Amberg
09.04.2024 - 08:56 Uhr

Konzert der Amberger Knappschaftskapelle begeistert Publikum restlos

Die Knappschaftskapelle Amberg bot ein tolles Programm von Arrangements klassischer Musik, Filmmusik, Dixieland, Pop und Soul. Musikalisch topfit erntete das traditionsreiche Blasmusik-Ensemble für sein Konzert viel Applaus im Stadttheater.

Die 48 Musiker unter der Leitung von Anton Lottner kamen mit dem Titel „Stunde der Musik“ gleich mit doppeltem Understatement daher: Es war nicht nur eine Stunde, sondern zwei, und es war nicht irgendwelche Blasmusik, sondern die Knappschaftskapelle Amberg hatte Werke vorbereitet, die sowohl rhythmisch als auch von den Harmonien her volle Aufmerksamkeit und spielerisches Können erforderten – und Anton Lottner konnte sich auf seine Leute verlassen: Was er präzise und motivierend dirigierte, bekam er auch.

Großer Klang

Schon bei der Eröffnung mit „Music For a Celebration” von Dirk Brossé wurde dem Publikum im dicht besetzten Stadttheater deutlich, welch großer Klang in diesem Orchester steckt. Ein wohliger Teppich aus Klarinette, Fagott, Horn lockte die Zuhörer in das Stück hinein, bis dann alle mit Posaunen und Trompeten das feierliche Hauptthema zelebrierten – aufgelockert und akzentuiert durch präzise Einwürfe der Piccoloflöte und durchwegs die zuverlässigen Impulse vom Schlagwerk.

Um den Zuhörern die Orientierung zu erleichtern und wissenswerte Details zu den Stücken zu geben, ergriff Klarinettistin Michaela Montag zwischendurch das Mikrofon; auch diese Führung durchs Programm war ein Pluspunkt des Konzerts.

Anspruchsvolle Werke

So wies sie auf den alpinen Hintergrund von Thomas Doss‘ “Magic Overture” hin, gab Hinweise zum Bezug der „Annen-Polka“ von Johann Strauß auf den Namenstag der Anna und beschrieb die Fahrt auf dem reißenden Fluss, vom sanften Plätschern bis zum Wasserfall, die anschließend in „Into the Raging River“ von Steven Reineke eindrucksvoll in Klängen gemalt wurde. Auch dieses anspruchsvolle Stück wurde durch präzise Intonation und dynamische Ausgewogenheit zu einem Erlebnis: Die spielerische Wellenbewegung in den Holzbläsern, die Stromschnellen, die beschleunigt mit pulsierenden Akkorden der Blechbläser auf den Abgrund zurauschen und schließlich der Sturz in die Tiefe, von Schlagzeug, Pauke und dissonanten Trompetenstößen verdeutlicht, gefolgt von ruhig ausklingenden Passagen, in denen der Fluss dem Ende zugleitet. Großes Kino!

Mit Kino hatte auch das letzte Stück vor der Pause zu tun. Die „Symphonic Marches“ von John Williams sind ein Medley aus zwei Filmmusik-Stücken, nämlich zu „Indiana Jones“ (The Raiders March) und „Star Wars“ (The Imperial March), und der Fanfare der Olympischen Spiele von 1984. Die Knappschaftskapelle zeigte sich den Herausforderungen dieser Zusammenstellung bestens gewachsen.

Jugendorchester sauber und präzise

Nach der Pause war zunächst das Nachwuchsensemble an der Reihe, das Jugendorchester unter der Leitung von Doris Schwager, die im großen Orchester am Saxophon mitwirkte. Von den 19 Musikern waren vier Neuzugänge, die aber schon perfekt integriert waren. Die drei Stücke und die Zugabe, die sie vortrugen, gelangen sauber und mit präzisem Timing. Besonders beeindruckte dabei das Medley aus Liedern von Michael Jackson (Arr. Johnnie Vinson), vor allem der Beginn von „Thriller“ – starke Leistung!

Drachen erfolgreich gezähmt

Das große Orchester übernahm die Bühne wieder mit einer makellosen Wiedergabe von Ernst Hoffmanns Konzertmarsch “Opening”, gefolgt von der Filmmusik zu „How to Train Your Dragon“ von John Powell, bei dem der Wechsel zwischen der musikalisch spürbaren Aggression der untrainierten Drachen und der späteren Harmonie zwischen Menschen und Fabelwesen sehr gut zum Ausdruck kam. Halsbrecherische Läufe und tückische Synkopen bewältigten die Musiker der Knappschaftskapelle mit Bravour.

Humorvoll und groovy

Ein spezielles Schmankerl war dem Instrument des Jahres 2024, der Tuba, gewidmet: „Tuba Tiger Rag“, eine von Luther Henderson arrangierte Fassung des "Tiger Rag" von Nick LaRocca. Hier konnte Solist Stephan Sütterlin nicht nur mit seiner Tuba-Kompetenz, sondern auch mit seinem Sinn für Humor glänzen, effizient unterstützt von der ganzen Kapelle, bei der auch noch Doris Schwager, Elena Eikam und Michaela Krieg mit einer astrein dreistimmig gesungenen Einlage überraschten.

Nach diesem Ausflug in die Sphären des Dixieland schwenkte das Orchester in Richtung Soul und Jazz um: „Sir Duke“ von Stevie Wonder bot einer Reihe von Musikern Gelegenheit zu kurzen Solo-Parts, die allesamt prächtig gelangen, wie das Stück auch insgesamt mit beachtlichem Groove mitriss.

Den Abschluss machte der Popmusik-Hit „Crazy Little Thing Called Love” von Freddy Mercury, bei dem das flotte Tempo bewies, wie souverän das Orchester die Sache im Griff hatte.

Bezug auf Bergmannstradition

Nach der Zugabe beendeten die Knappschaftskapelle und ihr Nachwuchsorchester gemeinsam traditionsgemäß mit dem „Steigerlied“ das Konzert und feierten so ihren Ursprung bei der Gründung 1833. Das Publikum machte von dem im Programm abgedruckten Liedtext kräftig Gebrauch und sang den Refrain begeistert mit: „Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezünd’t!“ – Dass das Licht bei der Knappschaftskapelle bald ausgeht, braucht niemand zu befürchten bei der guten Jugendarbeit und der lebendigen Orchestertradition, auf die Dirigent Anton Lottner und Vorsitzender Franz Koholka stolz sein können.

 
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