Die Deutschen sind Weltmeister im Mülltrennen. Wie das richtig geht, haben kürzlich sechs Migranten in Amberg gelernt. Unter der Leitung von Migrationsberaterin Patrycja Sobczyk und Dolmetscher Suhman Salim Abdal sortierten die Teilnehmer verschiedene Utensilien aus einer Beispielmüllbox in die verschiedenen Müllsäcke. Unterstützt wurden sie von Experten der Stadt Amberg. Neben den allgemeinen Mülltrennungsregeln der Stadt Amberg behandelte die Kursleiterin aber auch Sperrmüllentsorgung. "Die Migranten haben wenig Informationen und Erfahrung dahingehend, was man genau veranlassen muss, um die alten Möbel oder Geräte richtig zu entsorgen", sagt Sobczyk.
Damit sind die Migranten allerdings nicht alleine. "Mit den Feinheiten der Mülltrennung tun sich auch viele Amberger schwer. Glühbirnen sind zum Beispiel ein komplizierter Sonderfall", sagt Kerstin Seuß von der Abfallberatung Amberg. So gehörten nur Birnen mit alter Fassung in den Restmüll, neuere Modelle dagegen in die Elektrogerätesammlung. Für den Umgang mit Plastik hat sie eine einfache Faustregel: "Ist es eine Verpackung wie ein Milchkarton oder die Folie um das Gemüse, dann gehört es in den gelben Sack. Ist es Hartplastik wie Spielzeug, dann gehört es auf den Wertstoffhof." Alles weitere Plastik wie Zahnbürsten gehöre in den Restmüll, weil es unhygienisch und somit nicht mehr recyclingfähig sei. Solange Verpackungen "restentleert" sind, müssen sie laut Seuß für den gelben Sack nicht extra gereinigt werden.
Mülltrennen erleichtert den Alltag
Das Thema Mülltrennung liegt Sobczyk am Herzen. "Für mich privat ist das Thema Umwelt sehr wichtig und ich finde, es stellt auch einen Teil des Integrationsprozesses dar." Aufgrund wiederholter Probleme mit der Mülltrennung in der Leopoldstraße, in der viele Neuankömmlinge leben, habe sie den Workshop entwickelt. Das Wissen darüber, was in welche Tonne gehört, sei wichtig für Migranten, um vollständig in Deutschland anzukommen. "Sehr oft wollen potenzielle Vermieter die Wohnung nicht an Flüchtlinge vermieten, da sie Angst vor Problemen bei der Mülltrennung haben", berichtet die Migrationsberaterin des Caritasverbandes Amberg-Sulzbach aus ihrem Arbeitsalltag.
Auch Seuß wünscht sich mehr Interesse für Abfalltrennung: "Es läuft in Amberg schon ganz gut, aber gerade beim Biomüll könnte man mehr daraus machen." Viele hätten die Tonne nur zu Hause, weil sie gesetzlich vorgeschrieben sei. Gerade Essensreste würden immer wieder im Restmüll landen, obwohl sie in den Kompostieranlagen recycelt werden könnten. "Die Biotonne mehr zu benutzen ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel: Restmülltonnen sind am teuersten. Wer richtig trennt, braucht eine kleinere Tonne und spart so", erklärt Seuß. Besonders für Fallobst sei die Biotonne wichtig, da es bei falscher Entsorgung in Grüncontainern zu Problemen kommen könne. "Dort bleibt es liegen und stinkt, weil der Greifarm für die Grünabfälle es nicht ausbaggern kann", erklärt Seuß. Größere Mengen könnten auch kostenlos am Wertstoffhof entsorgt werden.
Abfallaktionen für mehr Verständnis
Der Workshop war der erste seiner Art in einer geplanten Serie von Veranstaltungen für Migranten in Amberg zum Thema Abfallentsorgung. Um festzustellen, ob ihr Workshop von Erfolg gekrönt war, will Sobczyk in einigen Wochen die Mülltrennung in der Leopoldstraße unter die Lupe nehmen. Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem ersten Workshop will sie das Konzept mit Migranten weiterentwickeln und deutsche Mülltrennung verständlicher machen. Sobczyk hofft, dass ihr Projekt langfristig einen Beitrag dazu leistet, Migranten die Wohnungssuche zu erleichtern.
Auch Seuß hofft, dass Mülltrennungsaktionen in Zukunft das Interesse und das Verständnis für die Thematik erhöhen: "Wir sind hier in einer sehr guten Lage, weil täglich unser Müll abgeholt wird und es keine Staus in den Müllverbrennungsanlagen gibt. Dafür können wir auch ein bisschen was zurückgeben." Oberstes Ziel sei allerdings immer noch, den Müll zu reduzieren.
Das hilft, wenn die Biotonne stinkt
Mülltrennung in Amberg
Die Mülltrennung im Landkreis folgt den gleichen Regeln wie in der Stadt; allerdings wird nur Papier- und Restmüll abgeholt. Weiterer Abfall muss selbst getrennt zum Wertstoffhof gebracht werden.
- Papiertonne: Papier, Karton, Pappe, saubere Kartons von Tiefkühlkost, Kuverts, Zeitschriften
- Nicht in die Papiertonne: Verschmutztes Papier (Papierservietten, fettige Papiertüten), abgelöste Tapeten, Kassenzettel, Wachs und Ölpapier, Backfolien, Butterbrotpapier), beschichtetes Papier (z.B. Milchkartons)
- Restmüll: Alles, was nicht wieder verwertbar ist, z.B. kaputte Gebrauchsgegenstände (Kleiderbügel, Zahnbürsten), Hygieneartikel, Kleintierstreu, Disketten, Zigarettenkippen, verunreinigtes Papier, abgelöste Tapeten, verbrauchte Stifte, Staubsaugerbeutel, ausgetrocknete Farbe, Nylonstrümpfe, altmodische Glühbirnen, Einwegfeuerzeuge, Schnellhefter aus Kunststoff, Teppichreste, unbrauchbare Textilien (Putzlappen, Federbetten)
- Nicht in den Restmüll: Papier, Altglas, Aluminium- und Weißblechdosen, Verkaufsverpackungen, Biomüll, Elektrogeräte, Bauschutt, Problemmüll
- Gelber Sack: Verpackungen aus Kunststoff oder Alu (z.B. Joghurtbecher, Shampoo-Flaschen), Styroporformteile, Aludeckel von Joghurtbechern, Alufolien, leere Farbeimer, Pflanztöpfe
- Nicht in den Gelben Sack: Plastikschüsseln, Strohhalme, Wäschekörbe, Plastikspielzeug, Einweggeschirr, Putzeimer, Kleiderbügel, Baustellenstyropor
- Biotonne oder Kompost: Obst- und Gemüseabfälle, Speisereste, Eier- u. Nussschalen, Milchprodukte, abgelaufene oder rohe Lebensmittel, Kaffeefilter und Teebeutel, Pflanzenabfälle, Holzspäne
- Nicht in die Biotonne: Fette, Öle, Kleintierstreu, Federn, Inhalt von Staubsaugerbeuteln, Kohlenasche, Ölruß, Hygieneartikel
- Sperrmüll: Elektrogeräte und Möbel (Anmeldung nötig)
- Wertstoffhof oder spezielle Entsorgungsstationen: Batterien, Altglas, Kleider, Öl, Dosen, Gartenabfälle, Möbel, Elektronik, Korken, Medikamente, Problemmüll, Hartkunststoff
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