Der Podcast mit Jenny Caudill, Leiterin des Tierheims in Amberg:
Sie sind ein beliebtes Geschenk für Kinder und gelten als pflegeleichte, kuschelige Mitbewohner: Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen. Doch Jenny Caudill warnt: "Deren Haltung wird bis heute komplett unterschätzt." Vor allem während der Lockdowns in der Coronapandemie seien sie gehäuft als Beschäftigung und Ablenkung für Kinder angeschafft worden.
Doch inzwischen sind die Lockdowns längst Geschichte, die Langeweile verflogen. Und nun? Die Leiterin des Tierheims in Amberg befürchtet für viele Kleintiere das Schlimmste: "Die Tiere hocken in ihren Käfigen in den Zimmern und werden, wenn sie Glück haben, gerade mal so mit Wasser und mit Futter versorgt." Hunde würden zumeist noch zurückgegeben werden, doch Kaninchen und Meerschweinchen, "die leiden still", erklärt Caudill.
Auch Kristina Berchtold, Sprecherin des Tierheims in München, bestätigt auf Anfrage von Oberpfalz-Medien: Bei Kleintieren merke man es nicht so schnell, wenn es ihnen an etwas fehle – anders als bei Hunden und auch bei Katzen. "Wenn man diese vernachlässigt, entwicklen sie ein Störverhalten." Vor allem Kaninchen würden immer noch oft als ideales Einstiegshaustier für Kinder dargestellt. "Dem ist aber nicht so, sie brauchen eine durchaus anspruchsvolle Pflege", sagt Berchtold.
Experten empfehlen Gehege
Doch wie sollten Besitzer ihre Kleintiere wie beispielsweise Meerschweinchen und Kaninchen nun halten? Grundsätzlich sei es für Meerschweinchen in Ordnung, im Haus gehalten zu werden. Was jedoch durchaus ein Problem darstelle, seien die oftmals viel zu kleinen Käfige, in denen die Tiere gehalten werden, berichtet der Tierschutzverein Tasso und geht weiter ins Detail: "Es gibt eine einfache Faustregel, die besagt, dass jedes Meerschweinchen einen Platz von mindestens einem Quadratmeter im Gehege haben sollte. Da Meerschweinchen grundsätzlich nicht alleine gehalten werden dürfen, ist jedoch eine Fläche von mindestens zwei Quadratmetern notwendig."
Auch Kaninchen seien laut Angaben von Tasso Gruppentiere, die sich in Einzelhaltung wie in Isolierhaft fühlen. "Damit die Tiere glücklich sind, sollten mindestens zwei Kaninchen zusammen gehalten werden. Für ihr Wohlbefinden brauchen Kaninchen Sozialkontakte und Kommunikation", schreiben die Experten. Für eine artgerechte Haltung sollten die Tierhalter unbedingt beachten, dass Kaninchen viel Platz und Bewegungsfreiheit brauchen. Es braucht also ein großes und weitläufiges Außengehege – als Richtlinie nennen die Expertinnen und Experten von Tasso hier circa sechs Quadratmeter für zwei bis drei Kaninchen.
Elf Kaninchen aus der Not gerettet
Veli Kabadayi kennt das Problem mit den Kleintieren ebenfalls. Er ist leitender Pfleger im Tierheim Schwandorf. Viele von ihnen würden in den Käfigen eher vor sich hin vegetieren als ein glückliches Leben zu führen. Am vergangenen Dienstag habe er erst elf Kaninchen bei einer Beschlagnahmung gerettet. "Sie standen 30 bis 40 Zentimeter in ihrem eigenen Kot, hatten kein Futter und kein Wasser", sagt er.
Kabadayi erkennt außerdem einen zusätzlichen unschönen Trend: "Die Leute sind nicht mehr bereit, mit den Tieren zu arbeiten." Das merke er vor allem bei den Hunden, die zu ihm ins Tierheim kommen. Zahlreiche Menschen hätten sich während der Coronapandemie Hunde angeschafft, doch eine Hundeschule hätten zu viele von ihnen bis heute noch nicht besucht.
Und auch die Schilderungen von Kristina Berchtold unterstreichen Veli Kabadayis Feststellung, dass die Menschen ihre eigenen Tiere eigentlich gar nicht mehr richtig kennen und sich zu wenig mit ihnen beschäftigen. "Wir haben während der Pandemie viele Ziervögel und Papageien bekommen", sagt die Sprecherin des Tierheims in München. Ein oft genannter Grund bei der Abgabe lautete: Die Tierhalter habe der ständige Gesang und das Gezwitscher im Homeoffice genervt.
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