Treue sei einer der schönsten Soldatentugenden, so Franz Kölbl, der Vorsitzende der Militärkameradschaft Amberg in seiner Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste beim Festakt 150 Jahre Militärkameradschaft Amberg im großen Rathaussaal. Zu diesen Tugenden zähle, die Gräber und Gedenkstätten für gefallene Soldaten zu pflegen. "Die Militärkameradschaft steht für eine friedliche Zukunft in Deutschland. Frieden, Freiheit, Sozial- und Rechtsstaatlichkeit sind kein Geschenk, das leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden darf. Das alles zu bewahren, dafür tritt die Militärkameradschaft ein", sagte Kölbl.
Vor der Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal hob Oberstleutnant d.R. Stephan Koller, Leiter des Verbindungskommando Stadt Amberg hervor, dass seit Bestehen der Militärkameradschaft Kameradschaft und Freundschaft neben dem Gedenken an die gefallenen Soldanten und die unzähligen Getöteten beider Weltkriege im Vordergrund standen. "Diese Totenehrung soll uns erinnern und bewusst machen", so Koller, "wie unsäglich die Menschheit in diesen Zeiten gelitten habe, wie Menschen verachtend gequält und in den Tod getrieben wurden oder ihr Leben lassen mussten auf den Schlachtfeldern und im Bombenhagel auf Europas Städte." Aktuell erlebe man ein Erstarken "verhängnisvoller Ideologien und Fremden- und Demokratiefeindlichkeit", mahnte Koller. "Auch in Deutschland kommt bedauerlicherweise vermehrt rechtspopulistisches Gedankengut auf; Ähnliches geschieht in Italien, Frankreich, Ungarn und in den Niederlanden." Koller betonte ausdrücklich, dass der Jahrzehnte lange Frieden in Europa eine Folge des europäischen Vereinigungsprozesses war und wer dieses Rad zurückdrehen will, müsse sich bewusst sein, was auf dem Spiel stehe. Aktuelle Konfliktherde in der Ukraine, in Israel oder dem Kosovo seien gerade einmal zwei oder drei Flugstunden entfernt. "Einigkeit und Recht und Freiheit muss uns bewusst sein, gerade in Zeiten, in denen Putin ein menschenverachtendes Gemetzel in seinem Nachbarstaat verüben lässt."
"Erlebtes nicht vergessen"
In seiner Festansprache unterstrich Bürgermeister Martin Preuß, die Militärkameradschaft Amberg dürfe von echter Tradition sprechen, wenn man die Beweggründe der einstigen Akteure hinterfrage, nämlich Erlebtes nicht zu vergessen und vor schrecklichen Folgen eines Kriegs zu warnen. "Soldatenfriedhöfe, Kriegerdenkmäler, Gedenktafeln und Gedenkfeiern erinnern uns daran, wie viele junge Menschen in beiden Weltkriegen eines hoffnungsvollen Lebens beraubt wurden." Deutschland sei nun ein Dreivierteljahrhundert von Kriegen verschont worden, dennoch müsse politische Stabilität, Wohlstand, Frieden und Freiheit gegen Feinde von Demokratie und Pluralismus verteidigt werden. Über Jahrzehnte sei Amberg ein wichtiger Militärstandort gewesen, so Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl. Sie schätze den Dialog mit den Bundeswehrsoldaten und für sie leisten Militärkameradschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Otmar Krumpholz, der Präsident der Bayerischen Kameraden- und Soldatenvereinigung (BKV) meinte, die Militärkameradschaft Amberg könne stolz auf ihre bewegte Vereinsgeschichte sein. Wichtig sei es vor allem, für Frieden und Demokratie einzustehen.
Ehrung verdienter Mitglieder
Der BKV-Bezirksvorsitzende Paul Kastner verwahrte sich davor, dass Militärkameradschaften Kriegstreiber seien. "Unsere Uniformen tragen wir zur Ehre unserer gefallenen Soldaten.“ Oberstleutnant d.R. Werner Gebhard, der Ehrenvorsitzende der BKV-Kreisgruppe Oberpfalz Mitte meinte, in Erinnerung an das Leid beider Weltkriege gewinne der Nato-Leitspruch „Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit“ immer mehr an Bedeutung. Zum Abschluss des Festaktes ehrte Franz Kölbl noch verdiente Mitglieder und Förderer der Militärkameradschaft; so erhielt Stefan Perl das Treuekreuz, Bernhard Exner das Ehrenkreuz in Bronze, Anton Bruckmüller und Martin Preuß das Ehrenkreuz in Silber, Reinhard Goger das Verdienstkreuz in Bronze, Gabriele Wennicke die Verdienstbrosche in Silber und Peter Kist die Ehrenmedaille am Band. Für ihre Fahnen erhielten die am Festakt teilnehmenden Reservisten- und Soldatenkameradschaften Fahnenbänder
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Knappschaftskapelle Amberg.
Stationen der Militärkameradschaft Amberg
- Am 23. Mai 1874 erfolgte der Aufruf im Amberger Tagblatt, dass alle nachweisbar unter deutscher Fahne im Felde gestandenen Militärs der Reserve und Landwehr, sowie die Veteranen aller Grade sich zur Gründung eines Veteranen- und Kriegervereins für Montag, 25. Mai 1874, behufs Feststellung der Statuten im Saale beim unteren Schanderl einfinden sollten
- Dem städtischen Magistrat wurde am 1. Juni 1874 mitgeteilt, dass ein Veteranen- und Kriegerverein gebildet und Hauptmann a. D. Pfeiffer als Vorsitzender gewählt wurde
- 1933 musste der Verein seine Tätigkeit einstellen und 1945 wurden alle Kriegervereine verboten
- Mit Aufstellung der Bundeswehr nimmt die Militärkameradschaft Amberg ihre Tätigkeit auf, widmet sich der Pflege von Gräbern und Ehrenmalen für Kriegsopfer sowie der Heimatpflege.
- 1986 Patenschaft mit der Stabskompanie der Panzerbrigade 12, die über Jahre ein Vergleichsschießen organisierte, bis die Stabskompanie nach Cham verlegt wurde
- 100 Jahre Veteranenwallfahrt auf den Maria Hilf Berg wurde 2001 gefeiert
- Die Soldatengräber im Katharinenfriedhof wurden 2006 renoviert, die alljährliche Pflege erfolgte durch die Militärkameradschaft Amberg, ab 2017 durch die Kurfürstliche Schlosswache
- Eine umfangreiche historische Rückschau auf die Militärkameradschaft Amberg bietet ein Vortag des Amberger Stadtarchivars Dr. Andreas Erb am 5. Juni um 19 Uhr bei der VHS im Raseliushaus
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