Am Donnerstagabend haben die Mitglieder des Bündnisses gegen das Vergessen eine Mahnwache am Amberger Marktplatz abgehalten. Stefan Dietl, Vorsitzender des Verdi-Bezirks Oberpfalz, sagte: "Einmal mehr, 28 Jahre nach der Tat, wollen wir an Klaus-Peter Beer erinnern. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass dieser Mord nicht vergessen werden darf." Am 7. September 1995 fand das Leben Klaus-Peter Beers ein gewaltsames Ende. Zwei Amberger Neonazis hatten den homosexuellen gebürtigen Amberger schwer misshandelt und in die Vils geworfen, wo er ertrank.
Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kathrin Birner erinnerte am Anfang der Veranstaltung an das Leben Klaus-Peter Beers. Verena Mix, Jugendsekretärin Ostbayern bei Verdi, trug Gedichte und Ausschnitte aus dem Tagebuch Beers vor, um dessen innerste Gedanken und dessen Auseinandersetzung mit seiner Homosexualität zu illustrieren. In einer Zeit, in der Homosexualität nicht nur als Sünde, sondern als Straftat gilt, stellt Klaus-Peter Beer fest, dass er anders liebt und fühlt als seine Mitschüler, dass er sich einfach nicht in Mädchen verlieben kann. Seine Tagebucheinträge spiegeln seine eigene Zerrissenheit wider", sagte Birner. Beer traf am 6. September 1995 auf seine späteren Mörder in einer Kneipe in der Amberger Altstadt. Über die Täter, zwei Neonazis, sagte Birner: "Sie kannten Klaus-Peter Beer nicht. Sie sind ihm erst am Abend der Tat begegnet." Stefan Dietl betonte, dass der Grund für den Tod des damals 49-Jährigen einfach gewesen sei, dass "seine Homosexualität nicht in das faschistische Weltbild seiner Mörder passte".
Politik soll queere Menschen mehr wahrnehmen
Elli Wolf von Kunterbunt Amberg machte deutlich, dass es sich bei dem Verbrechen an Klaus-Peter Beer nicht um einen tragischen Einzelfall handelte, sondern damit auch ein strukturelles Problem verbunden ist. Sie erklärte: "Wir von Kunterbunt Amberg sagen, Klaus-Peter Beer darf sich nicht wiederholen. Nicht in Tat und auch nicht aufgrund des verhunzten Umgangs der Stadt Amberg oder einer anderen mit der Erinnerungskultur. Aktuell sehen wir, dass Queer-Feindlichkeit vor allem gegenüber trans- und nicht-binären Menschen zunimmt. Auch 28 Jahre nach Klaus-Peter Beers Tod sterben Menschen in Deutschland, weil sie nicht in Weltbilder passen." Sie kritisierte Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU) dafür, dass dieser deutlich gemacht habe, dass es seiner Ansicht nach in Schwandorf keine Diskriminierung queerer Menschen gebe und es deshalb auch nicht für nötig erachtete, am dortigen Christopher-Street-Day teilzunehmen. Diesen Vorwurf adressierte sie auch an Ambergs Rathauschef Michael Cerny. "Auch das Stadtoberhaupt der Stadt Amberg hat heuer wieder glänzend bewiesen, dass er es nicht für nötig erachtet, an unserem Christopher-Street-Day anwesend zu sein und hat natürlich abgesagt."
"Politik des Verschweigens"
Emil Miek von der Verdi-Jugend ermahnte, dass rechter Terror auch heute nicht der Vergangenheit in der Bundesrepublik angehörten. "Es wird oft verleugnet, dass rechter Terror nicht nur im Osten der Republik existierte, sondern bis heute existiert, auch hier in Bayern, speziell in der Oberpfalz", sagte er. Der Fall Klaus-Peter Beer sei kein isoliertes Ereignis gewesen. "Menschenverachtendes Denken findet auch hier in Amberg einen Nährboden." Der Umgang der Stadtverantwortlichen und der Behörden mit dem Tod Klaus-Peter Beers sei lange Zeit "beschämend" gewesen. Erst 2021 wurde Beer offiziell als Opfer rechter Gewalt in die Polizeistatistik aufgenommen. Ende 2020 beschloss der Stadtrat der Stadt schließlich offiziell, eine Gedenktafel für Beer am Vilssteg anzubringen, nachdem diese Forderung bereits viele Jahre im Raum gestanden hatte. "Das ist ein Zeichen dafür, dass ein politisches Umdenken bei den politisch Verantwortlichen in der Politik zumindest möglich ist. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass die Politik des Verschweigens und Ignorierens in Amberg vielleicht dich irgendwann ein Ende finden wird."
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