Amberg
07.02.2023 - 11:07 Uhr

Lesung von Michael Gerner mit Schulzeit-Episoden aus Amberg

Ein schöner Erfolg wurde die Buchvorstellung von Michael Gerner. Er stellte dabei im Amberger Casino unter anderem die pädagogische Vorbildfunktion der Lehrer heraus, die mal mehr und mal weniger gelang. Es wurde viel geschmunzelt.

30 vorwiegend ehemalige Schüler des Erasmus-Gymnasiums in Amberg waren der Einladung zu einer Lesung mit autor Michael Gerner ins Casino gefolgt. Peter Seidl, ehemaliger Chef „der Anstalt“, begleitete seinen ehemaligen Mitschüler mit mehreren Medleys bekannter Hits aus den 1950er-/60er-Jahren am Piano und sorgte damit ebenfalls dafür, dass viele Erinnerungen an längst vergangene Jahrzehnte das Herz erwärmten.

Wie kam es zu dem Buch? Michael Gerner und seine Frau Cornelia bringen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für Senionen junge und ältere Menschen zusammen. Da kam die Frage eines Buben: „Michael, wie ist es dir in der Schule ergangen?“ Nach und nach wurde aus den niedergeschriebenen Erinnerungen ein 229 Seiten umfassendes Buch, war bei der Lesung zu erfahren. Im ersten Abschnitt der äußerst flüssig, humorvoll und eindrucksvoll geschriebenen Aufzeichnungen steht die Grundschulzeit an der Luitpoldschule, damals noch eine reine Knabenschule. In diesem Kapitel erzählt Michael Gerner, wie er in der ersten Klasse die ersten und letzten Tatzen bekam, die äußerst ungerecht waren. Damals und auch manchmal noch heute wurden den Erstklässlern zwei Wortkarten gezeigt, einmal bildlich, einmal mit Buchstaben. Der „Oberlehrer“ zeigte auf die Bildkarte „Esel“, der kleine Michael sollte dazu die Wortkarte „Esel“ lesen. Die war aber nicht vorhanden. Der ungerechte Lehrer gab dem Buben dafür Tatzen und sagte. „Michael, du bist der Esel!“ Erst ein „Lieblingsschüler“ klärte den verbohrten „Pädagogen“ auf, dass die Wortkarte gar nicht vorhanden sei. Kein Wort der Entschuldigung! Deshalb ziert ein Esel den Umschlag des Buches.

Freund Reinhold aus „Freimberg“

Der Autor wandte nach einer kleinen musikalischen Einlage ein schöne Reminiszenz an seinen Kinderfreund Reinhold an, den nun weit über den Landkreis hinaus bekannten „Escherl“, der damals auch am Schießstätteweg wohnte. Gekonnt zitierte der Hobbyschauspieler die Passage, als der ungerechte, selbstgefällige „Oberlehrer Bollermann“ seinen Freund Michael „abstrafte“. Es durften auch nicht die fast täglichen Privatkriege mit den „Rotzbuben“ aus der Gasfabrikstraße fehlen, welche täglich pöbelten und sogar mit Steinen warfen. Sehr emotional war die Schilderung der Exkursionen mit Lehrer Huber in der 3. Klasse, der den Kindern ihre schöne Heimatstadt Amberg näher brachte und die Freunde zu eigenen Erkundigungen der engen, verwinkelten Gassen der Altstadt ermunterte.

Nach der 4. Klasse schaffte der zehnjährige Gerner den Übertritt an das damals so genannte Humanistische Gymnasium. Auch in diesem Kapitel wurden einige Flausen von Professoren geschildert, die noch heute, nach über 50 Jahren unvergessen sind. Eigenartigerweise ergriffen viele Anwesende aus der Klasse, so wie Michael Gerner, den Lehrberuf. Ein ehemaliger Mitschüler erklärte an diesem Abend: „Natürlich hat die Schule geprägt, positiv und negativ. Wir wollten es anders und besser machen.“ Gerner schilderte ausführlich die Kämpfe um die Schülerzeitung „Symposion“. Die Zensur, ein „beratendes Eingreifen“ genannt, führte sogar zum Verweis eines Redaktionsmitgliedes „von der Anstalt“. Ein Lehrer: „Wir leben in einer Demokratie, und ich schaffe an.“ Anschaulich schilderte Gerner eine nachmittägliche Redaktionssitzung in einem Kellerraum unter der Turnhalle, die versehentlicherweise bis zum nächsten Morgen verlängert wurde, da ein Mädchen aus der Gruppe die Tür zuzog, die nun von innen nicht mehr zu öffnen war.

Als Michael Gerner einmal ins Büro des „Direx“ zitiert wurde, entdeckte er ein Schreiben, das von ihm handelte. Gerade als er es in die Hand nahm, kam der Schulleiter zurück und schrie: „Gerner, Sie sind ein Charakter-Schwein.“

Das Buch von Michael Gerner gibt es in der Buchhandlung Carl Mayr in Amberg für 20 Euro zu kaufen oder über Bestellung beim Autor: gernercum[at]t-online[dot]de  Der Reinerlös geht an die „Zelt-Schule Syrien e.V.“.

Michael Gerner wurde 1952 in Regensburg geboren; aufgewachsen ist er in Amberg. Abitur "baute" er 1972 am Erasmus-Gymnasium; 1978 zog er in den Landkreis Landsberg/Lech, war dort dort Lehrer an Grund- und Hauptschule; ab 1994 Seminarrektor im Landkreis Starnberg, später in Traunstein, Berchtesgadener Land und Rosenheim. Er wohnt seit 1996 in Stephanskirchen im Landkreis Rosenheim und ist seit 2017 in Pension.

Josef Schmauser ist Heimatpfleger und schreibt als freier Mitarbeiter der Amberger Zeitung über die Autorenlesung im Casino.

 
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