Amberg
29.01.2025 - 14:17 Uhr

Klarinettist Giora Feidman setzt musikalischen Friedensappell in Amberg

Revolution of Love“ – dazu lädt der große Klarinettist Giora Feidman mit seiner aktuellen Tournee durch ganz Deutschland ein. Mit seiner Musik lässt er die Botschaft der Liebe lebendig werden. Auch im Amberger ACC.

Das Ereignis im Amberger Congress Centrum (ACC) ist weit mehr als nur ein Konzert mit schöner Musik. Es ist ein zu Herzen gehender Appell, Frieden und Harmonie in die Welt zu bringen. Dass Respekt und Verständnis über alle nationalen, religiösen und kulturellen Grenzen hinweg möglich ist, beweist Klarinettist Giora Feidman mit seinem ganzen Leben und dieser Tournee: Als in Argentinien geborener jüdischer Musiker mit osteuropäischen Wurzeln spielt er zusammen mit einem international besetzten Streichertrio vor allem Werke des iranischen Komponisten Majid Montazer.

Man hört die Klarinette schon, bevor Feidman die Bühne betritt. Spielend kommt er aus den Kulissen hervor. Seine fast 89 Lebensjahre haben ihre Spuren hinterlassen – der Maestro geht mühsam und mit Anstrengung. Aber sein Spiel versprüht schon bei diesen ersten Tönen jugendliches Feuer. Mit „Shalom Chaverim“ – „Frieden, Freunde“ beginnt der Abend. Die Streicher nehmen die Melodie auf, Feidman gibt den Besuchern ein Zeichen und alle fangen an zu singen. Es wird spürbar, wie Musik Menschen verbindet, die vorher nichts miteinander zu tun hatten. So könnte die „Revolution of Love“ der ganzen Welt beginnen.

Deutsch mit Englisch und Jiddisch

Zwei Tangos von Astor Piazzolla, Leonard Cohens „Hallelujah“ und „What a wonderful World“ zeigen die Bandbreite des künstlerischen Ausdrucks des greisen Meisters, aber vor allem die programmatischen Kompositionen von Montazer liegen ihm am Herzen. Immer wieder betont Feidman, wenn er das nächste Stück ansagt, wie wichtig Frieden für die Menschen ist. Dabei macht er es dem Publikum aber nicht leicht, denn er mischt Deutsch mit Englisch und Jiddisch, so dass nicht immer klar wird, was er sagen will. Eventuelle Undeutlichkeiten in den Worten gleicht er aber mit seinem intensiven, ausdrucksstarken Spiel mehr als aus.

Feidman nutzt alle klanglichen Möglichkeiten der Klarinette vom federleichten Hauch über sehnsuchtsvolle Seufzer bis zu kraftvollen Jauchzern und leidenschaftlichen Appellen. Besonders schön sind seine leisen Passagen, wenn die Streicher sich ganz zurücknehmen und der fast nicht mehr wahrnehmbare Ton der Klarinette doch die Seele berührt.

Kongenial ist seine Begleitung. Chihiro Ishii an der Violine, María del Mar Mendivil mit der Viola und vor allem Yotam Baruch am Violoncello geben Feidmans Klarinette viel mehr als nur einen Hintergrund. Baruch vermittelt immer zwischen der Klarinette und den Streichern. Aber auch allein sind die Streicher herausragend ggut. Immer wieder spielen sie ohne Klarinette, und Feidmann hört ihnen dann mit sichtlichem Wohlgefallen zu.

Gemeinsamer Abschluss

Die Titel der Stücke, „Dream of Peace“, „Happiness“, „Friendship“ und „Respect“ zusammengenommen sind gleichsam eine Gebrauchsanweisung, um die titelgebende „Revolution of Love“ umzusetzen. Nach dem letzten Stück fordert das Publikum mit stürmischem Applaus und stehenden Ovationen eine Zugabe. Da fangen die Streicher an, zart auf ihren Instrumenten zu zupfen. Langsam entwickelt sich die Melodie des hebräischen Volkslieds „Hava Nagila“. Mit weit ausholenden Gesten lädt der Meister die Besucher dazu ein, mitzusingen, und erst zögerlich, dann kräftig stimmen alle ein. Vielleicht kennen nicht alle den Text oder wissen nicht, was er bedeutet, aber er ist ein wunderschön passender Abschluss für ein beglückendes Konzert: „Lasst uns glücklich und fröhlich sein. Lasst uns singen.“

 
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