Zwei zum Preis von einem. So könnte man den Kabarett-Abend im Amberger Congress-Centrum (ACC) mit Martin Frank auch beschreiben. Mit seinen hochkarätigen Gesangeinlagen und dem Wort-Programm begeisterte der Niederbayer das Amberger Publikum. Ironischerweise hat Martin Frank als Bühnendekoration nur eine Figur in Form eines singenden Hahns als Kontrast zu den schlichten schwarzen Vorhängen im Hintergrund mitgebracht, der abwechselnd in allen Farben des Regenbogens leuchtet. In dem Moment, als der niederbayerische Kabarettist die Bühne betritt, war der gallische Hahn an diesem Abend jedoch schon gerupft. Kurz vor 19 Uhr stand Argentinien als Fußballweltmeister fest. Wie alle Kabarettisten ist Martin Frank ein guter Beobachter seiner Umgebung und der momentanen gesellschaftlichen Themen. Ohne zu politisch zu werden, nimmt er mit seinem dritten Soloprogramm „Einer für Alle – Alle für keinen“ sein Publikum mit auf eine kleine Rückschau der vergangenen beiden Jahre. Diese waren von der Corona-Pandemie geprägt. Frank erzählt in seiner niederbayerischen Mundart davon, wie sich die Pandemie auf sein Privatleben ausgewirkt hat. Gerade in seiner Situation als Künstler, der plötzlich ohne Broterwerb dastand. Dabei ging er gar nicht so mit den Politikern und Regelungen ins Gericht. Vielmehr hielt er seinen Gästen einen Spiegel vor. Im Rückblick erscheinen die Dinge, über die man sich während der Pandemie oft ärgerte, nun doch auch von ihrer komischen Seite. Beispielsweise das Thema Homeschooling, dem er sich als Onkel widmen musste. Martin Frank outete sich anschließend, dass er keinen Alkohol trinkt, sondern nur Kaba. Als Hutthurmer mit der dort ansässigen Brauerei „ein echtes Problem“. Ein Problem, dass den Kabarettisten auch in seiner Berufswahl einschränkte. So wollte der gelernte Standesbeamte einmal Bürgermeister seiner Heimatgemeinde werden. Da aber die Posten für die Wahlen nicht im offiziellen Teil der Versammlungen vergeben werden, sei er hier chancenlos gewesen. Auch sein zweiter Berufswunsch Pfarrer war aus diesem Grund für den Kirchenorganisten nicht möglich, da aufgrund der ganzen Pfarreizusammenlegungen die Pfarrer „drei, vier Gottesdienste am Tag halten müssen – plus Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. Da hat man bis Mittwoch schon vier Flaschen Wein intus“. Zwischen seinem Wort-Kabarett zeigte der Niederbayer seine zweite Begabung. Er nimmt seit seinem 16. Lebensjahr klassischen Gesangunterricht. Seine Einlagen aus der klassischen Musik, beispielsweise dem Zigeunerbaron, geben Martin Frank in der Kabarettszene ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist tatsächlich so, dass er sein Organ beherrscht, und so erscheint es, als ob eine zweite Person auf der Bühne stehen würde. Dem Publikum gefällt die Art, wie Frank seine Herkunft von einem niederbayerischen Bauernhof in sein Programm einarbeitet. Er suggeriert damit eine Bodenständigkeit und Authentizität, die am Land in Bayern ankommt. Dass er aber auch in der Stadt angekommen ist, zeigen die zahlreichen Auftritte im Fernsehen, vornehmlich im BR, aber auch die renommierten Kabarettauszeichnungen, mit denen er in seiner jungen Karriere schon bedacht wurde. Mit stehendem Applaus wurde er vom Amberger Publikum mit einem gemeinsam geschmetterten „Leise rieselt der Schnee“ verabschiedet.
Amberg
20.12.2022 - 12:25 Uhr
Kabarettist und Sänger Martin Frank zeigt im ACC sein Können
von Christian Lingl
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