Auf der Theaterbühne finden sich Publikum und Musiker inmitten von Widerspruch und deutscher Kultur. Seit Nina Hagen und Band fehlte es an deutschsprachigen intellektuellen Sprach- und Klangexperimenten. Visuell weniger extravagant legt das Quartett „Grüner Salon“ Mehrwert auf Kompositionen und Gedichte von Hanns Eisler, Kurt Weill und Bertolt Brecht. Mit Florian Herzog am Kontrabass wurde das Quartett erst im vergangenem Jahr vervollständigt und ist eine Bereicherung für die artistische Kunst am Instrument.
Ihre liebliche Stimme zum Einstieg mit „Mutter Beimlein“ trügt – Front-Frau Christina Schamei weiß ihren Gesang zwischen Kindsein und starke Erwachsene gekonnt einzusetzen. Untermalt sie als Vokalistin nicht nur Piano und Saxophon, lässt sich treiben in Improvisationen, sondern regelt Klangvariationen am technischen Pult selbst. Die Harmonie entsteht mitunter durch ungeordnete Ordnung und dem Zusammenspiel des Pianisten Simon Seeberger und Saxophonistin Johanna Klein.
Von „Frühling“ über „Im Blumengarten“ bis zur „Ballade des ertrunkenen Mädchens“ erlebt die lauschende Seele mit geschlossenen Augen die größtmögliche Sinneserfahrung im musikalisch dargestellten Netzwerk von Naturvibrationen. Echos, Wellen, Wasser, Tiere, Rauschen. Emotionale Überlegungen reichen Trauer und euphorischen Ausbrüchen die Hand. Gar an die große und sich selbst treu gebliebene Marlene Dietrich wagt sich das Quartett mit „In den Kasernen“. Mit ihren eigenen Klangvariationen versetzen die Jazz-Musiker das Publikum zurück in die Vergangenheit, die parallel jedoch so zeitgenössisch ist.
Der Entschluss, sich hauptsächlich der deutschen Sprache zu widmen, unterliegt den Emotionen, die Schamei dadurch besser präsentieren könne. „Obwohl im Englischen die Wörter weicher fließen, fühle ich durch meine Muttersprache das Gesungene“, erzählte sie. Auch lobte das Quartett im Gespräch mit dem Publikum das perfekte Ambiente des Stadttheaters. Im deutschsprachigen Raum übertreffen „Grüner Salon“ mit ihren musikalischen Eindrücken und Klangassoziationen und der auserwählten Lyrik das höchste Niveau, das im Land der Dichter und Denker im 21. Jahrhundert geboten wird. Ein neuer Maßstab wurde gesetzt und wird nur schwer zu übertreffen sein.
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