Sie nennen sich Kunterbunt und ihr Erkennungszeichen bei den regelmäßigen Treffen ist ein kleiner Regenbogen. In Amberg hat sich eine erste Jugendgruppe für LGBTQ+ (lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender) gegründet. Und auch ein erster Christopher Street Day ist schon in Planung. Erklärtes Ziel der Gruppe ist laut René und Phillip, beide 19 Jahre alt und im Orga-Team engagiert, Menschen aus Amberg und Umgebung zu vernetzen und gleichzeitig die Bevölkerung über queere Themen aufzuklären.
Entstanden ist Kunterbunt aus einer Whatsapp-Gruppe, in der sich acht Leute austauschten. Im November 2018 ging die Website von Kunterbunt online (www.kunterbunt-amberg.de), längst hat die Gruppe auch einen Facebook-Auftritt und einen Instagram-Account. Zudem trifft sie sich jeden zweiten Samstag im Monat in der Beanery an der Marienstraße. Die nächsten Termine dafür sind: 8. Juni, 13. Juli und 10. August.
Noch häufig Vorurteile
Ziel sei, "die Leute in der Gruppe zu vereinen und neue Leute reinzubringen". Doch Kunterbunt geht bewusst auch an die Öffentlichkeit. René und Phillip sprechen Vorurteile und ablehnende Haltungen an, denen die LGBTQ+-Szene ausgesetzt sei. Wie Phillip erzählt, würden Menschen häufig noch die Auffassung vertreten, Schwule und Transgender seien "blöd im Kopf" oder hätten einen Hirnschaden, Homosexualität sei wider der menschlichen Natur. Phillip hat die Erfahrung gemacht, dass manche glauben, weil er schwul sei, stehe er "auf jeden Kerl". René berichtet von ähnlichen Vorurteilen: Als Transgender höre man häufig, das sei unnatürlich. Man sei entweder Mann oder Frau, "alles andere gibt's nicht". Da werde man dann auch gefragt, ob man mit "es" angesprochen werden sollte. "Wir wollen als ganz normale Menschen wahrgenommen werden", fordert Phillip. Alle Menschen seien gleich - egal, welche Haupt- oder Haarfarbe, Sexualität oder Geschlechteridentität man habe. Sorgen bereitet ihn und René die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung. Damit meinen die beiden "rechte, autoritäre Kräfte". René zitiert die AfD, die stark anzweifelt, "dass es mehr als zwei Geschlechter gibt".
Gutachten erforderlich
Oder ein anderes Beispiel: Das Intersexuellen- und Transsexuellengesetz soll reformiert werden. Um als Transsexuelle seinen Namen und sein rechtliches Geschlecht ändern zu lassen, seien zwei Gutachten erforderlich, entschieden werde zudem in einem gerichtlichen Verfahren. Der Gesetzentwurf zur Reform stelle keine Verbesserung dar. Im Gegenteil. So soll jemand, dessen Ersuchen abgelehnt wird, erst nach drei Jahren wieder einen erneuten Vorstoß machen können. Außerdem sollten Ehepartner gehört werden. "Die hätten dann ja so eine Art Veto-Recht." René empfindet es sowieso als ein starkes Stück, dass "Richter entscheiden, welches Geschlecht ich habe".
Die jungen Leute wollen informieren und aufklären, sich austauschen und Ansprechpartner sein. Aber auch die Aktivitäten sollen bei ihren monatlichen Treffs nicht zu kurz kommen. So ist geplant, schwimmen zu gehen oder ein Picknick zu machen. Andere beraten und ihnen helfen will die Gruppe ebenfalls. Wie René und Phillip erklären, sei man beim Amt für soziale Angelegenheiten als Kontaktgruppe für LGBTQ+ gelistet.
Christopher Street Day
Kunterbunt, die LGBTQ+ Jugendgruppe in Amberg, hat so einiges vor. Zum Beispiel will sie im August einen Christopher Street Day (CSD) in der Stadt organisieren. Und der soll zwei geteilt sein: Der eher politische Teil beinhaltet einen Demozug, dann ist Party angesagt, wobei aber ebenfalls an Ständen informiert und Aufklärungsarbeit geleistet werden soll.
Die Vorbereitungen für den CSD in Amberg laufen, die Organisatoren stehen dafür auch in Kontakt mit dem bundesweiten Jugendverband Lambda sowie dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD).
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