Amberg
30.08.2019 - 21:18 Uhr

Neue Fragen zum Hotelbau auf dem Mariahilfberg

Das angekündigte Bürgerbegehren der Interessengemeinschaft "Unser Berg" bringt offenbar eine neue Dynamik in die Frage der Sanierung der Bergwirtschaft. Jetzt meldet sich der Vorsitzende der Freunde des Mariahilfbergs zu Wort.

Die Dreieinigkeit auf dem Mariahilfberg (von links): Bergwirtschaft, Gotteshaus und Kloster. Die geplante Erweiterung der Wirtschaft erregt jetzt die Gemüter, vor allem wegen der Auswirkungen auf die anderen beiden Gebäude bzw. deren Nutzung. Bild: Stephan Huber
Die Dreieinigkeit auf dem Mariahilfberg (von links): Bergwirtschaft, Gotteshaus und Kloster. Die geplante Erweiterung der Wirtschaft erregt jetzt die Gemüter, vor allem wegen der Auswirkungen auf die anderen beiden Gebäude bzw. deren Nutzung.

Hans-Jürgen Bumes ist auch Grünen-Stadtrat und -Kreisvorsitzender. Er beklagt in einer Presseerklärung vom Freitag eine "sehr dünne" Informationslage der Stadt "für das Projekt Hotel-Bergwirtschaft". Bereits am 30. Juli hatte Bumes per Mail bei OB Michael Cerny angefragt, ob das Gebäude im Landschaftsschutzgebiet liege. Zudem wollte er wissen, ob die Erschließung des Gebäudes (Energie, Wasser, Abwasser, Verkehr) bei der neuen Nutzung ausreichend sei und worin die im Bauausschuss erwähnten Auflagen des Landesamtes für Denkmalschutz liegen. Weiter fragte Bumes, ob die gegenwärtigen Sondierungsbohrungen zulässig und Schäden an der Kirche ausgeschlossen seien - auch durch die beabsichtigten Erdarbeiten zur Schaffung der Zimmer.

Bumes hält umfassende öffentliche Informationen der Stadt zu diesen Punkten für notwendig, damit sich auch "kritisch und nachhaltig denkende Menschen" ein eigenes Urteil bilden könnten. Was seiner Meinung nach "gar nicht geht: Wenn man aus dem Fußweg in der Verlängerung der Lindenallee eine Feuerwehrzufahrt machen würde".

Hans-Jürgen Bumes Bild: Petra Hartl
Hans-Jürgen Bumes

Auch Eva Maria Fleischmann, eine der Ansprechpartnerinnen der IG "Unser Berg", wandte sich in einer Stellungnahme an die AZ. Sie bewertet einen Hotel- und Gastronomiebetrieb mit 40 Betten sowie einem Veranstaltungssaal für Hochzeiten mit 150 Sitzplätzen als viel zu überdimensioniertes Prestigeprojekt, vor allem wenn dadurch einzigartige und sensible Natur gefährdet werde. Fleischmann fragt etwa, wer (auch finanziell) dafür verantwortlich sei, wenn der Berg durch die Bauarbeiten schieben und die Kirche beschädigt werden sollte.

Ob bei einem Hotelbetrieb höhere Brandschutz-Anforderungen eine zweite Bergzufahrt notwendig machten, habe sie bei der Feuerwehr nachgefragt, so Fleischmann. Sie habe die Auskunft erhalten, dass die Feuerwehr dazu erst im Planungsverfahren gefragt sei. Die von Investor Michael Fellner geäußerte Vermutung, die Kritik an seinem Projekt beruhe auf Neid, weist Fleischmann zurück: Es gehe hier um die Sorge, "dass der Eingriff in die Natur zu gravierend wäre und bei der geplanten Dimension die Ruhe und Beschaulichkeit unsres Berges ein für alle Mal verloren ginge".

Der Aussage von Kirchenstiftungs-Vertreter Franz Mertel, das Bewerberverfahren für den Investor sei transparent gewesen, hält Fleischmann entgegen, nach ihren Informationen seien der Familie Erras "trotz zweimaliger telefonischer Anfrage" die Bewerbungsunterlagen nicht zugesandt worden. Auch stehe, anders als Michael Fellner gegenüber der AZ geäußert habe, "der zukünftige Betreiber schon längst fest". Der Investor werde es nicht schaffen, die IG "mundtot" zu machen.

Die Frage, was ein erfolgreiches Bürgerbegehren gegen die Erweiterung der Bergwirtschaft in dieser Form für das Bauprojekt konkret bedeuten würde, konnte Thomas Graml von der Pressestelle der Stadt am Freitag nicht abschließend beantworten. Man wisse nicht genau, gegen was sich das Begehren richte, da dessen Formulierung noch nicht bekannt sei. Erst mit dieser Kenntnis könne man nähere Aussagen treffen.

Kommentar:

Zwei Pole im Berg-Streit

Nachdem der Artikel über die Pläne der Interessengemeinschaft (IG) „Unser Berg“ in der AZ erschienen war, meldete sich eine andere IG bei der Redaktion, die IG menschengerechte Stadt. Ihr Anliegen: Sie möchte nicht mit der anderen IG verwechselt werden. Denn die IG menschengerechte Stadt nehme zum Bauvorhaben am Berg eine „neutrale Haltung“ ein. Die Verantwortlichen mochten sich jedoch den Nachsatz nicht verkneifen, dass man ein Gespräch mit dem Bauherrn anstrebe, „der im Gegensatz zu niederländischen Investoren vor Ort lebt und auch persönlich erreichbar ist“.
Das scheint sich zum Hauptargument der Hotel-Befürworter zu entwickeln: Wenn ein Einheimischer viel Geld in die ohnehin notwendige Sanierung stecken will und zudem die Attraktivität des Berges steigert, lasst ihn doch machen. Die Gegner des Projekts heben dagegen auf die Gefährdung der Natur, des Gotteshauses, der Ruhe und Besinnlichkeit auf dem Berg ab. Das Bürgerbegehren wird zeigen, welche Argumentationsstrategie siegt.

Markus Müller

Amberg26.08.2019
 
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