Amberg
16.11.2022 - 15:22 Uhr

Im Klinikum Amberg wird für den Notfall im Kreißsaal trainiert

Eine Geburt ist immer aufregend, auch wenn sie nach Plan läuft. Aber was, wenn nicht? Beim Kreißsaal-Simulationstraining am Klinikum Amberg wird interdisziplinär für den Notfall geübt

Üben für den Ernstfall. Vitalwerte werden mit Hilfe einer Software simuliert. Beim Kreissaal-Simulationstraining am Klinikum St. Marien Amberg begibt sich beispielsweise eine Hebamme in die Rolle der Patientin, um nach dem Perspektivenwechsel darüber diskutieren zu können, was gut oder schlecht lief. Bild: Klinikum/Dietl/exb
Üben für den Ernstfall. Vitalwerte werden mit Hilfe einer Software simuliert. Beim Kreissaal-Simulationstraining am Klinikum St. Marien Amberg begibt sich beispielsweise eine Hebamme in die Rolle der Patientin, um nach dem Perspektivenwechsel darüber diskutieren zu können, was gut oder schlecht lief.

„Fehler sind erlaubt und herzlich willkommen!“ Fällt dieser Satz im medizinischen Bereich, so klingt das für alle erst einmal sehr skurril. Kennt man allerdings den Hintergrund, so wird klar, dass Fehler wichtig sind, um daraus zu lernen - gerade im Kontext von Trainingseinheiten, wie jetzt beim Kreißsaal-Simulationstraining am Klinikum St. Marien Amberg. Mehr als 1500 Kinder kommen jedes Jahr am Klinikum auf die Welt. Für manche ist der Start ins Leben allerdings etwas holprig, in seltenen Fällen treten Komplikationen bei der Entbindung auf, welche sowohl Mutter als auch Kind gefährden können. Im ungünstigsten Fall folgt ein Notkaiserschnitt, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Klinikum St. Marien.

Notkaiserschnitt sehr selten

In solch einem Fall sind die zwei wichtigsten Faktoren: schnelle Reaktion und gute Kommunikation. Es muss kompetent und zügig gehandelt werden, was nur möglich ist, wenn eine gute Absprache zwischen den beteiligten Abteilungen erfolgt. „Im vergangenen Jahr mussten wir nur in sehr seltenen Fällen einen Notkaiserschnitt (0,02 Prozent aller Geburten am Haus) durchführen, um ernsthafte Folgen für Mutter und Kind zu vermeiden“, erklärt Klaudyna Golkowski, die Leitende Hebamme am Klinikum. „Vor 100 Jahren sind die Mütter und viele Kinder bei einer Geburt ums Leben gekommen. Auch heute gibt es diese Notfälle zwar nach wie vor, durch den heutigen Stand der Medizin können wir diese aber sehr gut behandeln.“

Dies liegt unter anderem an den interdisziplinären Trainingseinheiten, heißt es in der Mitteilung. „Einmal im Jahr organisieren wir am Klinikum ein großes Kreißsaal-Simulationstraining. Interdisziplinär heißt, es arbeiten alle zusammen, die bei einem Entbindungsnotfall zusammenarbeiten müssen: Hebammen, Gynäkologen, Anästhesisten, Pädiater, Pflegekräfte und OP-Pflegefachkräfte“, wird Julia Koch, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, zitiert. „Jeder muss bei einem Notfall wissen, wo sein Platz ist, die richtige Diagnose muss gestellt, Hilfe schnell hinzugezogen werden.“ Da die Geburtshilfe im Klinikum Amberg die höchste Versorgungsstufe gewährleistet, gebe es regelmäßig Notfälle. „Es ist nicht mehr ganz üblich, dass Frauen mit 25 Jahren ihr erstes Kind bekommen, wodurch die Anzahl von Risikoschwangerschaften deutlich zugenommen hat“, so Golkowski. Auch Vorerkrankungen wie MS oder Herzfehler bei werdenden Müttern können heute so gut behandelt werden, dass eine Schwangerschaft möglich ist.

Routine für das Team

„Um diese Situation gut zu managen, muss ein sehr großes Team routiniert zusammenarbeiten. Dabei darf aber nicht die Kommunikation mit der Patientin außer Acht gelassen werden, da nicht nur das körperliche Wohl von Mutter und Kind, sondern auch das seelische Befinden der Frau uns sehr am Herzen liegt“, so Oberärztin Sylvia Gisbert. Aus diesem Grund begibt sich z.B. eine Hebamme während des Simulationstrainings in die Situation der Patientin, um im Anschluss den Perspektivenwechsel in einem gemeinsamen Gespräch aufzuarbeiten und zu reflektieren. „Die Nachbesprechungen sind das Kernstück. Was lief bereits gut, was schlecht, funktionieren die Soft Skills wie Teamarbeit und Kommunikation, all das wird hier besprochen“, so Oberärztin Julia Koch. „Wir decken Verbesserungspotenzial auf.“ Und genau deswegen sind Fehler auch willkommen.

 
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