Ganz zum Schluss fragt jemand aus dem Publikum im voll besetzten Musikomm: "Die mit den grauen Haaren sind da. Wo aber sind die Jungen?" Wohl wahr. Als der bundesweit bekannte Buchautor und Journalist Heribert Prantl 90 Minuten lang geredet hat, wird er quasi mit der Nase darauf gestoßen, dass er nachfolgende Generationen offenbar bisher nicht erreichen konnte. Schade eigentlich. Denn das, was der gebürtige Oberpfälzer mitzuteilen hat, geht alle an. Auch solche, die sich mehr mit dem Smartphone als mit dem Tagesgeschehen beschäftigen.
Wenn Prantl kommt, ist Aufmerksamkeit gefragt. Diesmal dreht sich alles um den Frieden, über den er ein Buch geschrieben hat. "Den Frieden gewinnen", heißt es. Gewinnen heißt nicht, dass man in die Lostrommel greift. Gewinnen meint aus Prantls Sicht, dass die Menschheit sich bemühen muss, "Frieden zu stiften". Jeder auf seinem Platz und gemeinsam gegen Autokraten. Namen fallen. Putin und Trump gehören dazu. Zum US-Präsidenten, dem Unglücksfall, fällt Prantl ein: "Er will, dass die Ukraine kapituliert, um möglichst schnell an deren Bodenschätze zu gelangen. Darin besteht der Deal, von dem er gerne redet."
Promovierter Jurist
Die Zeitenwende, das hat Heribert Prantl ausgemacht, "ist das Schlüsselwort der Politik für eine Rückkehr ins Militärische". Nach 35-jähriger Tätigkeit als Zeitungsschreiber mit "Nobelfeder" (wie ihm viele Preise bestätigen) sagt der 71-Jährige: "Es gibt nichts Wichtigeres als den Frieden". Dann folgen Sätze wie: "Hoffnung lässt die Welt nicht zum Teufel gehen." Und: "Wir brauchen die Kraft der Hoffnung." Mit einem Beispiel dazu kehrt der promovierte Jurist und Professor in seine Heimat Oberpfalz zurück. Er beschreibt die 1886 geborene Großmutter und damit eine Bauersfrau, die sich beim Neujahrsanblasen der Dorfmusikanten immer wünschte: "Vor allem, dass a Fried` bleibt".
Gibt es Rezepte für den Frieden? "Mit allen reden", schlägt Prantl vor und lenkt den Blick auf sein 2024 erschienenes Buch "Den Frieden gewinnen". Darin, so der Autor, suche er nach Rissen in einer Betonwand, "durch die das Licht fällt." Winzige Öffnungen, die zur Hoffnung Anlass gäben. In diese eher poetischen Betrachtungen drängt sich sofort wieder die Realität. Prantl prägt den Satz: "Die apokalyptischen Reiter von heute sind atomar bewaffnet." Menschen ohne Gewissen, sich selbst in Szene setzend durch unsägliches Machtgehabe. Ihnen hält Prantl entgegen: "Das Wort Zukunft darf nicht vom Frohwort zum Drohwort werden".
"Scharfsinniger Beobachter"
Trotz des ernsten Themas ist der Abend abwechslungsreich, mit Anekdoten aus dem langen Journalistenleben versehen und ein Beispiel dafür, dass Zeitungsleute nicht nur schreiben, sonden auch reden können. Nur selten ist diese Symbiose gegeben. Aber bei Heribert Prantl steht fest: Er hat Moderatorenqualitäten. Der als rastlos geltende Mann aus Nittenau formuliert: "Ich bin kein Pazifist. Aber ich bewundere Pazifisten". Er empfiehlt: "Leisten wir uns die Friedenstätigkeit in kriegerischen Zeiten" und lässt, danach gefragt, anklingen: "Ich war vor fünf Jahren einer der ersten, die für ein Verbot der AfD eingetreten sind." Daran hält er fest und zeigt sich optimistisch, dass dies jetzt noch gelingen könnte. Auch hierzu wird ein Satz in Erinnerung bleiben: "Ich will einfach nicht, dass diese Leute vom Staat bezahlt werden, um die Demokratie kaputt zu machen."
Veranstalter des Abends war die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in Amberg. Deren Vorsitzender Christian Irlbacher nannte den Professor Heribert Prantl einen "scharfsinnigen Beobachter der Zeitgeschichte." Als der Oberpfälzer ging, um einen langen Weg nach Bremen anzutreten, hatte er Sachen dabei, die er immer mitnimmt, wenn er seine Heimat besucht: Geräucherte Bratwürste, Geselchtes, Bauernbrot und diesmal zwei Flaschen Kummert-Bock. Keine Wegzehr. Vielmehr einer Brotzeit in der Wahlheimat Berlin vorbehalten.
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