Amberg
21.03.2023 - 12:05 Uhr

Liederabend zum 150. Geburtstag von Max Reger im Amberger Stadttheater ein Genuss

„Auf Reger“ anstoßen wollten die Mezzosopranistin Nicole Glamsch und der Pianist Philipp Heiß zum 150. Geburtstag des Komponisten. Im Jubiläumskonzert wurde aber auch deutlich, dass Reger selbst ein „Aufreger“ war.

150 Jahre Max Reger: der Liederabend im Stadttheater Amberg war ein Genuss. Den Abend gestalteten die gebürtige Bayreuther Mezzosopranistin Nicole Glamsch und Philipp Heiß am Klavier. Bild: Stephan Huber
150 Jahre Max Reger: der Liederabend im Stadttheater Amberg war ein Genuss. Den Abend gestalteten die gebürtige Bayreuther Mezzosopranistin Nicole Glamsch und Philipp Heiß am Klavier.

Zur Geburtstagsparty für Max Reger hatten Mezzosopranistin Nicole Glamsch und der Pianist Philipp Heiß nicht nur die Musikliebhaber eingeladen, sondern auch auch Regers Zeitgenossen, Komponisten, die ihn beeinflusst haben oder von ihm beeinflusst wurden. Heiß’ kenntnisreiche, dabei aber auch humorvolle Moderation, die intime Atmosphäre des Amberger Stadttheaters und die wunderbare Musik machten das Konzert zu einem hohen Genuss, der auch dazu anregte, sich intensiver mit den nicht leicht zugänglichen Liedern des großen Spätromantikers zu beschäftigen.

Reger hat über 300 Lieder geschrieben. Zwölf davon trugen Glamsch und Heiß vor. Das gemeinsame Thema war die Liebe, aber in welch unterschiedlicher Gestaltung! Schon das erste Lied, „Mein Traum“, zeigte, dass Regers Liedschaffen sich dem Zuhörer nicht sofort erschließt.

Sehr moderne Harmonien forderten nicht nur die Sängerin und den Pianisten, sondern auch die Zuhörer. Glamsch vermochte aber mit ihrer eleganten, flexiblen Stimme und ihrem verständnisvollen Vortrag die Seele der Lieder fühlbar zu machen. Sie schien die unterschiedlichen Emotionen zu leben. Ob schelmisch bei „Einen Brief soll ich schreiben“, verhalten leidenschaftlich in „Aus den Himmelsaugen“ oder zärtlich in „Maiennacht“, immer sang Glamsch aussdrucksstark mit warmer Timbrierung, strahlenden Höhen, schöner Dynamik und sinnlich-vollem Piano.

Heiß war ihr am Flügel ein einfühlsamer Begleiter. Stets nahm er sich zurück und beschränkte sich darauf, Glamsch einen Rahmen zu geben, der ihren Part betonte und in dem sie strahlte. Die beiden Künstler agierten in vollendeter Harmonie. Da reichte ein kurzer Blick, ein kaum sichtbares Nicken für die Abstimmung, um den Zuhörern einen erlesenen Musikgenuss zu bescheren.

Immenses Werk erschaffen

Reger war buchstäblich ein „Akkordarbeiter“, der in nur 43 Lebensjahren ein immenses Werk erschuf. Er wusste, dass seine Kompositionen schwer sind, aber Kritikern sagte er deutlich, dass keine Note darin zu viel ist. Künstlertum und Anerkennung sah er recht nüchtern: „Das Schwein und die Künstler haben das gemeinsam, dass man sie erst nach dem Tode schätzt.“ Tatsächlich war er allerdings zu Lebzeiten ein Superstar.

Heiß und Glamsch zeichneten Regers Lebensstationen nach von der Geburt in Brand bei Weiden über Wiesbaden, München, Leipzig, wo er Universitätsmusikdirektor war, und Meiningen. Hier hatte er die Stelle des Hofkapellmeisters inne. In Leipzig starb Reger an Herzversagen.

Anekdoten und Zitate machten den Komponisten greifbar und menschlich. Wenn ein Mensch, eingebunden in künstlerische Traditionslinien, einen runden Geburtstag feiert, kommen Kollegen zum Gratulieren. Deshalb erklangen zwei von Wagners „Wesendonck-Liedern“, schließlich war es eine Wagner-Aufführung, die den jugendlichen Reger dazu bewog, Komponist zu werden. Auch Clara Schumann, stellvertretend für viele Komponistinnen des späten 19. Jahrhunderts, und Johannes Brahms gratulierten, dann auch Richard Strauß. Als der Repräsentant schlechthin der musikalischen Moderne war er ein Kontrast zu Reger, der sich in keine Schublade pressen lässt.

Zugabe gefordert

Nach Regers innigem „Friede“ forderte das begeisterte Publikum stürmisch eine Zugabe, und Glamsch sang „Waldeinsamkeit“, ein Volkslied, das Reger für ein Preisausschreiben komponierte. Damals wurde das Lied nicht prämiert, jetzt verzauberte die zärtliche Keckheit die Zuhörer so, dass sie noch ein Lied forderten, und noch einmal spottete Glamsch „Von der Liebe“. Hinreißend!

 
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