region, die Ausbreitung der Mutationen und damit die deutlich steigenden Patientenzahlen im Amberger Krankenhaus laut einer Pressemitteilung mit Sorge beobachtet. Die Belegungssituation bleibe angespannt. „Aktuell werden im Klinikum 41 Covid-Patienten stationär behandelt. 10 davon werden intensivmedizinisch betreut, von denen 9 beatmet werden müssen“, heißt es in der Presseinfo. „Mit 35 Patienten ist auch der Anteil der Infizierten, bei denen die britische Mutationsvariante nachgewiesen wurde, weiterhin hoch.“
Nur dringende Operationen
Den Angaben zufolge sind Covid-Patienten, die keine Intensivbehandlung brauchen, auf zwei Isolierstationen. Das dort eingesetzte Personal wird regelmäßig getestet und nicht in anderen Bereichen eingesetzt. Intensiv-Patienten mit einer Corona-Infektion werden ebenfalls isoliert, um eine Ausbreitung zu vermeiden. „Durch die steigende Anzahl an beatmeten Covid-Patienten, muss das elektive OP-Programm weiterhin eingeschränkt werden“, informiert das Klinikum. Das heißt: Keine Operationen, die zeitlich nicht drängen. Die Entwicklung der Patientenzahlen und der Kapazitäten im Bereich der Intensivbetten werde genau beobachtet, so dass das Klinikum rechtzeitig reagieren könne.
Auch das Besuchsverbot mit den bekannten Ausnahmen hat weiterhin Bestand. Besucher, die zur Entbindung, Begleitung ihrer Kinder oder zur Sterbebegleitung ins Klinikum kommen, sind verpflichtet während ihres gesamten Aufenthaltes eine FFP2-Maske zu tragen. Diese Regelung gilt auch, wenn die Besucher sich mit dem Patienten alleine im Zimmer befinden. Damit könnten Infektionsgefahren für die Mitarbeiter vermindert werden.
Schulen und Kitas bleiben zu
Weiterhin wirkt sich die hohe Inzidenz auf den Betrieb von Schulen und Kindertageseinrichtungen aus, wie das Landratsamt Amberg-Sulzbach und die Pressestelle der Stadt mitteilen. Demnach gelten aufgrund des hohen Inzidenzwertes für die kommende Woche vom 22. bis 28. März folgende Regelungen:
- In Abschlussklassen findet Präsenzunterricht statt, soweit dabei der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann, oder Wechselunterricht.
- An allen übrigen Schularten und Jahrgangsstufen bleibt es beim Distanzunterricht.
- Kindertageseinrichtungen und Spielgruppen für Kinder bleiben ebenfalls geschlossen.
- In den Tageseinrichtungen ist nur eine Notbetreuung möglich.
- Angebote für berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Erwachsenenbildung in Präsenzform sind untersagt. Ausgenommen sind Erste-Hilfe-Kurse und die Ausbildung von ehrenamtlichen Angehörigen der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des Technischen Hilfswerks.
Am kommenden Freitag, 26. März, werde die Entwicklung sowohl in der Stadt als auch im Landkreis neu bewertet. Dies sei dann hauptsächlich für Kindertageseinrichtungen, die auch während der Osterferien geöffnet hätten, von Relevanz. Schulen sind wegen der Osterferien ab dem 29. März ohnehin geschlossen. Wie es nach den Ferien weitergeht, darüber werde voraussichtlich am Freitag, 9. April, entschieden.
Positiv sei, dass die Schulen bereits mit den Schnelltests ausgestattet wurden. Susanne Schwab: „Wenn es letztlich wieder losgeht, sollen sie vorbereitet sein.“
Keine Panik, aber Grund zur Vorsicht
Jeden Tag checken wir in der Redaktion die Daten des Robert-Koch-Instituts, um die aktuellen Zahlen für unsere Region herauszuschreiben. In den vergangenen Tagen war dieser Blick in die Statistik erschreckend. Die Inzidenzwerte stiegen sprunghaft an. Vielleicht wird mehr getestet, vielleicht liegt es an der viel ansteckenderen britischen Mutation, vielleicht sind wir nachlässig geworden. In Panik sollten wir jetzt bestimmt nicht verfallen, aber die hohen Zahlen müssen eine Mahnung sein. Trotz aller Corona-Müdigkeit, die Pandemie ist noch nicht vorbei. Es gilt weiterhin: Abstand wahren, Kontakte vermeiden, gründlich Hände waschen. Aus Solidarität mit den Menschen unter uns, die besonderen Schutz brauchen.
Miriam Wittich