Mozart ohne Staub, Puder und Patina im Amberger Stadttheater

Amberg
26.09.2022 - 14:18 Uhr

Die Konzertsaison der Stadt Amberg startete am Freitagabend mit Glanz und Gloria. Wie schon 2021 war das Orchester „Akademie für Alte Musik“ aus Berlin zu Gast, wieder gab es Musik der Wiener Klassik, dreimal Mozart und einmal Wranitzky.

Das Orchester "Akademie für Alte Musik" aus Berlin spielte im Stadttheater Amberg furios auf.

Die Besonderheit des renommierten Berliner Ensembles ist die Verwendung von Instrumenten, wie sie zur Zeit von Haydn, Mozart und Beethoven benutzt wurden. Man musiziert mit den damals üblichen Spieltechniken und Gestaltungsmitteln, also „historisch informiert“, so der gängige Begriff. Die "Akademie" besteht aus einem Team hervorragender Spezialisten, sie begeisterten mit quicklebendiger Frische, reaktionsschneller Spielfreude, aber auch mit inniger Wärme und einer besonders reichen Palette an Affekten und Stimmungen. Konzertmeister Bernhard Forck (Violine) steuerte das Schiff mit knapper und klarer Führung. So ergab sich ein kammermusikalisch vernetztes Musizieren, bei dem viel Verantwortung bei den Spielern lag. Der Gesamtklang erwies sich als leiser, aber farbig und kontrastreich. Mozarts Musik kam viel feinsinniger, witzig-ironischer, inniger, aber auch schärfer und frecher über die Rampe. Man wünscht der Akustik jedoch mehr Nachhall, wie in einem guten Konzertsaal.

Ein Salzburger begeistert Paris

Am Beginn stand Mozarts „Pariser Symphonie“ in D-Dur KV 297 von 1778, auftrumpfend, virtuos beweglich, im langsamen Satz schroffe Wechsel von energischen, lieblichen und scherzhaften Melodiegesten, zweifelnd-nachdenkliche Motive unterstrichen die emotionale Tiefe. Im Programmblatt fehlten leider die Satzbezeichnungen.

Zu einem Ereignis geriet das Oboenkonzert F-Dur KV 314. Die famose Xenia Löffler faszinierte an der historischen Oboe, ihr seelenvolles Spiel ging unter die Haut. Das Instrument bestach mit recht unterschiedlichen Klangregistern, füllig in der Tiefe, delikat geschärft in der Höhe, näher an der Schalmei. Es wirkte hinreißend innig und charmant, suggestiv sprechend und singend, entspannt und natürlich.

Musik für Mäzene

Der mährische Komponist Paul Wranitzky war in Wien ein großer Name, er war Chef-Dirigent einiger Theater, er und Mozart waren Freimaurer-Freunde. Seine Symphonie D-Dur op. 36 entstand vor 1799, zur Hochzeit von Erzherzog Joseph mit der russischen Großfürstin Paulowna. Sie bricht mit einigen Traditionen: Die Mittelsätze trumpfen mit türkischer „Janitscharenmusik“ auf, statt eines altmodischen Menuetts gibt es eine launige Polonaise. Die Bläser glänzten bei mehr solistischen Aufgaben.

Zum Finale Mozarts Sinfonie D-Dur KV 385 (etwas viel D-Dur an einem Abend), geschrieben zur Erhebung Sigmund Haffners in den Adelsstand. Noch einmal kamen die famosen Holz- und Blechbläser zum Zug (sie können auch ein außerordentlich kultiviertes Piano!), ebenso die samtigen Streicher. Und wieder ließen die Berliner die Melodie-Gesten so wunderbar plastisch sprechen. Die zahlreichen Hörer spendeten reichen Applaus, als Zugabe gab es noch mal Trio und Menuett aus KV 385.

 
 

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