Wenn von Schulbildung in vergangenen, vermeintlich besseren Zeiten die Rede ist, hört man manchmal ungläubig schwärmen: „Meine Oma konnte Schillers ‚Glocke‘ auswendig, den ganzen Text!“ – und das sind immerhin 426 Verse. Wer sich dieses Bildungserlebnis gönnen will, ohne etwas auswendig lernen zu müssen, hat beim Konzert der Amberger Chorgemeinschaft am Sonntag, 23. März, die Gelegenheit dazu. Andreas Romberg, ein Zeitgenosse Schillers und Beethovens, hat „Das Lied von der Glocke“ komplett vertont.
Schiller kannte den Vorgang des Glockengießens aus eigener Anschauung sehr gut, denn der Vater eines Schulfreunds war Glockengießer. Dort bestaunte Schiller schon in jungen Jahren diesen Vorgang und kam später wieder, um sich Fachbegriffe erklären zu lassen. Die Rolle des Erklärers hat im „Lied von der Glocke“ der Meister, der in den sogenannten Meisterstrophen die Arbeitsschritte beim Glockenguss beschreibt – in Rombergs Vertonung fällt diese Aufgabe dem Bass-Solisten zu. Dazwischen stellen die anderen Solisten und der Chor die Gelegenheiten dar, die einen Anlass zum Läuten der Glocke geben: Sie wird ertönen bei Gottesdiensten zu Hochzeiten, Trauerfeiern, aber auch bei Gefahr – und all diese Situationen werden musikalisch geformt.
Ausdrucksstarke Solisten
Daniel Blumenschein singt die Rolle des Glocken-Meisters. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig und absolvierte Meisterkurse bei Thomas Hampson, Peter Schreier und Theo Adam. Mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme tritt er regelmäßig mit renommierten Ensembles wie dem Thomanerchor Leipzig, dem Gewandhausorchester und dem MDR-Sinfonieorchester auf. Seine technische Präzision in Verbindung mit emotionaler Ausdruckskraft verleihen den Worten des Meisters Kraft und Farbe.
Die Sopranistin Manuela Falk studierte Opern- und Konzertgesang an der Musikhochschule in Würzburg und besuchte mehrere Meisterkurse. Sie war Solistin beim Mozartfest und sang im Rahmen von Opernproduktionen; neben ihrer Tätigkeit auf der Opernbühne ist für sie die Kirchenmusik ein weiterer sängerischen Schwerpunkt. Außerdem ist sie Stimmbildnerin beim Jugendchor des Fränkischen Sängerbundes und betreut darüber hinaus weitere Chöre und Ensembles. Im September 2023 erhielt sie die Position der Fachberaterin der Ministerialbeauftragten für Musik in Bayern an beruflichen Schulen.
Die Mezzosopranistin Nicole Glamsch begann ihre Gesangsausbildung in Ansbach und Nürnberg. An der Konzert- und Opernakademie Henfenfeld beschäftigte sie sich intensiv mit dem Repertoire der Oper und Operette. Konzerte mit dem Chamber Choir of Europe führten sie unter anderem nach Meran und in das Leipziger Gewandhaus.
Der Tenor Benedikt Heggemann erhielt seine grundlegende musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. In Würzburg studierte er Gesang an der Hochschule für Musik bei Professorin Alexandra Coku. Konzerte mit renommierten Orchestern wie der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Orchestre Symphonique de Montreal oder La Banda und Dirigenten wie Kent Nagano, Joshua Rifkin, Yuwal Weinberg führen ihn immer wieder weit über Bayerns Grenzen hinaus.
Weitere Glockentöne
Das Bohemia Sinfonieorchester Prag, ein bewährtes Ensemble aus Profi-Musikern, das in ganz Europa gastiert, begleitet die Amberger Chorgemeinschaft und die Solisten, auch bei den zwei weiteren Werken dieses Programms, das durch das Thema „Glocke“ verbunden ist. Henry Purcells „Bell Anthem“ wurde so benannt, weil die Orchesterinstrumente in einer Passage das absteigende Geläut von englischen Kirchenglocken imitieren; eigentlich trägt es den Titel „Rejoice in the Lord alway“ („Freut euch im Herrn allezeit“). Das lange Zeit Johann Sebastian Bach zugeschriebene Werk „Schlage doch, gewünschte Stunde“ stammt, wie man inzwischen erforscht hat, von Bachs Zeitgenossen Georg Melchior Hoffmann, und hier sind im Orchester tatsächlich zwei Glocken vorgesehen.
Das Konzert der Amberger Chorgemeinschaft unter der Leitung von Dieter Müller beginnt am Sonntag, 23. März, um 19 Uhr im Kongregationssaal bei St. Georg, Amberg. Der Eintritt kostet 24 Euro, für Schüler und Studenten 18 Euro; Karten sind bei der Tourist-Info Amberg (Hallplatz) und an der Abendkasse erhältlich.
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