Amberg
13.01.2019 - 11:04 Uhr

Mit Mr. Moon durchs Märchenland

Märchen sind nur was für Kinder, oder? Nein! Das zeigen die Tanzschüler des Ballettstudios Magic Shoes. Ihre Aufführung "Mr. Moon's Fairytales" erinnert die Zuschauer nicht nur an ihre eigene Kindheit.

Auch Hebefiguren gelingen den Tänzerinnen und Tänzern fehlerfrei - da vergisst man schon mal, dass hier eigentlich nur Laien auf der Bühne stehen. Bild: Judith Lehner
Auch Hebefiguren gelingen den Tänzerinnen und Tänzern fehlerfrei - da vergisst man schon mal, dass hier eigentlich nur Laien auf der Bühne stehen.
Fast völlig fehlerfrei tanzen sich die 110 Ballettschüler durch den Abend - in aufwändigen Kostümen und mit viel Hingabe zu ihrem Hobby. Bild: Judith Lehner
Fast völlig fehlerfrei tanzen sich die 110 Ballettschüler durch den Abend - in aufwändigen Kostümen und mit viel Hingabe zu ihrem Hobby.

Von Judith Lehner

Noch bevor die Aufführung begann, ehrte Leiterin Patricia Ederer die Schüler, die schon seit 10, 15 beziehungsweise 20 Jahren bei der Sulzbacher Ballettschule tanzen. Als der Vorhang der ACC-Bühne aufgeht, zeigt das Bühnenbild den Mond - und einen Jungen, der eben diesem von seinen Problemen erzählt, da ihm sonst niemand zuhört. Gerade als sich Tim über Stress in der Schule, streitende Eltern und seine nervige Schwester Lucy beklagt, taucht eine seltsame Gestalt neben ihm auf. Es ist Mr. Moon, lebhaft verkörpert von dem professionellen Berliner Schauspieler Sebastian Freigang. Er nimmt Tim und Lucy mit auf den Jahrmarkt der Märchen - wo mehr als 20 Tänze das Publikum durch verschiedene Märchen führen. Die Idee für die Aufführung inklusive Rahmenhandlung und den anspruchsvollen Choreographien stammt von Tanzlehrerin Patricia Ederer selbst. Gemeinsam mit Regisseur Michael Ritz, ihrer Assistentin Alina Langner und unzähligen Helfern hat sie das Projekt "Mr. Moon's Fairytales" verwirklicht.

Gefühle besser als Geld

Auf dem Jahrmarkt beginnt die Tanzaufführung: Bereits die moderne, fulminante Eröffnung mit 27 Tänzern auf der Bühne verspricht einen beeindruckenden Abend. Dem Tanz folgt wieder eine schauspielerische Szene: Lucy und Tim sind an einer Losbude angekommen. Gerade als Tim sein letztes Taschengeld ausgeben möchte, um vielleicht doch noch den Hauptgewinn zu losen, schreitet Mr. Moon ein. Er erzählt das Märchen vom Waldgeist, der sein Herz gegen Reichtum tauscht, dann aber erkennt, dass Gefühle mehr wert sind als alles Geld der Welt. Dieses Motiv setzten die Tänzerinnen anschließend in einem melancholischen, ausdrucksstarken Spitzentanz um - mit beeindruckender Präzision, die sich durch das gesamte, fast vierstündige Programm zieht.

Das nächste Märchen, in das die beiden Geschwister mit Mr. Moon stolpern, ist "Schneewittchen". 18 Königinnen umtanzen scheinbar spielerisch leicht die auf der Bühne aufgestellten Spiegel. Ein tänzerischer Höhepunkt ist dann der "Tanz der Scheherazade". Mit dem Märchen von der Prinzessin, die durch ihre Geschichten den König davon abhält, sie umzubringen, entführen die Tänzerinnen das Publikum in die Welt von Tausendundeiner Nacht. Nachdem die jüngeren Tänzer auf der Bühne Zinnsoldaten zum Leben erweckt haben, zaubert Anna-Maria Sperber als Sterntaler-Mädchen einen weiteren Höhepunkt auf die Bühne. Tanzend gibt sie all ihre Kleider her. Als sie fast nichts mehr hat, bringen ihr zwei Engel ein goldenes Gewand - ein magischer und fehlerfrei umgesetzter Bühnenmoment.

Als Skelette verkleidet

Aber es ist nicht immer nur harmonisch und idyllisch auf dem Jahrmarkt der Märchen - als eine Gestalt mit einem Beil, eine Hexe und andere unheimliche Gestalten durch die Reihen schleichen, kommt Gruselstimmung auf. Perfekt für den nächsten Programmpunkt, bei dem die Tänzer als Skelette verkleidet auf der Bühne sind. Dann gibt es sogar Live-Musik: Zur irischen Musik der Amberger Band Jack's Heroes zeigten die Akteurinnen, dass sie auch Stepptanz beherrschen. 400 Kostüme hatten fünf Schneiderinnen für die Aufführung genäht. Und ganze zwei Jahre harten Trainings haben die 110 Beteiligten in das Programm gesteckt. Doch der enorme Aufwand hat sich gelohnt. Das zeigt sich auch im zweiten Teil der Aufführung, der mit "Der Prinzessin auf der Erbse" beginnt.

Mit dem Froschkönig sorgen acht Tänzer für einen weiteren Hingucker - indem sie unter Beweis stellen, dass man auch mit Schwimmflossen an den Füßen tanzen kann.

Tim und Lucy lernen, dass aus so manchem Prinzen schon mal ein Frosch wird und Rache alles nur noch schlimmer macht. Das zeigen die Tänzer mit ihrer Umsetzung des Märchenfilms "Maleficent" mit Melissa Baltz als böser Fee und präsentieren auf beeindruckende Weise ihr Können im Spitzentanz. Als Mr. Moon Tim und Lucy wieder in ihre eigene Welt schickt, wollen die beiden zuerst nicht dorthin zurück. Doch Mr. Moon weiß: "Es liegt an euch, euer Leben zu einem schönen Märchen zu machen."

 
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