Ist Wolfgang Renner ein Angeber? Einer, der sich die Notlage einer Pflegerin, die vor Gericht verzweifelt um ihren Corona-Bonus kämpft, geschickt zunutze macht? Dadurch, dass er sich als barmherziger Samariter präsentiert, der großzügig in die eigene Schatulle greift, der Frau 500 Euro schenkt und somit sein Ansehen aufpoliert.
Genau diese Befürchtungen hat der Amberger Augenarzt im Gespräch selbst geäußert. Er wolle nicht, dass seine Aktion in einem falschen Licht erscheine. Aus diesem Grund hat er der alleinerziehenden Mutter aus dem Landkreis Kelheim das Geld auch nicht persönlich übergeben. Weil er weder gehuldigt noch mit Dank überschüttet werden möchte. Auch seinen Namen wollte Renner zunächst nicht in der Zeitung lesen – und hat sich dann doch zur Aufgabe der Anonymität bereit erklärt.
Das ist gut so. Der 60-Jährige beweist Rückgrat. Indem nun ein in Amberg bekanntes Gesicht hinter der Aktion steht, wird ihr zusätzlich Gewicht verliehen. Der Arzt handelt weder aus Profilierungsdrang noch aus Mitleid, sondern aus Empörung über die fragwürdige Auszahlungspraxis des Freistaats beim Coronabonus. Für alle Mitarbeiter in sozialen Berufen, die tagtäglich in der Coronapandemie mit Hochrisikopatienten arbeiten, ist es ein Schlag ins Gesicht, wenn sie auch noch für ihren Bonus über Monate kämpfen müssen. Sieht so Anerkennung von Systemrelevanz und politische Wertschätzung aus? Wohl kaum. Selbst wenn es sich im Fall von Simone Graf nur um ein Missverständnis, einen Fehler in der Verwaltung, handeln sollte: Die öffentliche Botschaft ist fatal, der Schaden angerichtet.
Wolfgang Renner geht es mit seiner Spende um die Sache, um ein politisches Statement. Damit beweist er Zivilcourage, die Applaus verdient. Seine Botschaft im Corona-Jahr ist: Die Menschen halten zusammen. Das es allerdings überhaupt soweit kommen muss, dass ein Bürger sich verpflichtet fühlt, privat die vom Staat versprochene Boni-Zahlung für eine Pflegerin zu bezahlen, ist peinlich. Nicht für Wolfgang Renner, sondern für die Landesregierung.